Britta-Seb-ontour.de

19.05. - 12.07.2017 Peru

07.07. - 12.07.2017
Revash, Kuelap, Yumbilla, Bagua Grande bis Ecuador 

Am Nachmittag klart es auf und wir fahren knapp 40 Kilometer von Leymebamba nach San Bartolo. Hier werden wir ganz freundlich vom Mann der Touristeninfo empfangen. Er erklaert uns anhand einer Karte die Wandermoeglichkeiten und Sehenswuerdigkeiten, wir koennen Wasser auffuellen und die Toiletten stehen uns auch zur Verfuegung. Dann setzen wir uns mit einer Tasse Tee auf den Marktplatz und beobachten das Treiben, so wie die Einheimischen, ausser dass sie Wolle spinnen oder stricken statt Tee zu trinken.


San Bartolo empfaengt uns mit einem Regenbogen




Der Grund unserer Reise hierher ist Revash, ein Mausoleum der Chachapoyas, das sich in den Kalkhaengen im Tal des Utcubamba befindet. In den Klippen wurden in den Jahren 1100 – 1300 n. Chr. kleine Haeuser mit bis zu acht Kammern gebaut, angestrichen und als Grab genutzt. Die Haeuser befinden sich noch in ihrem urspruenglichen Zustand, die Mumien hingegen wurden von Grabraeubern entfernt. Die Wissenschaftler sind sich sicher, dass es sich nicht um Einzelgraeber handelte. Vermutlich wurden in einem Haus alle Familienangehoerigen einer sozial hoeher gestellten Familie beerdigt. Zum Teil befinden sich zwei Etagen in den Haeusern. Es ist moeglich, dass eine Etage fuer die Grabbeigaben verwendet wurde. Die in der Malerei verwendeten Symbole sind groesstenteils unbekannt.


die Graeber sind mit roten Kreisen markiert






Danach duesen wir nach Chachapoyas, erledigen ein paar Sachen und fahren zum Uebernachten zurueck nach Nuevo Tingo, der Ausgangspunkt fuer einen Besuch in Kuelap am naechsten Tag.

 Die Strasse nach Kuelap ist in einem miserablen Zustand und wohl schwierig in Ordnung zu halten. Daher hat man sich zum Bau einer Seilbahn entschieden, die das Rio Utcumbamba -Tal ueberquert. Sie ist seit drei Monaten in Betrieb und es laeuft wie am Schnuerchen, so wie man es gar nicht von hier kennt. Die Ausgangsstation ist neu, noch nicht an allen Ecken kaputt und sauber, die Toiletten haben Papier, Seife und einen Trockner (in der Kombination selten anzutreffen, denn eins fehlt sonst immer). Fuer einen Einheitspreis kaufen wir das Ticket fuer die Seilbahn, hier gibt es keinen zehnfachen Touristenzuschlag wie bei Machu Picchu. Im Zehn-Minuten-Takt fahren die Busse von der Station die drei Kilometer zum Startpunkt der Seilbahn. Bevor wir einsteigen, wischt der Fahrer den Bus nochmal mit einem Wischmob durch und da die 20cm hohe Eintrittstufe in den Bus zu hoch ist, wird den Gaesten noch ein Holzbaenkchen davor gestellt. Der Bus faehrt los, als alle Gaeste angeschnallt sind. Die Fahrt ist langsam, die einzige Fahrt in Peru bei der nicht gerannt wird, der Fahrer verlangsamt seine Geschwindigkeit vor Kurven und Einfahrten … sie koennen also doch, wenn sie wollen.

 Kuelap ist eine Festung, die von den Chachapoya zwischen 800 und 1300 n. Chr. errichtet wurde. Sie liegt auf einen Bergruecken auf mehr als 3.000 m Hoehe, hoch über den Wolken. Von der Seilbahn aus sieht man einen Teil der Mauern aus Kalk- und Sandstein, die eine Hoehe von bis zu 21 Metern erreichen, der gesamte Komplex hat eine Ausdehnung von 600 x 110 Metern. Der Anblick der dicht bewachsenen und maechtigen Mauern ist spektakulaer, ebenso wie der Ausblick auf das Tal und die umliegenden Berge.  Die Chachapoya sind eine recht unerforschte Kultur, die sich zur selben Zeit entfaltete wie die Inka.


Blick aus der Seilbahn

Vom Tal aus sehen wir die Anlage nicht und selbst als wir unterhalb mit der Seilbahn daran vorbeifahren, koennen wir die Groesse der Anlage nicht erahnen. Sie ist aelter und groesser als Machu Picchu und wird von weniger Touristen besucht (ca 300 pro Tag). Für die Errichtung der Festung wurden insgesamt 25.000.000 m³ Material verarbeitet, dreimal so viel wie bei der Cheops Pyramide.

1843 kam ein Richter von einer Reise in den Norden nach Lima zurueck und brachte helles Menschenhaar einer Mumie mit, das er in einem archaeologischen Komplex gefunden hatte. Er wollte den Ort der Oeffentlichkeit zugaenglich machen. Daraufhin sandte man ihn erneut in den Norden, um die Ausgrabungen zu beginnen. Die Einheimischen nahmen ihn jedoch an einen ganz anderen Ort mit – nach Kuelap. Man fuehrte ihn auf den Gipfel eines Berges, wo er eine massive Mauer vorfand und im Inneren des Bauwerks 419 runde Gebaeude. Diese Bauweise hebt die Chachapoya von allen anderen Kulturen Suedamerikas ab. Nach neueren wissenschaftlichen Erkenntnissen koennten die Chachapoyas von den Kelten abstammen, denn aus der selben Zeit fand man Rundbauten in Irland, mit aehnlichen Verzierungen. Sie verrehrten anders als die anderen Voelker Perus keine Gottheiten, es gab keine Sonnentempel, Mondtempel.... Das wuerde auch erklaeren warum die Inka die Chachapoya als "gross, blond und hellhaeutig" beschrieben. Im Laufe der naechsten Jahre soll die Anlage weiter erschlossen und teilweise rekonstruiert werden.


Modell von Kuelap















 

 






Von Kuelap versuchen wir nach Karajia zu fahren, wo die Steinsarkophage mit Koepfen stehen, aber wir scheitern an der Strasse. Der Bus muss geschont werden und wir drehen nach zwei Kilometern wieder um. Also fahren wir weiter nach Cuispes, von wo aus wir morgen zum Yumbilla-Wasserfall wandern moechten.




