Britta-Seb-ontour.de

16.04. - 19.05.2017 Bolivien

 15.05. - 19.05.2017
Titicacasee und die Ausreise aus Bolivien

Von Tiwanaku aus muessen wir nochmal kurz nach La Paz, denn dort hatten wir fuer Sebastian eine Jacke beim Schneider in Auftrag gegeben, die wir noch abholen muessen. Am Nachmittag verlassen wir die Stadt in Richtung Titicacasee, wo wir die naechsten Tage bis zur Weiterreise nach Peru verbringen moechten.






Copacabana ist ein gemuetliches kleines Staedtchen, sehr touristisch, aber dennoch ganz entspannt. Wir uebernachten in Daniels Garten, eine Empfehlung im ioverlander. Hier lassen wir auch unser Auto am Mittwoch und Donnerstag stehen, denn wir machen einen Ausflug zur Isla del Sol.







Mit dem langsamsten Boot der ganzen Insel schippern wir hoffnungslos ueberladen auf die Nachbarinsel. Wir suchen uns ein gemuetliches Zimmer oben im Berg mit Blick auf den Hafen und setzen uns erst mal in den Garten. Wir lesen und neben uns spielt sich das ganz normale Familienleben ab: Tochter und Sohn spielen mit den zwei Hunden und die Mama, die sicherlich Mitte 30 ist, aber schon wie eine Oma aussieht, fertigt Armbaendchen fuer Touristen. Die Technik ist bemerkenswert. Wir kennen die Baendchen nur in geknuepfter Version, sie hingegen hat eine Art Miniwebrahmen gebaut, den sie in der einen Hand haelt und mit der anderen Seite am Fuss befestigt hat. Der Miniwebrahmen besteht allerdings nur aus den Laengsfaeden ohne Rahmen. Mit der noch freien Hand hebt sie manche Faeden hoch, drueckt manche runter und am Ende zieht sie das schon im Webrahmen befindliche Garn nach unten. Nach kurzer Zeit ist sie schon muede und legt sich mit dem Oberkoerper unter den Gartentisch und schlaeft. Wir ziehen irgendwann los und wollen den Ort erkunden. Dazu muessen wir vom Hafen aus erst mal die Inkatreppe – um die 300 Stufen, gefuehlt ca 1000 – nach oben auf den Kamm der Insel. Hier suchen wir uns eine nettes Restaurant, geniessen den Sonnenuntergang und treten irgendwann mit Taschenlampe den Rueckweg an. Es ist erst 20h, aber schon seit zwei Stunden dunkel und wir fuehlen uns hundemuede. Nach 6,5 Monaten ist es nun die dritte Nacht, die wir nicht in unserem Bus schlafen.



Wir schlafen gut, bekommen in der Morgensonne Fruehstueck serviert und klettern die Inkatreppe wieder nach oben. Wir wandern in Richtung Norden, duerfen aber leider nur bis zu einem Aussichtspunkt in der Mitte der Insel. Es gibt seit ein paar Monaten mal wieder Konflikte zwischen einem Dorf im Zentrum der Insel und einem im Norden, daher duerfen Touristen sich nur im Sueden aufhalten. Die Aussicht ueber den Titicacases ist wahnsinnig schoen – wir sind begeistert.













Um 16h faehrt unser Schiff zurueck, wir verbingen noch einen Nacht in Daniels Garten und machen uns am naechsten Morgen bereit fuer die Segnung unseres Busses. Vor der Basilika haben wir unseren Bus geparkt und Copacabana-typisch mit Blumen geschmueckt. Mit einer halben Stunde Verspaetung kommt endlich der Priester und segnet unser Auto, er redet ihm mit ein paar netten Worten gut zu, spritzt Weihwasser auf die Windschutzscheibe, in den Motor- und Innenraum und auf unsere Haende. Jetzt kann ja eigentlich nichts mehr passieren; die bolivianische Art der Kfz- und Lebensversicherung. Wir haben nun die Moeglichkeit mit Gottes Beistand wie ein Bolivianer zu fahren, d.h. Draengeln bis die Aussenspiegel brechen, zweimal Hupen und ohne Ruecksicht auf Verluste die Vorfahrt nehmen, vor Kurven oder Huegeln ueberholen, ohne dass die Geschwindigkeit deutlich erhoeht wird und insbesondere bei Fussgaenger im Visier ohne zu bremsen weiterfahren....



Aber es kam anders, von all diesen Moeglichkeiten machten wir keinen Gebrauch, denn seit der Segnung lief der ganze Tag nur noch schief. Wir verlassen Copacabana und wollen doch einfach nur die 7 Kilometer bis zur peruanischen Grenze hinter uns bringen. Das war nicht im Sinne der Bolivianer, die kurz hinter dem Ort eine Strassensperre errichtet hatten. Eine dieser beruehmten bolivianischen Proteste gegen irgendwas, von denen wir bisher nur gehoert hatten. Die Taxifahrer und Minibusfahrer, die schon dort stehen, scheint die Lage wenig zu stoeren und wir sind vollkommen genervt. Hintergrund ist, das man fuer die Einreise in Peru eine Versicherung abschliessen muss, die man im 2,5 Kilometer entfernten peruanischen Yunguyo bekommt. Dazu hatten wir im Vorfeld Sandra kontaktiert, die am Freitag Nachmittag auf uns warten wuerde – also mussten wir heute hier durch. Wir drehen und fahren auf kleinen Feldwegen mindestens 20 Kilometer Umweg, um dann festzustellen, dass google maps uns ueber die Rollbahn des nicht benutzen Flughafens leiten will. Uns haelt nur das verschlossene Tor davon ab. Am Ende stehen wir mit unserer Kurverei mitten in der Strassensperre, d.h. Vor und hinter uns ist gesperrt. Sebastian rastet aus, springt auf dem Auto und beginnt die Raeumung der Steine und Oelfaesser. Das gefaellt den Protestierenden ganz und gar nicht. Sie kommen auf uns los gestuermt und fragen was das soll: „Die Sachen bleiben da! Das ist eine Blockade! Wer hat Euch die Genehmigung gegeben die Steine wegzuraeumen....?“



- „Wir sind Touristen, haben nichts mit dem Protest zu tun. Wir wollen einfach nur nach Peru und wer hat Euch die Genehmigung gegeben die Strasse zu blockieren!“ Ein riesiger Streit einfacht, wir geben ihnen genau 15 Minuten die Steine zu raeumen. Und es dauert keine zwei Minuten, da raeumen sie die Steine und Faesser bei Seite und winken uns noch freundlicherweise durch die enge Luecke. Nur einer ist sehr erbost und wirft uns seinen Muell ins Auto. Egal, wir sind durch und fahren zur Grenze. Das Auschecken in Bolivien geht schnell, aber die Einreise in Peru ist ein Kapitel fuer sich.  

Damit verlassen wir Bolivien. Sicherlich wuerde das Land noch ein paar Wochen mit seinen Sehenswuerdigkeiten und landschaftlichen Schoenheiten fuellen. Die Aktion „Strassenblockade“ hat unseren durchweg positiven Eindruck etwas gemindert. Gerne kann jeder protestieren, aber dann auch da wo es Sinn macht, aber einen Strasse zu sperren und andere Fahrer damit zu belaestigen koennen wir nicht verstehen.


 06.05. - 14.05.2017
Von Uyuni ueber Oruro, La Paz bis Tiwanaku

 Die Nacht verbringen wir 100 Kilometer hinter Uyuni, schoen ruhig und landschaftlich sehr nett zwischen Felsen am Fluss. Wir starten frueh denn vor uns liegen 441 Kilometer bis La Paz, wo wir Jenni, Soeren und Greta treffen wollen.

 In Oruro machen wir Mittagspause, essen ein Steak und als wir weiter wollen, landen wir mitten im Markt. Der Markt ist sicherlich 10 Kilometer lang und zieht sich durch die halbe Stadt. Zweimal versuchen wir umzudrehen und einen anderen Weg einzuschlagen, aber wir landen wieder auf dem Markt. Um auf die Ruta 1 nach Laz Paz zu fahren, muss man durch den Markt. Fotografisch ist die Fahrt schoen, aber fuer Sebastian als Fahrer der Horror. Der Weg zwischen den Staenden ist eng und die Leute laufen kreuz und quer ueber den Markt, laden Schlafzimmer auf, kaufen und verkaufen Tiere, sitzen essend auf der „Fahrbahn“.