Auf dem Weg zum Wasserfall sehen wir den vermutlich faulsten Kuhhirten Perus -
er treibt die Kuehe mit dem Tuktuk und sogar einer der zwei Hunde ist zu faul zum Laufen

  Der Yumbilla-Wasserfall liegt tief im Dschungel auf ueber 2000m. Nach 4 Kilometern kann man ihn ueber einen kleinen Pfad erreichen. Der Pfad wird von den Einwohnern von Cuispes gepflegt. Vor dem Eintritt in den Regenwald muss man sich im Dorf registrieren und den Schluessel zum Eingangstor abholen. Den Einheimischen war er schon seit langem bekannt, aber er wurde erst im Jahr 2007 vermessen. Dabei stellte man fest, dass der Yumbilla mit 870 m in drei Stufen der dritthoechste Wasserfall der Welt ist (nach dem Salto Angel in Venezuela (979m) un dem Tugela Fall in Suedafrika (948m)).







so ungefaehr - ging leider nicht auf ein Bild




Aussichtsturm

 Von 2000m ueber dem Meeresspiegel fahren wir nach Bagua Grande, was auf 450m liegt. Der Luftdruck in den Reifen sinkt um fast 1 bar und die Temperaturen steigen dafuer. Als wir im Tal aussteigen, fallen wir fast um. Nach fast drei Monaten in den kuehlen Bergen sind wir  diese Hitze nicht mehr gewoehnt.




Reisfelder und Palmen so weit das Auge reicht

Wir parken bei einem Hotel mit Pool, den wir erst nach Sonnenuntergang wieder verlassen. Nach zwei Tagen Entspannung fahren wir weiter nach Ecuador.


30.06. - 07.07.2017

Canon del Pato - Cajamarca - Leymebamba

Nach drei fantastischen Tagen bei Jamie muessen wir Abschied von Simone und Stefan nehmen, die in den Sueden fahren. Sandra und Timo werden wir sicherlich wiedertreffen, denn sie verfolgen uns in Richtung Norden. Am Nachmittag verlassen wir Caraz und fahren in den beruehmten Canon del Pato – die Entenschlucht. Wir haben schon viel davon gehoert, hatten uns aber keine Bilder dazu angeschaut. Also fahren wir, ohne eine Vorstellung davon zu haben was uns nun erwartet, mal los. Und wir sind von der Schlucht ueberwaeltigt. Die engste Stelle ist nur 15 m breit. Die Strasse wurde auf einer alten Eisenbahnlinie erbaut – wer um Himmels Willen kam auf die Idee durch diese Schlucht eine Eisenbahn zu bauen?

Links und rechts ragen die Felsen bis zu 2000 m senkrecht nach oben. Auf der Seite der Strasse wurden 35 einspurige Tunnel in den Felsen gehauen. „Tocar claxon“ = hupen, damit der Gegenverkehr vielleicht noch rechtzeitig vor der Einfahrt in den Tunnel gebremst werden kann, wenn man mal wieder das Ende des Tunnels nicht sieht.

Die Felsen sind ueberwaeltigend, so viele verschiedene Farben und Formationen, die unterschiedlichen Gesteinsschichten – man hat das Gefuehl, dass sich die Steine hinter jedem Tunnel aendern. Kein Foto der Welt kann dieses Panorama einfangen. Hier nur ein Versuch:






Tunnelblick






Gegenverkehr im Tunnel














Blick nach hinten



Nachdem die Sonne untergegangen ist, wollen wir unsere Fahrt nicht mehr fortsetzen, zu gross die Gefahr die schoene Landschaft einfach zu verpassen. Daher suchen wir uns ein idyllisches Oertchen am Fluss zum Uebernachten.

Am naechsten Morgen fahren wir aus dem Canon del Pato raus und biegen in den Canon del Tablachaca ein in Richtung Pallasca. Wir kommen aus dem Staunen nicht mehr raus. Zwar ist das Tal breiter als die Entenschlucht, aber durch die bunten Berge nicht weniger beeindruckend.

















Dann schlaengelt sich die Strasse nach Pallasca Serpentine fuer Serpentine nach oben, der Bus kaempft. Leider haben wir hier unten auf weit unter 2000m wieder dieses Motorschaukeln, was noch Folgen haben wird.

In Pallasca angekommen, machen wir kurz Mittagspause und fahren auf der anderen Seite des Berges wieder runter. Die Strasse ist gut geteert und trotzdem abenteuerlich.

  





Natuerlich muessen wir auf der anderen Seite wieder hoch. An dem Tag kommen wir bis Angasmarca. Vor der Polizeistation wollen wir es uns gerade gemuetlich machen, als Sebastian es zischen hoert, mal wieder ein Platten. Wir vermuten, dass die Platten auf der Serpentinenstrecke entstehen, wenn der Bus so eng um die Kurven drehen muss, dass sich die spitzen Steine regelrecht in den Reifen bohren. Bevor der Reifen platt ist, fahren wir schnell zur Werkstatt. Leider gibt es nur eine im Ort und die kann uns nicht weiterhelfen. Wir finden drei besoffene Maenner vor, unzaehlige Bierflaschen liegen auf dem Boden, die Musik schallt aus der Fahrerkabine ihres LKWs und einer von ihnen hantiert noch mit dem Schweissgeraet rum. Leider sprechen sie in dem Zustand schlechter spanisch als wir und sie fragen x Mal wohin wir fahren. Die Entfernung klingt fuer ihn so unwahrscheinlich, dass er immer zu seinem Kumpel sagt: „Die verstehen kein Spanisch“. Dann fragt er nochmal wohin unsere Reise geht. Wir geben auf und sagen, dass wir morgen wieder kommen werden, was wir natuerlich nicht vorhaben.

Nach der vergeudeten Zeit fahren wir zurueck zur Polizeistation, Sebastian wechselt den Reifen und wir uebernachten dort.

 

Am naechsten Tag geht’s mit vollem Tank durch die Berge weiter in Richtung Cajabamba.


Blick auf Angasmarca





Kurz nach dem Ortsausgang treffen wir zwei Franzosen mit Liegeraedern, die sich durch die Berge quaelen. Sie empfehlen uns eine Strasse, die man sehr gut fahren koenne. Am Ende stellt sich heraus, dass man Franzosen auf Liegeraedern diesbezueglich nicht trauen kann. Die Strasse 117 ist zwar nicht die schlechteste die wir bisher gefahren sind, aber von gut ist sie auch weit entfernt. Nicht viel schneller als Schritttempo sind wir um jeden Kilometer froh, der hinter uns liegt. In einer Senke setzen wir mit der Stossstange vorne auf und verlieren das Nummernschild.



11 Kilometer vor der Teerstrasse rumpelt es hinten im Auto und es kommen ganz ungesunde Toene in der Fahrerkabine an. Sebastian schaut nach und traut seinen Augen kaum. Die Schrauben des Motorhalters sind abgerissen und stecken nun im Motorblock. Anscheinend war das Motorschaukeln in niedrigen Hoehen und die schlechte Strasse keine gute Kombination. Da stehen wir nun. Der Motor liegt mit der Oelwanne im Unterfahrschutz....und wir haben zusaetzlich noch Angst, dass die Steine, die wir mit dem Unterfahrschutz aufgesammelt haben,
einen Schweizer Kaese aus der Wanne machen.

Von unten druecken wir den Motor nach oben, versuchen ein paar Steine auszufegen und legen als Schutz Flipflops zwischen Wanne und Unterfahrschutz. Da wir auch noch mitten auf einer engen Strasse im Hang stehen, wollen wir hier erst mal weg. Wir schaffen die letzten Kilometer bis zur geteerten Strasse und denken dann nochmal nach. Es sind nun noch 239 km bis in einen groesseren Ort. Ob das gut geht?

Sebastian hat eine gute Idee: mit Zeltstangen, Ratschegurten und Kabelbindern zieht er den Motor etwas nach oben. Dann geht die Reise weiter bis Cajabamba, wo wir nochmal uebernachten.


Am naechsten Tag schaffen wir die restlichen 118 Kilometer bis Cajamarca, wo es einen VW-Haendler gibt. Dort angekommen, in einer gut aufgeraeumten Werkstatt, schildern wir das Problem. Der Motor muss raus, die abgebrochenen Schrauben muessen ausgebohrt werden und dann muss der Motor wieder rein. Keine schoene Arbeit und ein hohes Risiko, dass es misslingt, denn das Ausbohren ist kein Kinderspiel. Daher machen die Mitarbeiter zuerst mal zwei Stunden Mittagspause... als wir wieder dort sind, erzaehlen sie uns, dass der einzige dazu faehige Mitarbeiter nach dem Essen in die Notaufnahme gekommen sei und sie nicht wissen wann er wieder zur Arbeit komme. Wir sind genervt, denn wir wissen, dass wir vermutlich gerade belogen werden, aber wir koennen nichts dagegen tun. Sie wollen uns nicht helfen. Dann empfehlen sie uns eine Werkstatt, die wir als naechstes aufsuchen. Der Kerl hat so was von keine Ahnung....er will die 10er-Schrauben durch 8er Schrauben ersetzen. Er schraubt den Oelfilter mit einer Riesensauerei ab, um drunter zu schauen, stellt dann fest dass die Schrauben abgerissen sind (das erzaehlen wir schon seit einer Stunde) und sagt dann, dass er nicht helfen koenne. Nach einer halben Stunde hat er den Oelfilter immer noch nicht befestigt und Sebastian muss es selber machen (Die Werkstatt war auf Oelwechsel spezialisiert). Der Tag neigt sich dem Ende zu und wir sind keinen Schritt weiter, nur die grauen Haare vermehren sich. In einer weiteren Werkstatt werden wir wieder abgewiesen. Wild fahren wir in der Gegend rum, bis wir eine „Werkstatt“ sehen, die mit Motorenarbeiten lockt. Der Mann erkennt sofort unser Problem und schlaegt die von Sebastian prognostizierte Vorgehensweise vor. Auch wenn seine „Werkstatt“ alles andere als verlockend aussieht verabreden wir uns mit ihm fuer den naechsten Tag. So viele andere Moeglichkeiten haben wir nicht.

Am Abend treffen Soeren, Jenni, Greta und Familie auf unserem Stellplatz ein. Sie sind auch froh es hierher geschafft zu haben, denn ihr Womo geht staendig waehrend der Fahrt aus. Ersatzteile gibt es natuerlich nicht. Die beiden Maenner troesten sich gegenseitig mit ihren Autoproblemen und wir sitzen noch lange draussen und quatschen ueber die erlebten Abenteuer.

Fruehmorgens fahren wir zur Werkstatt. Der Boden besteht hauptsaechlich aus Staub, Dreck und Muell. Eine kleine, unebene, betonierte Plattform gibt es, auf der wir unsere Kabine abstellen koennen, um besser an den Motor zu kommen. Zunaechst ist der Kerl noch recht hilfsbereit, aber er verliert ganz schnell die Lust...wenn deutsche Genauigkeit auf die peruanische Arbeitsweise trifft....das kann nicht gut gehen. Es geht schon gut los, als er das Werkzeug auf unsere neuwertige Ladeflaeche wirft. Britta bekommt fast was zu viel, nimmt eine Decke und legt die zum Schutz auf die Ladeflaeche. Ihm scheint das egal zu sein oder er versteht nicht was das soll und findet immer noch ein kleines ungeschuetztes Stueckchen, wo er nochmal was hinwerfen kann. Sein Werkzeug..naja...halt peruanischer Standard, unseres ist besser und irgendwann bemueht er sich schon gar nicht mehr seins zu holen. Dummerweise kennen wir die spanischen Spezialbegriffe fuer die verschiedenen Werkzeuge nicht. Wir kennen sie auch nicht, wenn er sie wiederholt und uns dabei anbruellt. Und natuerlich lassen wir ihn keinen Handschlag unbeobachtet machen, dafuer haben wir hier schon zu viele unglaubliche Erfahrungen gemacht. Alles was er abschraubt packen wir schnell in Frischhaltefolie ein, bevor es hier in dem Dreck komplett verstaubt. Wir koennen seinen Blicken entnehmen was er davon haelt. Nach kurzer Zeit ist alles abgeschraubt was im Weg ist und ganz erleichtert stellen wir fest, dass zwei der drei Schrauben ausserhalb des Motorblocks abgebrochen sind, so dass man sie einfach raus drehen kann. Die dritte Schraube ist leider nicht erreichbar und der Motor muesste komplett ausgebaut werden, was Sebastian jetzt nicht mehr hier machen will. Der Kerl ruft einen Ausbohrspezialisten an (angeblich gibt es nur einen in der 140.000 Einwohner Stadt). Er kommt prompt und schuettelt nur den Kopf, sein Werkzeug reiche dafuer nicht aus.


Sebastian lacht nur fuers Foto - eigentlich ist ihm nicht danach


Die Uebeltaeter


Die Enten trinken das ausgelaufene Oel und die Kuehlfluessigkeit.
Freundliche Worte und selbst Stockhiebe halten sie nicht davon ab.


Am Ende ersetzen wir zwei Schrauben und bauen alles wieder zusammen. Der KFZ-Mechaniker widmet sich in der Zeit seinem Mittagessen. Nach fuenf Stunden und vielen verlorenen Nerven, steht die Kabine wieder auf dem Bus und wir koennen los. Den Arbeitslohn, den er haben will, verbuchen wir unter Platzmiete, auch wenn er behauptet, dass er Sebastian beaufsichtigen musste :-)

Wir sind auf jeden Fall froh, dass der Motor wieder da haengt wo er haengen soll und der Bus gut rollt. Oelverschmiert fahren wir in die Banos del Inka, wo wir uns im Privatpool einweichen bis der Dreck vom Schrauben ab ist.

Den Abend verbringen wir wieder mit Jenni und Soeren, die bei der Geschichte auch nur mit dem Kopf schuetteln koennen.

Am naechsten Tag fahren wir alle zusammen nach Cumbemayo, allerdings mit einer gebuchten Tour. Soeren hatte gestern versucht mit dem Wohnmobil dorthin zu fahren, ist aber bei den unglaublich schlechten Strassenverhaeltnissen schnell wieder umgekehrt. Und bevor wir uns den Bus wieder kaputt fahren, schliessen wir uns gerne der gefuehrten Touri-Tour an. Der Guide ist echt gut, erzaehlt viel und man merkt, dass er sein Herz an die peruanische Geschichte verloren hat. Der Touri-Bus rumpelt ueber die Strassen, mehr als eine Stunde braucht er fuer die 20 Kilometer. Am Fahrstil merkt man schnell, dass der Fahrer nicht fuer die Reparatur des Busses verantwortlich ist, er fliegt fast ueber die Buckel.