 

Wir kaempfen uns tapfer durch und erfahren spaeter, dass wir durch den groessten Markt des Jahres gefahren sind, der drei Tage dauert. Ohne Diskussion tanken wir zum lokalen Preis unseren Bus und unsere Kanister voll und fahren nach La Paz. Die Strecke ist doppelspurig ausgebaut und etwas langweilig.


kurze Pause in Sica Sica bei der zweitaeltesten Kirche des Landes

Als wir ueber die Berge auf La Paz zufahren sehen wir die Sonne ueber der Stadt untergehen und am Horizont erscheint das Lichtermeer der hoechstgelegensten Grossstadt der Welt. Wir fahren zum Hotel Oberland, dem Wohnmobiltreffpunkt der Stadt.

 Am naechsten Morgen fruehstuecken wir ausgiebig mit Jenni, Soeren und Greta. Gegen Mittag schaffen wir uns immerhin vom Fruehstuecksbueffet in den Garten zum Salatbuffet mit Steak vom Holzkohlegrill...vielmehr passiert an dem Tag nicht mehr – den einen Tag Erholung haben wir uns wirklich verdient.

 Am naechsten Tag fahren wir zusammen in die Stadt, bummeln durch die Gassen und decken uns noch mit dem ein oder anderen Souvenir ein.


Auf dem Markt werden Lamafoeten verkauft, die bei Bau von Haeusern in die Ecken des Fundaments eingebaut werden.

 Am Dienstag ist Jennis 30. Geburtstag, den wir mit einer Quadtour nach El Alto und einem Blick uebers Valle de la luna und La Paz feiern, gefolgt von Steaks im Restaurant. Am spaeten Nachmittag verlassen wir das Hotel Oberland und fahren zusammen zum Flughafen, wo ihr Auto steht. Natuerlich springt es nicht an und wir leisten Hilfe.










 Am Mittwoch fahren wir zur Visabehoerde und lassen erst mal unser 30-taegiges Visa um weitere 60 Tage verlaengern. Am Nachmittag besuchen wir das ethnologische Museum, indem Webarbeiten, Muetzen und Masken aus den Jahren von 200 v. Chr bis heute ausgestellt sind. Wir laufen dann quer durch die Stadt und schauen uns noch ein paar Sehenswuerdigkeiten an. Wir sind uns nicht ganz sicher, ob uns La Paz gefaellt oder nicht: es ist laut, nicht unbedingt sauber, die Strassen sind vollgestopft mit Autos, total verbaut, aber auf der anderen Seite ist es eine interessante Mischung aus alt und modern, Trachten und westlicher Kleidung, Fastfood-Ketten und Essensstaenden auf der Strasse....

 

 
 
1435 - 1500 n. Chr. - Lamahaar


Turban der Paracas - 700 v. Chr - 200 n Chr.

  

     

   
 

 

  
Calle Jean - die schoenste Strasse in La Paz






Das aelteste Haus der Stadt

Am naechsten Tag besuchen wir den Markt in El Alto, in der Naehe des Flughafens. Auf dem Markt wird alles verkauft was man zum Leben braucht, auch gebrauchte Handys. Um den Markt mit Ware zu versorgen, wird Brittas Rucksack aufgeschlitzt und das Handy geklaut. Dem Dieb wuenschen wir die Pest an den Hals. Ab jetzt ist Britta sich sicher, dass sie La Paz nicht mag. (Erreichbarkeit ab jetzt nur noch ueber E-mail, Facebook oder Sebastians Handy)

 Am spaeten Abend fahren wir mit der roten Seilbahn ins Stadtzentrum, um in Sopocachi den ein oder anderen Cocktail zu trinken. Doppelmayr, der Seilbahnbauer aus Oesterreich baut gerade in La Paz das groesste urbane Seilbahnnetz der Welt. Die Fahrt bietet eine gute Aussicht ueber die bolivianische Baukunst am Hang.






 Am Freitag entscheiden wir uns nach Tiwanaku zu fahren, die bedeutenste prae-Inka Kulturstaette Boliviens, die im Jahr 2000 von der Unesco zum Weltkulturerbe erklaert wurde. Die gesamte Anlage, die erst zu ca 6% freigelegt wurde, ist ca 10 qkm gross. Grosse Teile der Anlage wurden leider zerstoert, weil man deren Steine zum Bau von Kirchen und anderen Gebaeuden verwendete.

 


Nicht nur Verkehrschaos sondern Verkehrshorror, wenn man aus der Stadt will


Ohne Unfall ueberstanden und nun Blick auf die Koenigskordillere der Anden

Das Wort Tiwanaku beschreibt sowohl einen Ort als auch eine ganze Kultur, die vermutlich in der Zeit von 1500 v. Chr. bis etwa 1200 n. Chr. bestand. Die Jahreszahlen sind sehr wage, da es keinerlei Schriftstuecke aus dieser Zeit gibt und die Meinungen der Wissenschaftler auseinander gehen. Wahrscheinlich entwickelte sie sich aus der Kultur von Huari, einer altperuanischen Kultur. In der Bluetezeit reichte der Einfluss Tiwanakus im Norden bis nach Peru und im Sueden bis zum chilenischen Atacamagebiet. Sie war so gewichtig, dass alle darauffolgenden Kulturen dadurch beeinflusst werden sollten.

Zuerst besuchen wir die beiden Museen, die zum einen Keramik, Mumien und deformierte Schaedel zeigen und zum anderen den groessten bisher gefundenen Monolithen, "Bennet", der 7,8 Meter hoch ist und 20 Tonnen wiegt. In den Museen gilt Fotografierverbot. Aber wenn wir als Auslaender schon den 6,6 fachen Preis zahlen muessen und dafuer nur duerftige bis gar keine englischen Erklaerungen erhalten, dann machen wir so viele Bilder wie wir wollen. 


700 - 900 v. Chr.


Gefaess fuer Raeucherstaebchen


Musikinstrument






 
Riesenmonolith "Bennet" und Mumie der Tiwanaku

Leider gibt es keinen englischsprachigen Guide mehr, so dass wir uns zunaechst einer kleinen Gruppe anschliessen. Die Fuehrung ist so schlecht, dass wir sie auch machen koennten:  "hier war mal ein Tempel" und weiter gehts. Britta schliesst sich einer bolivianischen Schulklasse an und erfaehrt einiges ueber die Kultur der Tiwanaku.

Bei der Ruinenanlage Tiwanaku handelt es sich vermutlich um eine Tempel- und Handelsstadt in der etwa 20.000 – 120.000 Einwohnern lebten. Bekannt ist Tiwanaku vor allem für seine aussergewoehnlich praezisen Steinmetzarbeiten, wofür bis zu 130 Tonnen schwere Diorit- und Andesitbloecke aus einem etwa 20km entfernten Steinbruch herangeschafft wurden. Wie das geschah, bleibt ein großes Raetsel - das Rad war noch nicht bekannt.
Zugrunde gegangen sein duerfte die Tiwanaku-Kultur wegen mehrerer schweren Duerreperioden, wodurch eine ausreichende Versorgung nicht mehr gewaehrleistet war. Das Lebenswerk des oesterreichischen Ingenieurs Arthur Posnansky war die Ausgrabung und Erforschung der Stadt. 


Der Tempel Akapana diente den Tiwanaku als Mond-Oberservatorium. In einem See in der Mitte, der sich in der Regenzeit mit Wasser fuellte, konnte sie die Sternenbilder ablesen.

Auf der anderen Seite des Akapana fuehrt der Weg zum 26 x 29 m grossen in den Boden gegrabenen Templete Semisubteraneo. In die Waende des Tempels sind 175 aus Kalk- und Tuffstein gearbeitete Koepfe eingelassen. Sie stellen suedamerikanische Kulturen und andere Kulturen dar, z. B. Mongolen. Die Figuren mit Turban stellen vermutlich die Fuehrer der Tiwanaku dar. Unter dem Turban wurde der deformierte Schaedel versteckt. Hintergrund ist, dass die Wahl eines Oberhauptes nicht nach sozialem Stand oder finanzieller Kraft geschah. Die Tiwanaku waehlten den zum Fuehrer, der am meisten wusste und wer das war verrieht ihnen die Natur. Die Babys, die mit dem Fuessen zuerst geboren wurden und ueberlebten hatten einen deformierten Schaedel und galten als vielwissend. Die Deformierung wurde durch verschiedene Techniken (siehe Bild oben) verstaerkt.  




 Das eigentliche Zentrum von Tiwanaku, die Kalasasaya.





Hier erbauten die Tiwanaku eine tempelartige Sonnenwarte von 128 x 118m. Der Name Kalasasaya bedeutet uebersetzt soviel wie "stehende Steine", gemeint sind damit die Riesenmonolithen, die hier gefunden wurden. Wahrscheinlich stellen die bis zu 7,8m hohen menschengestaltigen Bildsaeulen Goetter mit menschlichen Gesichtern dar.

Das Wahrzeichen Tiwanakus - das Sonnentor, ein 2,8 m hoher und 3,8m breiter Andesitblock. Oberhalb der Tueroeffnung, ist eine Figur zu erkennen, bei der es sich wahrscheinlich um den Schoepfergott Wiracocha handelt, aus dessen Kopf mehrere Strahlen entspringen. Nach Aussage unseres Guides entsprechen die 24 Strahlen den 24 Stunden des Tages. Aus den Augen laufen Traenen als Zeichen des Regens, der Fruchtbarkeit. Umgeben wird der Gott von vielen kleinen Figuren. Manche Archaeologen deuten diese Anordnung als einen Kalender, mit dem Ergebnis von 12 Monaten und 365 Tage pro Jahr.

Bei Sonnenaufgang morgens um 7 h strahlte die Sonne durch das Sonnentor auf einen der dahinter stehenden Steinbloecke, denen die Monate des Jahres zugeordnet werden. Weiterhin waren sie vermutlich in der Lage, an diesem Tor die Häufigkeit der Schalttage, Sonnenwenden, Planetenbahnen und Sonnenfinsternisse abzulesen.





Am Nachmittag entspannen wir in der Sonne am Auto und beschliessen noch einen weitere Nacht hier zu blieben. Abends fahren wir noch kurz in den Ort, um fuers Abendessen einzukaufen und um die Kirche zu sehen, die aus den Steinen der Ruinenanlage gebaut wurde.







In der Nacht schafft das Thermometer nur noch -9,5 Grad, die Heizung hat zum Glueck ein Thermostat und wir frieren nicht. Nach dem Fruehstueck wollen wir eigentlich in den Ort zum Duschen. Dort angekommen finden wir einen Markt und bleiben bis zum Nachmittag dort.



   

 

Am Abend gehts zurueck nach La Paz.

  




Je naeher man der Stadt kommt...




Die bunten Tore koennen auch nicht ueber die Muellberge hinweg troesten

 

 30.04. - 05.05.2017
Auf der Ruta 5 von Potosi nach Uyuni und quer durch den Salar

 Die Strecke von Potosi nach Uyuni ist mal wieder grandios – das Altiplano ist durchzogen von Schluchten, hinter jeder Kurve sehen die Taeler anders aus, andere Felsformationen, andere Farben. Lamaherden durchqueren die wenigen Stellen, wo es ein bisschen Gras gibt.









Zwei Versuche, in heissen Quellen zu baden scheitern leider. Die Quellen sind fuer viele Menschen die einzige Moeglichkeit ihre Kleider und sonstigen Dinge zu waschen...und so drehen wir schnell wieder um, als wir den Schaum und die gereinigten Autositze neben den Quellen stehen sehen.

Kurz vor Uyuni besuchen wir die halb verlassene Mine Pulacayo, die 1833 gegruendet wurde. Im 19. Jahrhundert war sie nach dem Cero Rico die zweitgroesste Silbermine des Landes. Die ersten Zuege, die die Mineralien nach Antofagasta brachten (damals noch bolivianisches Staatsgebiet) stehen hier und rosten vor sich hin. In den 60er Jahren hat man Teile der Hallen in eine Fabrik fuer Lamaleder umfunktioniert, die heute leider nicht mehr betrieben werden kann, denn die Maschinen sind defekt. Die Minenstadt, in der zur Bluetezeit 22.000 Menschen lebten ist heute teilweise bewohnt, auch wenn die Haeuser nicht sehr bewohnbar aussehen – ein komisches Gefuehl durch eine verfallene Stadt zu laufen, die teilweise bewohnt ist.




Der erste Zug Boliviens



Uyuni ist trostlos, staubige Strassen und trotz der vielen Touristen nicht gerade einladend.



Zuerst suchen wir ein Cafe auf, damit wir ein Lebenszeichen nach Deutschland schicken koennen, dann bummeln wir ueber den Markt, und decken uns mit Obst, Gemuese und Wasser fuer die bevorstehende Salzwuestendurchquerung ein. Den Abend verbringen wir mal ausnahmsweise ohne bolivianisches Essen, sondern in einer von einem Amerikaner gegruendeten Pizzeria. Die Pizza ist herrlich (die 5 Sterne bei Tripadvisor hat er nicht ohne Grund erhalten) und nach viel Reis und Kartoffeln echt eine gute Abwechslung.

 Die eiskalte Nacht verbringen wir direkt neben dem Zugfriedhof. Morgens sind es nur noch 4 Grad in der Wohnkabine und die Fenster sind von innen gefroren, aber als die Sonne kommt, wird es schnell warm. Bei aufsteigendem Nebel machen wir die ersten Bilder von den verrosteten Zuegen. Im Jahr 1872 wurde mit dem Bau der ersten Eisenbahnstrecke Boliviens von Pulacayo ueber Uyuni nach Antofagasta begonnen. Sie diente dem Transport des Silbers und anderer Mineralien zur Kueste. In Uyuni wurde dann Anfang des 19. Jahrhunderts das Eisenbahnbetriebswerk errrichtet und die Stadt entwickelte sich zu einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt. In den 40ern brach die oertliche Industrie zusammen und die dafuer angeschafften Lokomotiven wurden nicht mehr benoetigt. Nun rosten um die 100 Lokomotiven und Waggons auf dem Zugfriedhof vor sich hin.








 Dann fahren wir zurueck nach Uyuni und suchen einen Schweisser auf, der unseren Unterbodenschutz wieder richten soll. Es ist der 1. Mai, auch hier Feiertag und erst in der vierten Werkstatt haben wir Glueck. Walter erklaert sich bereit den Unterbodenschutz zu richten, 3 Stunden Arbeit und Sebastian macht in der Zeit einen Oelwechsel, da sicherlich viel Staub bei der letzten Reparatur in die Oelwanne geflogen ist.  

Am Nachmittag geht’s dann endlich los – ueber Colchani erreichen wir den Salar. Von der Behandlung des Autos mit Altoel im Vorfeld hat Walter uns abgeraten. Der Salar sei trocken und deshalb wuerde es reichen, wenn wir den Bus anschliessend waschen lassen. Der Einstieg ist wie wir schon wussten etwas nass – wir suchen die trockenste Stelle und fahren ganz langsam durch das niedrige Salzwasser – dahinter ist es trocken und einfach eine unglaubliche Landschaft - weiss weiss weiss soweit das Auge reicht. Das Gefuehl fuer die Distanzen verschwindet gaenzlich. Als wir uns umdrehen, liegt Colchani entfernt am Horizont und wir schlagen unser Nachtquartier auf.









Am naechsten Morgen bleiben wir noch lange im Bett bei geoeffneten Rolladen liegen – in alle Richtungen sehen wir die leuchtende weisse Salzwueste. Nach dem Fruehstueck wollen wir zur Galaxis-hoehle am suedlichen Ausgang des Salars.  In dem Dorf werden wir schon vor der schlechten Strasse gewarnt und nach drei Kilometern drehen wir wieder um – wir haben keine Lust auf die naechste Reparatur. Also fahren wir zurueck auf den Salar. Hier treffen wir Richard aus Augsburg, der mit dem Rad unterwegs ist. Wir quatschen ein bisschen und verabreden uns in Incahuasi, der Hauptinsel in der Wueste.







Wir kommen nach einer Mittagspause in der Sonne und im Windschatten des Autos sitzend entspannt in Incahuasi an. Wir sind nicht alleine und parken unseren Bus zwischen den 70 Landcruisern, die alle mit Touristen beladen sind, wahlweise aus San Pedro in Chile oder aus Uyuni kommend. Wir laufen auf den 100m hohen Aussichtspunkt der Insel. Da hier vor Millionen Jahren ein Meer war besteht die Insel hauptsaechlich aus Korallen, Tunneln und Hoehlen....wie ein Hoehlentauchgang ohne Wasser und ohne Fische :-)









Zum Sonnenuntergang verschwinden die Touristen und wir trinken Tee mit Richard, der muede nach 40 Kilometern mit starkem Gegenwind ankam. Wir laden ihn zum Abendessen ein und verbringen einen netten Abend zusammen.

Am Morgen werden wir viel zu frueh geweckt, die ersten Touristen kommen schon vor Sonnenaufgang hier an und spielen zum Warmmachen Fussball, waehrend die Fahrer das Fruehstueck auf den Salzbaenken vorbereiten. Als wir die Rolladen oeffnen parken schon wieder 70 Autos um uns herum, die aber nach einer Stunde schon wieder verschwunden sind – fuer die naechste Nacht suchen wir uns einen ruhigeren Ort. Wir fahren nach dem Fruehstueck weiter hinter die Insel Pescador, entfernt von den Touristenautos....Voellig geraeuchlos, kein Wind, kein Tier, kein Auto....und viel Zeit fuer Fotos:











Richard radelt auch zu uns und wir essen zusammen zu Mittag bevor er wieder zurueck nach Incahuasi radelt.