Cumbemayo ist eine der touristischen Hauptattraktionen in der Cajamarca-Region. Der Steinwald besteht aus vulkanischem Gestein und entstand in seiner heutigen Form vor tausenden von Jahren nach der Eiszeit. Die meterdicken Eisschichten schmolzen und das abfliessende Wasser liess senkrechte Rinnen in den Felsen entstehen.




Der Kopf - ein heiliger Platz fuer die Cajamarca



   



Zwischen den Steinriesen befindet sich das 3000 Jahre alte Aquaedukt, ein Wasserversorgungssystem der Cajamarca-Kultur. Mit Hilfe von Obsidian, einem vulkanischem Stein, haerter als der zu bearbeitende Stein, haben sie Wasserkanaele gebaut, die das Wasser bis nach Cajamarca leiteten. Auf einer Strecke von 1 Kilometer hatte der Kanal ein Gefaelle von durchschnittlich 50 Zentimetern. Das Wasser fliesst nur ein paar Millimeter pro Stunde, aber es fliesst. Der Guide zeigt uns viele in die Felsen gehauene Petroglyphen, die auch 3000 Jahre alt sind. Es sind Bilder der Terrassen mit den Kanaelen, religioese Symbole, Tiere...





 


Blick auf Cajamarca

Zurueck in der Stadt essen wir noch alle zusammen zu Mittag und verabschieden uns - wer weiss wann wir uns wiedersehen.


am Plaza de Armas in Cajamarca

Am Abend erreichen wir Pollac, eine sehr sehenswerte Mosaik-Kirche des Don Bosco Ordens. Auf dem Parkplatz vor der Kirche uebernachten wir auch.









 



Wir duesen weiter nach Celendin, wo wir eine Kaffeepause einlegen. Unseren Bus parken wir an der Plaza de Armas und gehen ins Cafe. Nirgendwo ist man ungestoert in Peru :-), denn Jenni und Soeren entdecken unseren Bus und freuen sich, da sie Sebastians Werkzeug benoetigen. Schnell finden sie uns im Cafe, die Frauen trinken Schokolade, essen Pfannkuchen und die Maenner reparieren Soerens Auto.





Dann fahren wir zusammen ueber den Calla-Calla-Pass...eine spektakulaere atemberaubende Landschaft und ganz sicher eine unserer schoensten Fahrtage auf der gesamten Reise!


Blick auf Celendin








Pause in Balzas




Gegenverkehr - auf der gesamten Strecke nur drei Autos, davon ein deutsches: Ilka und Guenther













 Am Abend schlagen wir unser Lager in Leymebamba auf dem Dorfplatz auf und sitzen noch bis spaet in die Nacht zusammen.

 Dass wir auf einem Sportplatz und gleichzeitig Pausenhof geparkt haben, merken wir am naechsten Morgen. Die Pausenglocke laeutet und unzaehlige Schueler stuermen zu unseren Autos. Soeren versorgt die Kinder mit Suessigkeiten und erst als es wieder laeutet und die Kinder in die Schule rennen, koennen wir fahren.



Der naechste Stopp ist das Museum von Leymebamba.

Bei Rodungsarbeiten im Jahr 1996 an der Laguna de los Condores, um Felder fuer ihr Vieh zu schaffen, hatten Kuhhirten in 150 m Hoehe ueber der Wasseroberflaeche Graeber entdeckt. Bis dahin hatte ein Vorhang aus Pflanzen die Sicht auf die Felsen verborgen, nun hatte aber ein Sturm die Pflanzen abgerissen und den Blick auf die Nischen freigegeben. Die Arbeiter schlugen sich den Weg frei, kletterten nach oben und gelangten zu sieben Lehmbauten, die in einem Felsvorsprung erbaut wurden. Dort fanden sie 219 Mumienpakete, dicht an dicht aufgesetzt, in Stoffe gehuellt und mit Pflanzenfaeden ordentlich verschnuert. Daneben fanden sie viele Quipus, die Knotenschnuere der Inka. Sie nahmen einige Schnuere und Grabbeigaben aus Ton mit. Anschliessend kamen sie noch etliche Male und deckten sich immer wieder mit den antiken Gegenstaenden ein und verkauften sie auf dem Markt. Der Geldsegen sprach sich schnell rum und Ullilen, der der die Hirten fuer die Rodungsarbeiten beauftragt hatte, beanspruchte den Erloes aus dem Verkauf fuer sich, denn schliesslich seien die Graeber auf seinem Grundstueck gefunden worden. Die Kuhhirten hingegen verklagten ihn. Die Staatsanwaltschaft verstand die Geschichte nicht und beauftragte einen Spezialisten mit der Untersuchung der Graeber. Auch dies sprach sich schnell rum und weitere Grabraeuber machten sich auf den Weg. Als die Spezialisten die Graeber erreichten waren bereits viele Mumienbuendel aufgeschlitzt und lagen kreuz und quer in den Nischen rum. Um die Mumien vor weiteren Pluenderungen zu schuetzen, wurden sie im Laufe der folgenden Monate geborgen. Die Graeber stammten aus der Zeit der Chachapoya und sind ca. 3000 Jahre alt. Der Pfund war eine archaeologische Sensation und natuerlich wollten Lima und die Stadt Chachapoyas die Mumienbuendel haben. Am Ende gewann das kleine Dorf Leymebamba. Mit der Hilfe verschiedenere Laender kam genug Geld zusammen, um das sehr sehenswerte Museum zu errichten, in dem die Mumien heute in einem klimatisierten Raum ihre letzte Ruhe gefunden haben.

 
Nachbau der Grabkammern

 

  

 




ein 3000 Jahre alter Stoff


Die Spezialisten fanden ebenfalls noch 32 Quipus, von denen einige nun im Museum ausgestellt sind.

 Nach dem Besuch verabschieden wir uns von Jenni, Soeren und Co. Sie haben durch ihren Besuch weniger Zeit als wir. Wir hingegen moechten auf die Sonne warten und dann die Besichtigungen in dem geschichtstraechtigen Tal fortsetzen.


21. - 29.06.2017

Cordillera Blanca
Chavin, Pastoruri, Huaraz, Laguna 69 und Caraz

 Bis La Union ist die Strasse noch schlecht, aber dann startet endlich der Apshalt.
Als wir an der Abzweigung zur Antamina-Mine ankommen und ebenfalls eine geteerte Strasse vorfinden entscheiden wir uns spontan fuer den Weg - eine gute Entscheidung, denn die Landschaft ist entzueckend.







Es geht hoch auf den Pass, wolkenverhangen, Regen und leichte Schneeschauer...dann erreichen wir die Mine, in der hauptsaechlich Kupfer und Zink abgebaut wird. Es ist die zehntgroesste Mine der Welt und die Groesse erfaehrt man schnell. Alle umliegenden Berge sind bearbeitet, es gibt eine Minenstadt fuer die Mitarbeiter und wir fahren sicherlich 15 Kilometer durch die Mine, um die Seen, Berge hoch und runter....irgendwann kommen wir in San Marcos an. Dann noch ein paar Kilometer und wir erreichen Chavin, wo wir neben der Polizeistation uebernachten.