Dann sind wir wieder alleine und sitzen bis zum Sonnenuntergang draussen und geniessen die Geraeuchlosigkeit, die man selten so findet. 



Am naechsten Tag wollen wir zum Vulkan Tunupa, um dann eigentlich in Richtung Norden nach Oruro weiterzufahren. Der Ausgang des Salars ist mal wieder etwas nass und wir fahren ganz langsam durch, um Spritzwasser zu vermeiden. Bis Coqueza sind es noch 7 km und dann geht es eine unglaublich schlechte Strasse 2,7 Kilometer nach oben. Als wir oben ankommen sagt uns einer der wartenden Fahrer, dass er uns beobachtet hat und sich ueberhaupt nicht vorstellen konnte, welches Auto sich gerade ueber den Schotter nach oben kaempft. Oben angekommen war er begeistert vom VW Bus. Wir schauen uns zuerst die Mumien an. Der Guide erklaert uns den Hintergrund. Die Mumien sind von den Uru-chipaya, die hier vor ca. 1500 Jahren lebten. Sie lebten in Hoehlen am Fuss des Vulkans. Wahrscheinlich wurden sie von einem Vulkanausbruch ueberrascht und versteckten sich in ihren Hoehlen, wo sie erstickten. Die Hoehle, die wir besuchen gehoerte vermutlich dem Dorfoberhaupt, denn sie ist gross und stabil. In ihr befindet sich seine ganze natuerlich mumifizierte Familie (Oma, Opa, Vater, Mutter und drei Kinder) einschliesslich der gut erhaltenen Toepfe und Teller aus Keramik. Die kleineren Hoehlen der Dorfbewohner hielten dem Vulkanausbruch nicht stand. Die Knochen der Menschen fand man ueber Kilometer verteilt. Vor 50 Jahren entdeckten die Grosseltern unseres Guides die Mumien in der Hoehle. Sie verschlossen sie schnell wieder, da sie an ein schlechtes Omen glaubten. Als Unicef vor 20 Jahren den Ort besuchte, wurden die Mumien untersucht und anschliessend fuer den Tourismus freigegeben. Seitdem erhaelt der Ort auch dadurch Einnahmen und nicht nur durch den beschwerlichen Salzabbau.


Quinoafeld am Rande des Salar und im Hintergrund der Tunupa



Vom Parkplatz auf 3950 Metern laufen wir noch weitere 400 Hoehenmeter nach oben zum Mirador, der uns einen grossartigen Blick auf den farbenfrohen Vulkan Tunupa und den ganzen Salar bietet.




 

Wieder auf dem Parkplatz angekommen erkundigen wir uns nach den Strassenverhaeltnissen von hier aus in Richtung Oruro … schlecht....wir entscheiden uns fuer den bequemen Rueckweg nach Uyuni.

 

 


Salzabbau von Hand







In Uyuni essen wir nochmal Pizza beim Minuteman und lassen unser Auto am naechsten Morgen gruendlich waschen. Dann nehmen dann die asphaltierte Strasse nach Oruro.

 

 
25.04. - 29.04.2017

Sucre und eine abenteuerliche Reise ueber Maragua und Maragua nach Potosi

 

Montag und Dienstag verbringen wir im Spanischkurs sitzend, vormittags bzw nachmittags haben wir Unterricht oder machen Hausaufgaben. Sebastian uebt intensiv auf dem Automarkt auf der Suche nach Ersatz fuer unseren defekten Wasserstandsfuehler, aber leider erfolglos, trotz des guten Spanisch ist nichts adaequates zu finden.

Seit Sonntag gibt es auch Leben auf dem Stellplatz bei Alfredo. Torsten mit Christina aus Deutschland und Oesterreich, Beat mit Betty aus der Schweiz, Dani mit Anita aus der Schweiz und die Grandir-en-route aus der franz. Schweiz stehen auch hier. Am Dienstag gesellt sich noch Paul, ebenfalls aus der Schweiz hinzu, der diesen Abend, der auch Bettys Geburtstag ist, zu einem ganz besonderen macht. In seiner liebenswuerdigen und unterhaltsamen Art erzaehlt der 69-Jaehrige uns viele lustige Geschichten aus seinen vergangenen zwei Reisejahren.



Am Mittwoch morgen machen wir noch die Fuehrung in der Casa de la libertad, einer der bedeutendsten Orte in der bolivianischen Geschichte, denn hier wurde am 6.8.1825 die Unabhaengigkeitserklaerung unterzeichnet.




Chor im Mestizo-Stil im Saal der Unabhaengigkeit

Dann verabschieden wir uns von den neuen Reisefreunden und wollen zuerst mal nach Maragua fahren. Eigentlich nur 25 km von Sucre entfernt, brauchen wir aufgrund der Strassenverhaeltnisse dennoch mehrere Stunden. Zunaechst fuehrt unser Navi uns von Sueden heran. Hier endet die Fahrt an einer riesigen Baustelle, denn die Strasse wird gerade neu gemacht. Also gehts nochmal quer durch Sucre durch (mittlerweile ist Berufsverkehr) und wir naehern uns von Norden. Als wir den Highway 6 verlassen, der bis hierher geteert war, beginnt das Abenteuer, dass drei Tage dauern soll.

 In unzaehligen Haarnadelkurven schaffen wir den Weg bergab bis Chuanca.







Es gibt einige neue Strassenteile, die im Navi fehlen, so dass wir hier und da mal ausprobieren muessen, ob die Strasse wirklich endet oder es eventuell weiter geht. Nach Sonnenuntergang kommen wir endlich in Maragua an. Der Ort und seine umliegenden Doerfer liegen in einem Meteoritenkrater, der von wellenartigen Felsformationen umgeben ist. Wir koennen uns gut vorstellen, dass diese Wellen beim Einschlag des Meteoriten entstanden sind. Die Landschaft ist grossartig!





Am naechsten Morgen wachen wir mit Blick auf Sucre auf, so nah und doch so weit entfernt. Von hier aus fahren wir weitere 6 Kilometer bergauf, um die Dinosaurierspuren zu finden. Die Strasse windet sich am Berg entlang, eng, teilweise ausgebrochen, aber mit Allrad ganz gut befahrbar. An einer Weggabelung parken wir. Links gab es mal eine Strasse, die nun nur noch mit Moto-Cross zu befahren ist. Es gibt keine Schilder oder sonstige Hinweise auf die Spuren. Wir laufen auf einem geradeso zu erkennenden Weg und folgen nur dem Punkt auf dem GPS, der uns querfeldein immer naeher an den eingetragenen Punkt „Huellas de Dinosaurio“ bringt. Nach einer Stunde Fussmarsch und ein paar falschen Faehrten erreichen wir ein neueres Haus, von wo uns ein Mann zuwinkt. Wir sind richtig, muessen natuerlich Eintritt zahlen und uns in seinem Buch registrieren. Britta blaettert ein paar Seiten zurueck....alleine geht hier keiner hin...nur gefuehrte Touren. Er bringt uns zu den Spuren. Sein Spanisch ist schlechter als unseres und Quechua verstehen wir ueberhaupt nicht. Ein paar Brocken schnappen wir auf: Die Spuren sind 285 Millionen Jahre alt und von zwei verschiedenen Dinosauriern, dem Teoropodo und einer Art Sauropodo. An einer Stelle hat eine ganze Herde den Weg gekreuzt. Hier war mal ein Meer, denn man fand auch Skelette von Fischen. Dann laesst er uns alleine. Auch wenn wir nicht genau verstehen, wieso weshalb warum....wir sitzen lange dort und schauen uns die Spuren an, riesige Abdruecke, ein Elefant ist ein Spielzeug dagegen.














Gegenverkehr - der einzige an dem Tag

Dann ueberlegen wir uns lange wie wir weiterfahren sollen. Wir wollen querfeldein in das andere Maragua, noerdlich von Potosi. Google Maps zeigt uns den Weg zurueck zum Highway. Das gefaellt uns nicht. Es muss doch einen Weg geben, der die unzaehligen Doerfer in den Bergen verbindet. Klar, den findet unser Garmin. Der ist auf jeden Fall kuerzer und ganz sicher viel spannender. Bei einem Mann erkundigen wir uns nach dem Weg: „Klar, kein Problem, der Weg ist wie der hier“ („Der hier“ bedeutet, wir fahren ca 10kmh im ersten Gang oder wahlweise im Gelaendegang. Ohne die niedrige Untersetzung waeren wir nie hierher gekommen, sondern in irgendeinem Flussbett haengen geblieben). An der Weggabelung angekommen fragen wir nochmal nach: „Es hat nicht geregnet, ihr koennt fahren“. OK. Wir entscheiden uns fuer den Weg durch die Bergdoerfer, Allrad, Gelaendegang, genug Diesel und Essen fuer zwei Wochen und jede Menge Werkzeug...das muss klappen.

 Zunaechst fuehrt uns der Weg entlang einer Schlucht nach Potolo. Beeindruckend! Da kann der Grand Canyon einpacken :-) Die Strasse ist ok, einige schwierige Stellen gibt es zwar schon, immer dort wo kleine Baeche ueber die Strasse laufen und Geroell auftuermen, aber der Bus schafft es. Am spaeten Nachmittag kommen wir, wirklich ueberwaeltigt von der einzigartigen Landschaft in Potolo an. Vielleicht haben wir den schoensten Teil der Erde soeben durchfahren, die Farben, die Farbkombinationen und
die Vielseitigkeit der Berge, um uns herum....kann man nicht in Worte fassen.











In Potolo erklaeren wir nochmal unseren Plan. Die Reaktionen reichen von “Moeglich – es gibt eine Strasse“ bis zu „Interessant – Abenteuer“. Mehr wollten wir gar nicht hoeren – wir halten also an unserem Plan fest. Kurz hinter dem Ort geht es mit einer fuer den Bus sehr anstrengenden Flussdurchquerung los...mmh, schauen wir mal hinter die naechste Kurve und entscheiden uns nochmal neu. Die geschotterte Strasse ist stellenweise in 1a-Zustand und dann kommen wieder Stellen, die kaum breiter als der Bus sind, weil sie von Geroell verschuettet oder von einem Bach ausgewaschen wurden. Die Landschaft macht uns sprachlos. An dem Tag schaffen wir ca. 50 Kilometer in 5 Stunden, davon fahren wir 85% im ersten Gang, 5% im Gelaendegang und 10% im zweiten Gang. Ein paar Mal setzt die Anhaengerkupplung oder der Unterbodenschutz auf, aber es gibt keine Stelle, an der wir nur ansatzweise haengen bleiben. Wir verstehen nun die Faszination des Offroad-fahrens – man hat einfach die Moeglichkeit an wunderbare Orte zu kommen, an die sonst keiner so einfach kommt – und diese Moeglichkeit gefaellt uns sehr gut. Die Freundlichkeit der Menschen, die hier wirklich in teilweise aermsten Verhaeltnissen leben ist einfach nur toll. So nett, wurden wir in den letzten sechs Monaten nicht empfangen. Alle winken, rufen „imanallya“ (quechua fuer Hallo), lachen uns an, moechten mit uns sprechen....Wir fuehlen uns pudelwohl in den entlegensten Ecken Boliviens!













   
Am naechsten Tag spueren wir die Entlegenheit der Gegend mehr als und lieb ist. Der Morgen beginnt super, der Bus faehrt gut und die Schoenheit der Landschaft will nicht nachlassen. Die Strasse ist solala. Mal gut mal schlecht.











Wir sind schon fast in Maragua, ein Zwischenziel, da kommt uns auf der engen, kurvigen, in den Felsen gehauenen Landstrasse ein Auto entgegen, wir bremsen und muessen ein Stueckchen zurueck fahren, damit er vorbei kann. Dabei entdecken wir die lange Oelspur, die ohne Zweifel aus unserem Auto kommt. Kaum stehen wir, laufen fuenf Liter Oel unter der Oelwanne auf die Strasse. Sebastian sieht den Urlaub schon beendet, wir sind beide etwas nervoes, denn wir wissen nicht wie wir das loesen sollen, hier im Nirgendwo, keine Mechaniker, drei Autos pro Tag, selbst wenn wir es reparieren, wir haben nicht genug Oel...und vor allen Dingen stellt sich uns die Frage: Wie konnte das trotz Unterbodenschutz passieren?






Wir heben das Auto hoch, Sebastian schraubt den Unterbodenschutz ab und dann wissen wir mehr. Der Vorbesitzer unseres Autos hatte zur Erleichterung des Oelwechsels ein Quadrat aus dem Unterbodenschutz rausgeflext und mit Schrauben und Muttern wieder befestigt, so dass man es jederzeit oeffnen konnte. Als wir dann bei einer Flussdurchquerung vor ein paar hundert Metern aufsetzten, hatte der Unterbodenschutz die Mutter in die Oelwanne gedrueckt und ein Loch von 14mm regelrecht ausgestanzt.

 Das Navi sagt: 3,5 km bis Maragua und 28 km bis zum naechst groesseren Ort. Da in den letzten zwei Stunden natuerlich kein Auto vorbei kam entscheiden wir uns fuer eine Aufgabenteilung. Sebastian kuemmert sich um das Loch in der Oelwanne und ich begebe mich mit ausreichend Trinkwasser und Muesliriegeln ausgestattet auf die Suche nach Oel, im schlimmsten Fall muss ich 28 km laufen. Als ich in Maragua ankomme, werde ich natuerlich von allen beaeugt: Wo kommt die Touristin mit Rucksack her? In dem kleinen Geschaeft frage ich nach Oel, sie schickt mich zu dem Mann mit dem LKW. Hier frage ich nach. Ein Liter waere verfuegbar, aber keine fuenf oder bestenfalls acht (zum Nachfuellen falls die Wanne nicht dicht ist). Es ist nun ca. 12 Uhr und er sagt ich solle bis 17 Uhr warten, denn dann kaemen die Minenarbeiter von der Arbeit und einer habe vielleicht ausreichend Oel. Ich will zur Mine laufen, aber er sagt es sei zu weit. Dann frage ich nach den Fahrern der drei Autos, die es im Dorf gibt. Einer wuerde mich vielleicht nach Ocuri bringen koennen. Nur der Lehrer kommt die Frage. Ich soll hier neben dem Auto auf ihn warten. Meine Geschichte spricht sich rund wir Lauffeuer, schnell sitzen 20 Kinder um mich herum und beobachten mich wie ein Zirkustier. Die Frau aus dem Geschaeft erzaehlt jedem meine Geschichte, auch einem Mann, der sie direkt dem Lehrer in der Schule berichtet. Nach Schulschluss kommt der Lehrer zu mir und sagt, dass er in einer Stunde nach Ocuri fahre und ich hier warten solle. In der Zwischenzeit vertreibe ich mir die Zeit mit den Kindern und erklaere Ihnen Europa, Suedamerika und den internationalen Lieferverkehr. Zusammenfassung des aeltesten Schuelers: „Wir haben keine Autos, ihr habt keine Ananas, also eine Art Austausch“. Prima, Lernziel erreicht. In dem Moment hupt der Lehrer, es ist 15 Uhr und es geht endlich los. Wir fahren mit einem weiteren Lehrer an Bord die schlechte Strasse nach Ocuri. Sein Auto hat kein Allrad und fuer die 25 km brauchen wir ueber eine Stunde. Als ich unterwegs frage, ob er auch wieder zurueck faehrt, verneint er. Ein anderes Auto vielleicht? Nur wenn ich ganz viel Glueck habe. Ein Taxi? Gibt es nicht. Dann laufe ich. Davon raet er mir ab, denn es seien mindestens sechs Stunden. Man muss auch die Hoehe von 3500 – 4300 Meter beruecksichtigen, die das Laufen erheblich erschwert. Ich denke nur an Sebastian. Eigentlich hatte ich versprochen bei Dunkelheit zurueck zu sein. Wenn ich das nicht schaffe und in Ocuri uebernachten muss, macht er sich Sorgen. Ich schaue mir schon ein paar Lehmhuetten an, in denen ich nach einer Uebernachtung auf dem Rueckweg fragen wuerden. Es wird schon gut gehen und eine andere Moeglichkeit haben wir nicht. Ohne Oel fahren wir nirgndwo mehr hin. In Ocuri angekommen, habe ich innerhalb von zwei Minuten acht Liter Oel in versiegelten Flaschen in der Hand. Dem Verkaeufer erzaehle ich was passiert ist und er gibt mir noch eine Paste mit, mit der hier defekte Oelwannen zugeklebt werden - scheint ein ganz normales Problem zu sein. Dann frage ich hoffnungsvoll nach, ob er ein Auto habe, um mich nach Maragua zu bringen. Er ist etwas schockiert und meint es sei zu teuer, denn er habe nur einen LKW, aber mit viel Glueck stehe auf dem Platz gerade ein Expressauto, eine Art Privattaxi. Und ich habe Glueck – fuer umgerechnet 35 EUR ist der Mann bereit mich nach Maragua zu fahren, aber nur wenn die Strasse gut ist. Ich rede ihm die Strasse schoen. Eigentlich sei sie sehr gut, nur an einigen Stellen etwas schlecht, aber fuer den Toyota Carina des Lehrers war sie kein Problem. Wir fahren los ich freue mich ueber jeden Kilometer, den ich dem Ort naeher komme. Ein paar Mal will er nicht mehr weiter fahren, weil die Strasse zu schlecht ist und er Angst hat, sein acht Monate altes Auto zu ruinieren, aber dann legen wir ein paar Steine in die Loecher und es geht weiter. Irgendwann kommen wir bei Sebastian an. Er freut sich, denn die Ungewissheit wo ich bin und wann ich wieder komme, war nicht schoen. Er hatte in der Zwischenzeit auch viel erlebt. Nachdem ich loszog, begann er die Oelwanne abzubauen. In seinen Werkzeugkisten hat er ein Dichtmittel, mit dem er die Wanne reparieren konnte. Mit zwei Unterlegscheiben (eine aussen und eine innen) einer Schraube und einer Mutter, alles mit der Paste eingeschmiert, schloss er das Loch. Viele Leute kamen zu Fuss mit ihren Tierherden vorbei, Llamas, Esel, Schafe, Ziegen....Zwei Frauen schenkten ihm Kartoffeln und Bohnen, damit er nicht verhungert in den naechsten Stunden. Am spaeten Nachmittag, nach ca. sieben Stunden Arbeit, kam das erste Auto vorbei, sie packten direkt alles aus, um ihm zu helfen, auch Oel hatten sie dabei, aber leider nur einen Liter. In dem Moment komme ich an. Sie sind genauso froh wie Sebastian und wissen, dass wir nun weiterfahren koennen. Sie wohnen in Maragua und laden und noch zu sich ein. Kurz danach kommt ein weiteres Auto vorbei, auch er will helfen und laedt uns am Ende auch zu sich nach Hause ein. Aber heute schaffen wir das nicht mehr. Es wird langsam dunkel. Wir fuellen noch ausreichend Oel ein und starten den Motor - auf den ersten Blick scheint alles dicht zu sein. Sebastian duscht noch dann fallen wir nach einem riesigen Teller Pasta ins Bett.