Am naechsten Tag versuchen wir zuerst das Museum Chavin zu besuchen. Man laesst uns aber nicht rein ... Stromausfall. Sebastians Hilfe wird abgelehnt, denn ein Techniker ist bereits unterwegs, um Ersatzteile fuer den Generator zu kaufen. Warten bringt natuerlich nichts ... wer weiss wie lange er unterwegs sein wird. Also fahren wir zuerst zu den beeindruckenden Ruinen Chavin de Huantar.




Modell der Anlage

 Die Chavin-Kultur hatte ihre Bluetezeit zwischen 850 bis 200 v. Chr. Sie hatte damals kein geografisches Zentrum, deshalb geht man davon aus, dass der Komplex einen strategischen Punkt auf der Route vom Bergland zur Kueste und von Nord nach Sued darstellte. Die Kultur beeinflusste viele der nachfolgenden Kulturen bis hin zur Inka-Kultur. 1985 wurde Chavin de Huantar zum Unesco-Weltkulturerbe erklaert.

 Die Ruinenstaette besteht aus einem komplexen unterirdischen Labyrinth, das aus kleinen Kammern, Treppen und Rampen besteht, die mit unterirdischen Gaengen miteinander verbunden sind. Die Frischluftzufuhr wurde ueber waagrechte Ventilationskanaele gewaehrleistet und das Licht wurde vermutlich durch spiegelartige Scheiben in die Kanaele geleitet.

Das Hauptbauwerk ist eine 70m lange und 15 hohe dreistoeckige quadratische Pyramide, deren Seitenwaende zum Schutz vor Erdbeben um 7 Grad geneigt sind.






 In den unter dem Haupttempel liegenden Passagen steht ein vier Meter hoher Monolith – „El Lanzon“ - ein Gottesbild in Menschengestalt mit katzenaehnlichem Gesicht. Die Figur zeigt ein Raubtiergesicht mit Schlangen zwischen den Zaehnen. Der Monolith ist die aelteste Figur, die in dieser Gegend gefunden wurde.

  



Auf den Mauern sind teilweise Reste von steinernen Koepfen zu finden, wobei es sich laut Reisefuehrer um die Darstellungen von Opfern oder gefangener Feinde handeln soll. Nach den Erklaerungen im Museum, das wir spaeter besuchen, handelt es sich aber um die Verwandlung des Menschen zu einem Ueberwesen. Die Bilder entstanden in den Koepfen der Schamanen nach der Einnahme halluzinogener Drogen.


 Am Nachmittag gehen wir nochmal ins Museum und diesmal ist auch der Strom zurueck.









  

 Abends goennen wir uns ein privates Bad in den Thermalquellen. Die Familie, die hier wohnt, laesst uns auch auf dem Parkplatz uebernachten. Am naechsten Morgen bieten sie uns, leider zu spaet, sogar Fruehstueck an. Aber wir koennen noch unsere Wasserbehaelter auffuellen.

Dann geht’s ueber den Pass bis Catac auf der westlichen Seite der Cordillera Blanca.





Auf der 3S angekommen fahren wir zuerst Richtung Sueden zu den Puya Raimondii, die zu den groessten Pflanzen der Welt zaehlen (Familie der Ananasgewaechse). Sie bildet mit bis zu acht Metern den laengsten Bluetenstand der Welt, dessen Bildung ein Jahr dauern kann, die maximale Gesamtwuchshoehe ist bis zu 12 Meter. Im Alter von etwa 50 bis 70 Jahren blueht die Pflanze nur ein einziges Mal fuer etwa 9 Monate, obwohl sie ueber 100 Jahre alt werden kann. Nach der Fruchtreife stirbt die Pflanze ab.







 



Es geht weiter zum Pastoruri-Gletscher. Viel ist nicht mehr uebrig, denn er schrumft jedes Jahr um 15 Meter aufgrund der globalen Erderwaermung. In den 70er Jahren konnte hier noch Ski gefahren werden, eins der hoechten Skigebiete der Welt (4700 – 5300 m).
















 Wir uebernachten im Park und fahren am naechsten Tag nach Huaraz, um mal wieder alle moeglichen Erledigungen durchzufuehren: Waescherei, Oelwechsel, Autowaschen. Zum Oelwechsel suchen wir eine kleine Werkstatt auf und werden direkt freundlich begruesst. Nach der Haelfte der Arbeit ruft die Eigentuemerin der Werkstatt: „Britta, komm hoch, wir essen zusammen!“ Gerne, wir sitzen zusammen auf der Dachterrasse und essen zu Mittag. Da Sebastian beim Auto bleibt, bringen wir ihm spaeter das Essen nach unten. Dabei bestaunt die Familie auch unsere Wohnkabine. Zusammen mit der Mutter und ihren zwei Toechtern (16, 21) sitzen wir ueber eine Stunde zusammen in der Kabine und quatschen ueber die Reise. Sie sind erfreut, erstaunt, ueberrascht und verwundert...noch nie haben sie Reisende getroffen, die so unterwegs sind. Der Vater kommt hinzu. Er ist begeistert. Seit Jahren moechte er gerne Suedamerika mit dem Motorrad erkunden, aber er hat weder ein Motorrad noch moechte seine Frau mitfahren. Aber seine Augen leuchten. Als der Oel- und Luftfilterwechsel beendet ist muessen wir mit ins Haus, denn es gibt Abendessen. Sie kocht extra fuer uns Lomo saltado, weil ich vorher erwaehnt hatte, dass wir das gerne essen. Wir duesen noch schnell mit den Toechtern in einem Taxi in die naechste Baeckerei und als wir zurueck kommen ist der Tisch gedeckt. Wir essen zusammen, trinken ein Bierchen und unterhalten uns blendend. Die Nacht muessen wir im Gaestezimmer mit privatem Bad verbringen. Unser Bus steht sicher hinter dem verschlossenen Tor.

 Am naechsten Morgen schenken sie uns Broetchen zum Fruehstueck und begleiten uns noch in die Stadt. Eine tolle Erfahrung.


 Wir schauen uns Huaraz an, fahren dann zum Kaffee nach Yungay und am spaeten Nachmittag geht’s weiter in den Nationalpark Huascaran.





Hier uebernachten wir und wandern am naechsten Tag zur wundervollen Laguna 69. Die ersten Kilometer sind angenehm zu laufen in sagenhafter Kulisse. Das letzte Stueck hingegen raubt Britta den Atem, von 4400 geht’s auf 4600 Meter, jeder Schritt ist anstrengend, aber wir werden mit einem fantastischen Blick belohnt. Als die hundert anderen Touristen endlich zurueck zum Bus muessen bleiben wir noch lange bei der Lagune sitzen - was ein Vorteil mit dem eigenen Auto zu reisen.











  



Zurueck am Auto erwartet uns ein Esel, stoerrisch ist er nicht, sondern sehr sehr anhaenglich. Sebastians Streicheleinheiten gafallen ihm so gut, dass er ihm nicht mehr von der Seite weicht. Sie essen zusammen, sie spuelen zusammen, wobei der Esel das gewaschene Geschirr nochmal ableckt, ab und zu steckt er auch mal den Kopf ins Auto und will das Spuelwasser trinken. In Ruhe abtrocknen geht auch nicht, dann das Tuch scheint auch gut zu schmecken - was ein lieber Kerl!
 

"Bist Du eigentlich ein Pferd oder ein Esel?"



 

 Wir bleiben noch eine Nacht im Park und fahen am naechsten Morgen nach Caraz.






In Caraz moechten wir zu Jamie auf den ueberall hochgelobten Campingplatz. Und es ist wirklich super, ein toller Platz, warme, saubere Duschen, Jamie ist ein fantastischer Gastgeber und wir fuehlen uns wohl. Wir parken neben Chris, einem Australier, der mit seinem Motorrad unterwegs ist. Kurz nach uns kommen Simone und Stefan mit ihrem Iveco an. Wir verbringen einen lustigen Nachmittag zusammen, bis Jamie uns zur Piscoprobe einlaedt und dann wird’s sehr lustig. Spaeter serviert er Rindersteaks und zum Nachtisch noch eine Flasche selbst gemachten Heidelbeerschnaps...ein schoener Abend.

 Den naechsten Tag verbringen mit mit Vorbereitungen fuer Simones 40. Geburtstag, der abends mit einem typischen deutschen Grillfest und den in der Zwischenzeit eingetroffenen Reisenden gefeiert wird.




Simone an ihrem 40. Geburtstag mit Stefan


Chris geniesst das Leben


Jamie, der nette Gastgeber


17. - 21.06.2017
Cordillera Huayhuash und Huanuco viejo

Von Huanuco aus machen wir uns auf den Weg in Richtung Huayhuash. Die Strasse soll aus Loechern bestehen, eng und kurvig sein. Da wurde uns mal nicht zuviel versprochen. Es Strasse zu nehmen geht eigentlich schon zu weit, aber der Bus meistert jede Kurve und jeden noch so steilen Anstieg, in dem wir mal wieder vom Gegenverkehr auf unserer Seite zum Anhalten gezwungen wurden.








mit Plastikblumen geschmueckter Hut - typisch fuer die Region



Kartoffelernte im Steilhang

 In Chavinillo tanken wir nochmal und biegen dann von der Hauptstrasse ins Tal hinein ab. Die Strasse hat nun keine Loecher mehr im Asphalt, mangels Asphalt Und insgesamt bessert sich der Zustand nicht. Jetzt wird klar, warum das Gebirge nur von wenigen Touristen besucht wird. Ohne eigenes Auto kommt man hier nur mit einer Tour hin.




Gegenverkehr




Wenn kein anderes Baugrundstueck mehr frei ist...


Typische Methode zur Flussueberquerung

Nach insgesamt ca. 100 Kilometern und 5 Stunden Fahrzeit erreichen wir Banos, ein Ort mit Thermalquellen. Wir kaufen am Eingang das Ticket fuer ein privates Bad und trauen unseren Augen fast nicht. Hier mitten im Nirgendwo, die Strasse zum Gebirge ist eine Sackgasse, laut Reisefuehrer die unterentwickelste Regionen des Landes, sie bauen gerade ein Wasser- und Abwassersystem … da stehen wir vor einer Eckbadewanne fuer zwei Personen mit Whirlpoolsystem. Fantastisch!!! Vor unseren Augen macht der Angestellte noch schnell die Wanne und unseren Raum sauber und laesst und dann heisses Thermalwasser ein. Wir hatten mit einem gemauerten Becken gerechnet, aber wir nehmen gerne den Whirlpool.

 Frisch gebadet und vom heilenden Thermalwasser bei bester Gesundheit fahren wir die letzten 30 Kilometer bis Queropalca. Der Versuch durch den Ort in Richtung Lagune zu fahren scheitert an den „Strassen"-verhaeltnissen. Sicherlich haette der Bus es geschafft, aber wir wollen ihn nicht vergewaltigen. Wir drehen wieder und suchen uns auf der Wiese vor dem Ort einen geraden Stellplatz von dem aus wir noch die letzten Sonnenstrahlen geniessen wollen. Die Ruhe waehrt nicht lange, denn alle Einwohner, die an uns vorbei gehen, und das sind recht viele, begruessen uns mit Handschlag und halten Smalltalk. Die Freude ueber unseren Besuch sieht man ihnen an.

 Am naechsten Morgen gehen die Begruessungen weiter. Wir starten von hier aus unsere Wanderung zur Laguna Carhuacocha. Reiter auf Pferden und Eseln halten an, um uns zu begruessen, sie fragen nach unserem Heimatland. Die Landschaft ist grandios. Der Weg, der noch mit einem Motorrad bewaeltigt werden kann, endet nach ca. 4 Kilometern. Danach geht es nur noch auf Pferden, Eseln oder zu Fuss weiter. Und wenn wir glauben, gerade das letzte Haus zu passieren, liegen wir immer falsch, denn es kommt noch eins und hinter der naechsten Kurve noch eins. Ob die Kinder von hier aus jeden Tag 2 Stunden in die Schule reiten oder gar nicht in die Schule gehen finden wir nicht raus.





Nach 3,5 Stunden und 11 Kilometern kommen wir an der Gletscherlagune an. Was ein Anblick. Wir geniessen unsere Mittagspause. Um die Lagune laufen noch vier weitere Touristen, ansonsten nur Kuehe, Esel, Schafe...


Nickerchen




Endlich sehen wir auch mal Chinchillas



Kurz vor Sonnenuntergang kommen wir wieder bei unserem Bus in Queropalca an und natuerlich kommen nun alle auf uns zu und fragen, wie uns die Wanderung gefallen habe. Wirklich ein sehr nettes Dorf mit sehr lieben Menschen.


 Am naechsten Tag sind die Beine schwerer als sonst und wir ruhen uns im Sonnenschein vor dem Bus aus. Am Nachmittag wollen wir in die Thermalbaeder im Nebental, die wir mangels Hygiene aber schnell verlassen. Aus Spass an der Freude und weil der Weg so gut ist fahren wir weiter und weiter und weiter.


historische Felsmalereien unterwegs





Das GPS zeigt schon lange keinen Weg mehr an, aber wir fahren immer noch gemuetlich in Richtung Berge, bis wir von einem verschlossenen Tor aufgehalten werden. Als wir gerade drehen wollen, kommt ein Reiter und oeffnet das Tor. Wir kommen natuerlich ins Gespraech, er heisst Marin Simon und ist Mitte 70. Seine Frau ist schon gestorben und er bewirtschaftet alleine einen Hof im Gebirge. Unsere Hoffnung auf eine Passueberquerung in Richtung Cordillera Blanca nimmt er uns, denn zwei Kilometer Strasse wuerden fehlen. Aber er schwaermt uns von seinem Tal vor, von den tollen Wanderungen und dass wir eingeladen sind noch ein bisschen zu fahren und dann dort zu uebernachten. Man koenne uns auch mit warmen Wasser versorgen... Das Tor steht hier nur weil wir nun Privatland betreten. Wir nehmen sein Angebot an und fahren noch ein paar Kilometer bis uns der naechste Reiter anhaelt. Er wohnt hier mit seiner Frau, seinen Kuehen und Eseln. Auch er heisst uns herzlich willkommen, erzaehlt uns von seiner Kaeseherstellung und erklaert uns die vorhandenen Wanderwege zur Lagune. Die Berge koennen auch bestiegen werden. Im Vorjahr standen zwei Oesterreicher auf dem hoechsten Gipfel, dem Yerupaja (6634m). Acht Tage benoetigten sie und er habe sie bei ihrer Rueckkehr mit Bier empfangen. Dann entschuldigt er sich, denn er muesse noch seine Esel einsammeln. Auf der anderen Seite des Flusses ist gerade eine Touristengruppen angekommen, die in 10 Tagen die Cordillera umrunden moechte. Dafuer bekommen sie seine Esel als Traeger. Wir finden zum Glueck einen gerade Stellplatz, packen die Stuehle aus und erfreuen uns an der Bergwelt, den schneebedeckten Bergspitzen und dem schoenen Sonnenuntergang. 