Am naechsten Morgen stehen wir frueh auf. Der Unterbodenschutz muss wieder befestigt werden und wir muessen unsere neuen Freunde im Dorf besuchen. Der Unterbodenschutz hatte sich beim Aufsetzen so verformt, dass er nun nicht mehr dahin passte, wo er hin gehoerte. Zuerst versucht Sebastian die 5mm dicken Stahlplatten mit einem Hammer zu richten – erfolglos. Der Schraubstock schafft es auch nicht, er bricht durch. Dann bleibt uns nur noch die Metallsaege, mit der wir uns Millimeter fuer Millimeter in den Stahl vorarbeiten, bis die stoerenden Ecken abgesaegt sind. Wieder kommen Familien mit ihren Viehherden vorbei. Sie halten an und fragen nach. Wir erklaeren was passiert ist und sie schenken uns wieder etwas zu essen. Diesmal Mais-Reis-Brei im Maisblatt eingewickelt. Im Austausch begluecken wir den kleinen Jungen mit Keksen.


ab und zu kommt Besuch vorbei

Die Herzlichkeit der Menschen erfreut uns. Sie haben nichts, leben in Lehmhuetten ohne Moebel und ernaehren sich vom Fleisch der eigenen Tiere und von Getreide, Gemuese und Obst wird nicht angebaut. Der Anbau des Getreides ist aufgrund der Lage in einer Schlucht mehr als erschwerlich. Es gibt keine gerade Anbauflaeche. So hoch wie man nur irgendwie krabbeln kann, wird noch versucht ein paar Quadratmeter mit Mais oder Kartoffeln zu bepflanzen. Und dennoch teilen sie mit uns. Fuer uns ist es trotz der misslichen Lage schoen, dass Land und seine Menschen auf diese Weise kennenzulernen. Nach drei Stunden sitzt der Unterbodenschutz wieder an Ort und Stelle und wir fahren mit 24 Stunden Verspaetung in Maragua ein. Hier werden wir schon von Ricardo, Sebastian Bekanntschaft von gestern, empfangen. Er bringt uns sofort Tee, Brot und Kaese. Wir quatschen noch ein bisschen mit ihm auf der Parkbank, bedanken uns und waehlen nun die laengere aber bessere Strasse nach Potosi. 


Ortseinfahrt Maragua


Lebensmittelgeschaeft meines Vertrauens


Plausch mit Ricardo bei Kaese, Brot und Tee




hinter diesen Bergen liegt Maragua
 
 




fuer Wahlkampf wird auch gerne die Hauswand geopfert


typische Begrenzung der Felder und Weiden



auf dem Markt in Cruce Ventillo




weiter gehts nach Potosi






Tanken in Bolivien: Die Kraftstoffe werden von der Regierung fuer Bolivianer subventioniert, Auslaender sollen eigentlich den 2,5-fachen Preis zahlen. Das macht keiner gerne, deshalb gibt es allseits bekannte Tricks. Beim Tankvorgang wird das Autokennzeichen gefilmt und in den Computer eingegeben. Alternativ kann man mit einem bolivianischen Ausweis tanken. Wir sprechen einen Mann an, der uns seinen Personalausweis zur Verfuegung stellt und gehen mit den Kanistern in der Hand zum Tankwart. Er verweigert zuerst das Befuellen der Kanister, zu viele Kameras....wir stellen uns dumm, verstehen kein Wort und bleiben einfach stehen (Teil des Spiels), am Ende erhalten wir vier volle Kanister zum bolivianischen Preis und der Tankwart ein kleines Trinkgeld von umgerechnet 5 EUR.

21.04. - 25.04.2017
Sucre und Tarabuco

 Von Potosi aus fahren wir auf einer bestens geteerten Strasse nach Sucre.


ueberdimensionierte Bruecke kurz vor Sucre

Sucre wurde 1538 gegruendet. 1623 entstanden hier die ersten Universitaeten des Landes und seit der Unabhaengigkeit Boliviens im Jahr 1825 ist Sucre die offizielle Hauptstadt Boliviens. Die Bedeutung gegenueber La Paz wurde in den nachfolgenden Jahren jedoch geringer und so gingen fast alle Funktionen an La Paz ueber. Nur der oberste Gerichtshof befindet sind noch in Sucre.

 Wir bekommen einen Stellplatz bei Alberto in seinem kleinen Schrebergarten mitten in der Innenstadt und dann geht's sofort in die Stadt.

 




Fakultaet fuer Rechtswissenschaften


Santa Monica


Hochzeit


Die Kathedrale


Die Casa de la libertad, das Haus der Freiheit war frueher Teil einer Universiataet und beherbergt heute ein Museum. Im Salon de la Independencia wurde am 6.8.1825 die Unabhaengigkeitserklaerung unterschrieben. Wir besuchen die Fotoausstellung zur Kultur der Yampara, der Volksgruppe die im Verwaltungsbezirk Sucre lebt.


Einen schoenen Ausblick haben wir vom Dach der Iglesia La Merced, die leider stark renovierungsbeduerftig ist.
Der Altar und die Kanzel mit ihren Mestizo-Schnitzereien beeindrucken uns.




Am naechsten Tag laufen wir auf den Berg zum Convento La Recoleta, von wo aus man ebenfalls einen guten Ausblick auf die Stadt und ihre Huegel hat.





Hier befindet sich auch unser naechster Stop, das Muesum de arte indigena. Das beeindruckende Museum stellt die Webarbeiten und Kostueme der indigenen Gruppen der Tarabuco, Jalq`a und Tinguipaya aus. Die Webtechnik ist einzigartig auf der Welt und drohte in den letzten Jahren verloren zu gehen, da sie nicht mehr weitergegeben wurde. Mit Hilfe der anthropologischen Vereinigung Suedamerikas wurden die Doerfer besucht, die Webtechniken wiederbelebt und den Jugendlichen (Maedchen und Jungen ebenfalls) beigebracht. Mit den Dorfaeltesten wurde Gespraeche gefuehrt, um die Bedeutung der Muster zu verstehen. Die Arbeiten zeigen entweder Figuren aus der Oben-welt (dem taeglichen Leben) oder aus der Unten-welt (Fantasiefiguren, die in den Koepfen der jeweiligen Handwerker entstehen). Die Art des Webens zu erlernen dauert Jahrzehnte und die Arbeiten der aelteren Frauen zeigen filigrane Muster, die auf Vorder-und Rueckseite gleich aussehen.