 Am naechsten Morgen dauert es nicht lange und der erste Reiter steht zur Begruessung am Auto. Es ist der Sohn des Reiters von gestern Abend. Er wohnt zusammen mit seinen Eltern etwas unterhalb unseres Stellplatzes auf dem Hof.



Spaeter wandern wir zur Laguna Mitucocha und gehen auf dem Rueckweg bei ihm vorbei. Der Hof besteht aus einem grossen (ca 12m2) und einem kleinen Haeuschen (ca 6m2). Wir dachten, dass die Familie in dem groesseren wohnt, aber da hatten wir falsch gedacht. In dem groesseren Haus trocknet der Kaese, den sie gestern hergestellt haben, auf Haengematten aus Stroh. Er zeigt uns, wie sie den Kaese machen. Wir quatschen noch lange mit ihm und seiner 88-jaehrigen Mama, die noch recht ruestig ist. Die aelteste Frau im Tal soll 115 Jahre alt sein. Am meisten erstaunen sie die Bilder aus unserem letzten Urlaub in Oesterreich, auf denen die Landschaft ihrer Heimat aehnelt.
 

Nach dem Mittagessen fahren wir zurueck nach Queropalca und treffen wieder auf Marin Simon. Er freut sich ueber unseren Besuch und dass uns die Landschaft und die Seen so gut gefallen haben. Er gibt uns seine Adresse mit der Bitte ihm einen Kalender fuers naechste Jahr mit Bildern aus Deutschland oder von unserer Reise zu schicken. Das machen wir gerne. In dem Moment hoeren wir es zischen … der zweite platte Reifen auf der Reise.





Sebastian wechselt den Reifen und es geht weiter bis Banos. Die Thermalbaeder haben leider geschlossen, enttaeuscht fahren wir weiter. Es ist Nachmittag und die fehlenden 38 Kilometer bis Huanuco viejo koennten wir noch im Hellen gut schaffen. Da haben wir die Rechnung ohne den Wirt gemacht, oder besser gesagt ohne die hiesigen Strassenbauer.
Bis Rondos ist die Strasse schlecht, aber noch „gut“ befahrbar, d.h. immer im ersten und manchmal auch im zweiten Gang. Ab Rondos beginnt der Traum aller Offroad-Fahrer. Es wird dunkel und uns fehlen noch 24 Kilometer bis Huanuco viejo, fuer die wir am Ende ueber zwei Stunden brauchen. Die Strasse zaehlt zu denen, die bei den letzten Ueberschwemmungen verschuettet wurden. Saemtliche unbefestigte Haenge, egal ob aus Sand oder Steinen wurden auf die Strasse gespuelt und bisher nur notduerftig geraeumt. Wir brauchen den Allrad und den Gelaendegang, der Bus wackelt von einer Seite zur anderen, wenn er sich Rad fuer Rad in Kriechgeschwindigkeit ueber die Wellen bewegt, ein paar Mal setzen wir auf. Auf den letzten sechs Kilometern beginnt es auch noch zu regnen. Schnell wird die Strasse matschig und in den Senken fuellen sich die Bodenwellen schnell mit Wasser. Auf der Strecke kommt uns zum Glueck nur ein Auto entgegen. Wir sind froh, als wir total erledigt bei den Ruinen von Huanuco viejo ankommen.

 Die Runinen von Huanuco viejo liegen ca. 130 Kilometer von dem heutigen Huanuco entfernt. Groesstenteils mit Gestruepp ueberwachsen, bestehen sie aus Steinbauten, darunter einstige Vorratslager und viele Inkastrassen. Zur Inkazeit war die Stadt ein bedeutendes Verwaltungszentrum fuer das Becken des oberen Rio Huallaga. Gut erhalten ist Ushnu, die einstige Plattform auf der die Inka Zeremonien abhielten und Feste feierten. Das Haus des Inka, welches fuer seine seltenen Besuche errichtet wurde kann man sich auch noch gut vorstellen.






 Als wir weiterfahren „stolpern“ wir nach fuenf Kilometern ueber das kleine Oertchen Huanuco Pampa, wo gerade ein Dorffest stattfindet. Wir halten an, zunaechst um nur etwas zu essen, aber dann sehen wir schon die kostuemierten Taenzer. Also bleiben wir. Schnell werden wir als einzige Gringos entdeckt und uns steht ein einstuendiges Fotoshooting, hauptsaechlich mit den Taenzerinnen bevor, Gruppenfotos, Einzelfotos, mit Baby, ohne Baby....


Sebastian und die sieben Zwerge


 Irgendwann ist es dann so weit und sie muessen sich fuer ihre Vorstellung bereit machen. Der Moderator erklaert was passiert. Bei der Veranstaltung handelt es sich um ein andines Neujahrsfest, wie es von den Inka vor 500 Jahren gefeiert wurde. Seit zehn Jahren findet das Fest Tushu Tinkuy, dass vom Kulturministerium unterstuetzt wird, hier statt. Die Schueler der umliegenden Schulen bereiten das Fest vor. Wir nehmen uns eine Matte aus dem Auto und moechten uns wie die anderen Einwohner auf den Boden um den abgesperrten Bereich setzen. Aber es kommt anders. Der Moderator bietet uns einen Sitz in der ersten Reihe neben den Regierungsvertretern an, hinter uns sitzen die Lehrer. Die Begruessung des Moderators lautet: „Liebe Regierungsvertreter, liebe Lehrer, liebe Freunde aus dem Ausland...“ Auch die Presse findet unser Erscheinen toll und fotografiert uns mehr als das Fest.

 Das Schauspiel beginnt: Zuerst sprintet ein Nachrichtenlaeufer mit Muschelhorn ueber den Platz. Im Inkareich ueberbrachten sie die Nachrichten in alle vier Richtungen des Reichs. Es folgen die Taenzerinnen, die sich vor dem Tempel aufstellen. Anschliessend wird der grosse Curaka Huachanchi de Chinchaysuyu mit seiner Frau auf einer Trage hineingetragen. Er begruesst das Volk und die Sonne in der Sprache der Inka, Quechua. Dann folgt der Besuch der Vertreter aus den vier umliegenden Bezirken Westen, Osten, Sueden und Norden, die ebenfalls von Dienern hineingetragen werden. Sie bringen Geschenke fuer den grossen Curaka aus ihren jeweiligen Bezirken mit, die anschliessend der Sonne geopfert werden. Symbolisch teilt der Curaka seine Geschenke mit den anwesenden Regierungsvertretern und mit uns. Wir erhalten Kokablaetter und Maisbier mit Honig. Wie wir essen und trinken ist ein grosser Spass fuer den Fotografen. Aus der hinteren Reihe freut sich ein Lehrer, dass die Gringos auch Kokablaetter kauen.