Kostuem, das bei Feiern fuer die Mutter Erde getragen wird


Webrahmen


Webkunst der Tarabuco


Webkunst der Tinguipaya


Webkunst der Jalq`a

Anschliessend besuchen wir den Mercado central, um uns fuers Abendessen einzudecken.









Am Abend verlassen wir Sucre und fahren nach Tarabuco, 63 km entfernt, wo wir am naechsten Tag den traditionallen Sonntagsmarkt besuchen. Es ist sicherlich einer der sehenswertesten Maerkte des Landes, da hier Indigene unterschiedlicher Staemme ihre Waren handeln. Entsprechend ihrer Herkunft tragen die Menschen die typischen Kleider.












Foeten und andere Dinge fuer Opferrituale




typische Kopfbedeckung der Yampara



 






  






Parkplatz


mit Reisenden aus Kolumbien






auf dem Rueckweg vom Markt

Wieder zurueck in Sucre, entscheiden wir uns nochmal einen kleinen Sprachkurs zu machen. Montag und Dienstag werden wir nun mit Lernen verbringen und weniger mit Stadtbesichtigung und Kaffeetrinken.

16.04. - 20.04.2017
Villazon bis Potosi

Vom Grenzuebergang in Villazon haben wir viele Geschichten gelesen – Wartezeiten bis zu 19 Stunden erwarten die Reisenden. Doch als wir am Ostersonntag dort ankommen, sind wir die einzigen, die nach Bolivien reisen wollen. Keine 20 Minuten und wir haben den Papierkram erledigt. Unser Auto darf nun 180 Tage im Land bleiben, wir hingegen nur 30.

Dann kommt die erste Beruehung mit Bolivien - die leider etwas nervig verlaeuft. In Villazon versuchen wir, die uebrigen chilenischen Peso zu tauschen. An drei Tauschbuden, die damit werben, werden wir entweder abgewiesen oder mit einem enttaeuschenden Kurs schockiert oder hatte der Peso in den letzten acht Tagen 30 % Wertverlust verzeichnet? Wir versuchen unser Glueck an einem Geldautomaten; erst der dritte Versuch ist ein Treffer. Mit zweimaligem Abheben erhalten wir 140 EUR und koennen endlich los. Wir haben die Stadt noch nicht verlassen da wartet schon die erste Polizeikontrolle auf uns. Sebastian muss aussteigen und mit ins Haeuschen neben der Strasse gehen, um dort die Papiere zu zeigen. Der Mann stempelt das falsche Dokument ab, statt dem Einreisepapier von Bolivien, nimmt er das Einreisepapier von Chile. Und dann kommt die erste Schmiergeldanfrage. Sebastian soll 10 Bolivianos (1,40 EUR) als "Ausreisesteuer" zahlen. Er stellt sich dumm und versteht leider ueberhaupt nicht was der nette Polizist will. Wir zahlen nichts und duerfen weiterfahren. Ein paar hundert Meter spaeter wartet schon die naechste Polizeikontrolle – das ist doch echt nicht wahr. Wieder das gleiche, diesmal ohne Schmiergeldanfrage.



Mittlerweile ist es dunkel....die vorgenommene Strecke schaffen wir also nicht mehr. Auf dem halben Weg nach Tupiza, unserem eigentlichen Ziel, ist ein Campingplatz eingetragen, der nur 13 km von der Asphaltstrasse entfernt liegen soll. Der Eintrag in der App ist zwiespaeltig: „ein unendecktes Juwel, die Strasse ist kein Problem mit unserem 2x2“ und „eine Haarnadelkurve nach der anderen, man braucht eine gute Kuehlung, um dort wieder raus zu kommen, nur kein Gegenverkehr“. Wir kennen die Autoren des Eintrags und deren Auto... also entscheiden wir uns pro Campingplatz. Eine ganz normale Schotterstrasse gut zu fahren, weich und flach...so sehen die ersten sechs Kilometer aus und dann geht’s los. Auf den naechsten sechs Kilometern werden mit unzaehligen Haarnadelkurven 800 Hoehenmeter ueberwunden. Die Strassenbreite ist zweifelhaft: aus bolivianischer Sicht sind es zwei Fahrspuren, aber aus deutscher Sicht hoechstens eine halbe. Von der Landschaft sehen wir nur den Abgrund, wenn die Scheinwerfer um die Kurve leuchten, hier und da kommt noch ein Erdrutsch hinzu oder eine ausgebrochene Fahrbahnkante am Abgrund. Unten angekommen bezeichnet Britta die Strecke als Nahtoderfahrung, Sebastian fand es nicht so schlimm. Wir werden freundlich auf dem Platz empfangen, aber mit dem Hinweis, dass es im Moment keinen Strom gibt...kein Strom kein warmes Wasser – aus der Traum vom warmen Duschen.

Am naechsten Morgen sehen wir das Juwel...wir sind in einer Oase gelandet. Ueber uns die hohen kargen Berge und wir sitzen zwischen Apfel-, Walnuss-, Birnenbaeumen... soviel Gruen ... nach der langen Zeit in der Atacama und der argentinisch/chilenischen Hochebene ist das echt schoen. Man koennte sicherlich ein paar Tage hier entspannen, aber wir wollen weiter. Meine Nachfrage beim Campingplatzeigentuemer nach einem anderen Ausweg aus dem Tal ergibt: ja, es gibt noch eine andere Strasse, viel schoener, aber viel enger. Wie noch enger? Ok, verstanden, wir nehmen den Weg, den wir schon kennen. Hoch ist die Strasse nur halb so schlimm wie runter und zum Glueck kommt uns nur ein Auto in einer gut einsehbaren Kurve entgegen.





Gegen Nachmittag kommen wir in Tupiza an und verbringen Stunden in einem Cafe, um die Bilder vom letzten Bericht hochzuladen. Die Geschwindigkeit des Internets ist zum Verzweifeln und die Bilder erscheinen erst auf der Homepage nachdem wir sie noch drei mal mehr verkleinert haben als sonst. Zum Abendessen setzen wir uns auf den Nachtmarkt vor dem Bahnhof....zwei Abendessen gibt es fuer 1,60 EUR … das ist 1/20 von dem was wir im Durchschnitt in den letzten sechs Monaten gezahlt haben.

Am naechsten Morgen bummeln wir nochmal durch den Ort, der uns gut gefaellt. Tupiza ist nichts besonderes, keine Sehenswuerdigkeiten, aber einfach schoen ruhig, gemuetlich, nette Leute.





Unsere Strecke von Tupiza nach Potosi fuehrt uns 240 Kilometern ueber das Altiplano.




Die neue Strasse gibt es seit einem Jahr - sie verkuerzt die Fahrzeit von 12 auf 3 Stunden. 



Auf der Suche nach dem empfohlenen Parkplatz in Potosi verlieren wir uns in den engen Gassen. Das GPS kommt nicht nach, viele Einbahnstrassen und viele Strassen die schmaeler als unser Auto sind. Viele graue Haare spaeter erreichen wir den Parkplatz. Er ist nicht schoen, alles andere als einladend, aber zentral gelegen und bewacht. Da wir zwei Naechte bleiben wollen, werden die geparkten Autos rangiert und wir fahren durch in die letzte Reihe (am naechten Morgen sind wir in sechster Reihe zugeparkt – auch eine Art Diebstahlschutz).



In zehn Minuten sind wir in der wunderschoenen Altstadt, die von der Unesco 1987 zum Weltkulturerbe erklaert wurde. Wir sind begeistert und fuehlen uns direkt wohl.


Blick auf Potosi und den Cerro Rico







Potosi liegt einsam inmitten einer kargen Bergwelt in 4.070m Hoehe und ist damit die hoechstgelegene Grossstadt der Welt. Bis ins 19. Jahrhundert war sie die reichste Stadt der Welt. Grund der Existenz und des Reichtums ist der
Cerro Rico, der "reiche Berg“. Der muendlichen Ueberlieferung zufolge stiess im Jahre 1545 ein Indigener auf der Suche nach entlaufenen Lamas auf eine Silberader. Er berichtete den Spaniern von dem Fund, die sofort mit der Ausbeutung des Berges begannen, was am 10. April 1545 zur Gruendung einer Bergbausiedlung führte. 1572 gruendete Vizekoenig Toledo offiziell die Stadt und liess die erste Muenzpraegeanstalt errrichten. Der Name Potosi wurde zum Symbol für Reichtum und Macht und verwandelte die Stadt in eins der groessten urbanen Zentren im spanischen Amerika, das mit einer im Jahr 1650 erreichten Einwohnerzahl von 160.000 zeitgleiche europaeische Staedte uebertraf. Diese stetige wachsende Bevoelkerung musste nun versorgt werden, doch das karge Land bot kaum Ressourcen, so dass es zu einer riesigen Importbewegung kam, die Lebensmittel, Bau- und Brennholz, Textilien, aber auch Luxusgueter wie Porzellan und chinesische Seide nach Potosi brachte. Eigens angelegte Strassen gewaehrleisteten die Verbindung zu den Haefen, von wo aus das Silber nach Spanien verschifft wurde. Die unglaublichen Schaetze wurden maßgeblich dafuer genutzt, die spanische Herrschaft zu finanzieren und bildeten darueber hinaus die Basis der industriellen Entwicklung. Die Arbeit in den Schaechten war kraeftezehrend und gefaehrlich, Lungenerkrankungen und Vergiftungen standen an der Tagesordnung. Tausende Indigene verloren ihr Leben im Berg. Im 18. Jahrhundert waren die Silberminen weitgehend erschoepft und Potosi verlor an Bedeutung. Erst 100 Jahre spaeter wurden die Bergwerke reaktiviert und heute wird neben Silber vor allem Zink abgebaut. Der groesste Teil der Bevoelkerung lebt immer noch vom Bergbau. Zur Zeit sind ca. 5000 Bergleute beschaeftigt.

 

Am naechsten Morgen brechen wir zur zweiten Stadtbesichtigung auf. Die Begeisterung beim Bummeln durch die engen Gassen haelt an.















 


 

 


 Am Nachmittag besichtigten wir die Casa de la Moneda. Sie beherbergte einst die groesste Muenzpraegeanstalt Spaniens. Ihr ist es zu verdanken, dass Potosi im 17. Jahrhundert eine der weltweit wichtigsten Staedte war. Wegen des Silberabbaus am Cerro Rico und des schnellen Wachstums des spanischen Kolonialreichs im 16. Jahrhundert entstand in der Stadt Bedarf nach einer Muenzpraegeanstalt. 1542 wurde der Praegebetrieb in einem ersten provisorischen Gebaeude aufgenommen.1572 befahl Toledo den Bau einer neuen Fabrik, die nach drei Jahren Bauzeit ihren Betrieb aufnahm – es war damals eines der groeßten und teuersten Bauprojekte Spaniens. Die Groesse des Gebaeudes richtete sich nach den Maschinen, die aus Europa nach Bolivien transportiert wurden, zuerst per Schiff von Spanien nach Buenos Aires und dann per Esel nach Potosi. Ab 1827, nachdem Bolivien 1825 von Spanien unabhaengig wurde, bis 1951wurden in der Casa de la Moneda auch die bolivianischen Muenzen hergestellt.




Aus der ersten Zeit der Unabhaengigkeit stammt auch die beruehmte Figur „El Mascaron“.
Die Maske ueber dem Eingang wird einerseits als Bacchus interpretiert, andererseits
auch als Indio, der den abziehenden Spaniern hinterher lacht.









Aufwaendige 12-fach gesicherte Schatzkiste, mit denen die Muenzen nach Europa verschifft wurden.

 

 

Noch bis ins 20. Jahrhundert florierte die Muenzpraegung zunaechst durch eine Dampfmaschine unterstuetzt und spaeter durch Elektromotoren. Heute dient der majestaetische Kolonialbau als Museum. Der gesamte Entstehungsprozess einer Muenze vom rohen Silbererz aus dem Bergwerk bis zur abgeschlossenen Praegung kann anhand von anschaulichen Informationen nachvollzogen werden.

Weiters fuehrt uns der Stadtbummel in die gewaltige Kathedrale San Luis am Plaza 10 de Noviembre dominiert mit ihren wuchtigen Glockentuermen das Stadtbild und bietet einen herrlichen
Ausblick ueber Potosi. Die erste Kirche von Potosi wurde bereits um 1600 vollendet und ueberdauerte bis ins 19. Jahrhundert. 1807 stuerzte sie nahezu voellig in sich zusammen. Die jetzige Kirche wurde von 1809 bis 1839 im Stil des kolonialen Barock mit klassizistischen Einfluessen gebaut.  
Die steinerne Fassade mit ihren blattumrankten Saeulen und Skulpturen ist ein Meisterwerk für sich.








 

Am naechsten Morgen haben wir uns mit Jhonny Montes, einem ehemaligen Minienarbeiter, verabredet, der jetzt Fuehrungen im Cerro Rico anbietet. Er erzaehlt uns viel ueber die Entwicklung der Mine und den Arbeitsalltag. Zusammen mit ihm besuchen wir zuerst den Markt der Bergleute, um Geschenke fuer unsere Besuch zu kaufen:





Um den harten Arbeitstag im Berg ueberstehen zu koennen konsumieren die Mineros Kokablaetter und 96%-igen Alkohol. Da die Kokablaetter viel Saeure enthalten lutschen sie zusaetzlich diese wie Steine aussehenden Stuecke, die aus Staerke und Zucker bestehen. Wir kaufen zudem Zigaretten und zuckerhaltige Getraenke.


Frei verkaeuflich gibt es auch Dynamit, Explosionsverstaerker und Zuendschnuere.





Jhonny nennt uns "new miners", aber wir sind zum Glueck ungeeignet: Sebastian ist zu gross fuer die Arbeit im Berg. Vielleicht koennte er sich um die Druckluftkompressoren kuemmern, die sie hier wie auch bei JTI verwenden. Ich darf als Frau nicht im Berg arbeiten. Der Berg gehoert Pachamama, der Mutter Erde, und die Bolivianer glauben, dass es bei weiteren Frauen im Berg zu Konkurrenzverhalten kommen koennte.







Der Eingang - gut abgestuetzt?




Die Mineros sind in feste Arbeitsgruppen aufgeteilt. Eine Gruppe besteht aus drei Ebenen:

 

  1. Der Chef: er entscheidet, wo gesprengt wird und traegt die Verantwortung fuer die Ausbeute. Er ist als einziger sozialversichert.

    2. Die Sprengmeister, die mit dem auf dem Markt frei verkaeuflichen Dynamit die Sprengungen durchfuehren. Sie haben den gefaehrlichsten Job und keine Sozialversicherung.

     Der Lohn des Chefs und der Sprengmeister haengt von der Ausbeute und dem Marktpreis der Mineralien ab. Immerhin besitzen sie Atemschutzmasken.

     3. Die Minenarbeiten arbeiten ohne Atemschutz. Sie schaufeln das Gestein in kleine Loren, die 1 Tonne fassen koennen und fahren es durch die Minen auf schlechten Gleisen zum Schacht. Hier wird es in Koerbe umgefuellt und nach oben gezogen. Der Arbeitslohn betraegt 100 Bolivianos (ca. 14 EUR) pro Tag. Es gibt keine soziale Absicherung.

Die Arbeitsbedingungen in der Mine haben sich im Laufe der Jahrhunderte kaum veraendert. Eine Neuerung sind die mit Druckluft betriebenen Hammer, die im Stollen zum Abbau genutzt werden. Zudem werden Motoren eingesetzt, um die gefuellten Koerbe aus den bis zu 390 m tiefen Schaechten zu ziehen. Krankheiten wie Staublunge, Vergiftungen oder Unfaelle bei Explosionen an der Tagesordnung. Die Lebenserwartung eines Mineros liegt heute bei 48 Jahren. Trotz des schlechten Lohns und der gesundheitsgefaehrenden Bedingungen im Berg zieht es viele junge Maenner in die Mine, da es daneben wenig Arbeit in Potosi und Umgebung gibt. Unser Guide erklaert uns, dass der Berg gut abgestuetzt sei und es einen Gesamtplan fuer das weitere Sprengen im Berg gebe, so dass die Arbeit viel sicherer geworden sei … was wir im Stollen sehen kann uns davon nicht ueberzeugen. 






El Tio - der Gott der Mineros
An jedem Arbeitstag zu Beginn der Schicht und ausgiebigst an jedem Freitag rauchen und trinken sie mit ihm.
Im Gegenzug bringt er sie jeden Tag gesund aus dem Berg und schenkt ihnen eine gute Ausbeute.




Mit einem Blick auf dieses Bild "Ohne Bergleute gibt es kein Potosi" haben wir den Arbeitstag in der Mine ueberstanden, wobei unsere Arbeit aus fotografieren und Geschenke verteilen bestand. 

Die Tour endet in einem Restaurant, wo wir ein typisches Gericht der Stadt probieren koennen:


Chalapurka - eine Maissuppe mit einem heissen Lavastein in der Mitte (daher das Blubbern)

Nachdem unser Bus muehsam aus der letzten Reihe nach vorne "gezaubert" wurde, verlassen wir Potosi und duesen nach Sucre.

 

 

 

 


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