 Am Ende des Schauspiels richtet der Curaka seine Worte an die Einwohner und betont wie wichtig es sei, Traditionen und Braeuche aufrecht zu erhalten. Jeder der hier Anwesenden soll sich der Kultur Perus und der Bedeutung der Runinen von Huanuco viejo bewusst sein.

 Anschliessend beginnen die historischen Taenze, wobei der Moderator die jeweilige Bedeutung erklaert. Die Kostueme sind mal wieder beeindruckend.












 








Toter-Fuchs-Handtasche ? ? ?

Leider setzt der Regen ein (die Opfergaben fuer die Sonne waren wohl nicht ausreichend) und die weiteren Darbietungen werden verschoben. Da es nicht nach baldigem Sonnenschein aussieht verlassen wir das Fest und widmen uns der Weiterfahrt Richtung Cordillera Blanca.

 
04. - 16.06.2017
Cusco und die Fahrt auf der 3S bis Huanuco

 Am Sonntag Nachmittag erreichen wir Cusco und fahren wieder zum Hotel Cabania.

 Da unser Boleto Turistico nur noch zwei Tage gilt, muessen wir uns mit der Besichtigung der Sehenswuerdigkeiten in Cusco sputen. Fruehmorgens besuchen wir das historische Regionalmuseum der Stadt, dann geht’s weiter ins Muesum fuer zeitgenoessische Kunst und dann schlendern wir durch das Kuenstlerviertel San Blas in Richtung Saqsaywaman.


Calle Hatunrumiyoc




Auf dem Weg zur Arbeit - "Foto Foto Mami!"

Fast oben angekommen wird uns ein Ausritt zu Pferd angeboten. Laut Reisefuehrer soll die Tour ganz nett sein und so fahren wir kurzerhand zur Ranch. Wir sind nicht die einzigen. Zwar erhalten wir einen eigenen Guide, aber auf dem Weg sind unzaehlige andere Touristen unterwegs. Die Strecke fuehrt zu drei verschiedenen Inka-Ruinen und endet oberhalb von Saqsaywaman. Der Ausritt war eine nette Abwechslung durch eine schoene Landschaft, aber es war sichlich kein must-do in Cusco.









Die archaeologische Staette Saqsaywaman hingegen ist ein Highlight auf der Tour. Die Anlage sollte als Repraesentationsort dienen und als militaerische Befestigung den am meisten gefaehrdeten Zugang zur Stadt schuetzen. Waehrend der Eroberung durch die Spanier wurde die Anlage teilweise zerstoert, die Bausubstanz wurde seitdem durch Erdbeben weiter beschaedigt. Als Erbauer der Staette gelten die Inka Pachacutec Yupanqui und Tupac Yupanqui. Waehrend der 70-jaehrigen Bauzeit in der zweiten Haelfte des 15. Jahrhunderts sollen ca. 20.000 Menschen daran gearbeitet haben.




    
"Inka-Rutsche"

Die wichtigste „Verteidigungslinie“ besteht aus drei terrassenfoermig uebereinandergebauten Zickzackmauern. Sie sind 600 m lang. Die untere Mauer ist 9 m, die mittlere 10 m und die obere 5 m hoch. Zum Bau der Mauer wurden riesige Steine von den 20 km entfernten Steinbruechen heran transportiert und dann bearbeitet, bis sie fugenlos aneinander passten. Es sind die beeindruckensten Steinarbeiten, die wir in den bisher besichtigten Inka-Ruinen gesehen haben. Der groesste Stein ist 9 m hoch, 5 m breit, 4 m dick und wiegt über 200 Tonnen.










Am Abend kommen Christina mit Torsten und Anita mit Dani, die wir aus Sucre kennen, auf dem Hotelparkplatz an. Wir beenden den Abend zusammen bei einem leckeren Essen im Restaurant um die Ecke.

 Am naechsten Morgen fahren wir schon in aller Herrgottsfruehe ins Stadtzentrum, um an der Messe in der sehenswerten Kathedrale von Cusco teilzunehmen (leider Fotografierverbot, an den wir uns diesmal halten). Wieder draussen findet gerade eine riesige Militaerparade statt, der komplette Plaza de Armas ist von Soldaten, Polizisten.... in Beschlag genommen worden, die zu der Musik der Blaskapelle marschieren. Spaeter erfahren wir, dass es sich dabei um eine Zeremonie zum „Tag der Flagge“ handelte.




Anschliessend verlaengern wir unsere Autoversicherung in Peru um einen weiteren Monat. Beim Fruehstueck hatten wir beschlossen, Kolumbien ein anderes Mal zu besuchen. Wir werden uns Peru in aller Ruhe anschauen und dann vermutlich irgendwo in Ecuador die Rueckreise nach Montevideo antreten.

Zurueck am Hotel verabschieden wir uns von Torsten und Christina und treten den Weg quer durch die Anden an. Die Strassen sollen ueberwiegend geteert sein und so waehlen wir nicht wie die meisten anderen Touristen den Weg in Richtung Nasca ans Meer, sondern wir wollen quer durch die Anden fahren. Dani und Anita werden wir hier sicherlich noch oefter treffen, denn sie waehlen die gleiche Route.

 Das Hoehenprofil ist vielversprechend: 3200m - 2000m - 4000m - 2000m - 4300m ...





Die Landschaft begeistert uns und wir geniessen jede Kurve. Fast die ganze erste Etappe bis Saywite lacht uns der ueber 6000 m hohe Salkantay von rechts an.



 In  Saywite hat man einen Monolithen aus der Inkazeit entdeckt, dessen Bedeutung bis heute nicht geklaert werden konnte. Es koennte sich um eine Landkarte des Inka-Imperium handeln. Da sie keine Schrift in unserem Sinne hatten aber dafuer gut mit Steinen umgehen konnten, haben sie die Karte in einen ca. 20 Tonnen schweren Stein gemeisselt. Sie zeigt den Urwald mit seinen typischen Tieren wie den Affen, die Kueste mit Krebsen und Langusten, dann kommt Machu Picchu und auf der anderen Seite Choquequirao. Zwischendurch laeuft der Inkapfad. Da der Stein auch das Wassersystem der Inka zeigt, glauben einige Wissenschaftler, dass es sich um ein Modell der Wasserversorgung handeln koennte. Vielleicht diente er den Inka auch bei religioesen Zeremonien in Verbindung mit Wasser. Auf jeden Fall ist der Stein beeindruckend. Der nette Aufpasser, der uns auch den Stein erklaert hat, erlaubt uns, hier die Nacht zu verbringen. 





Am naechsten Tag brechen wir frueh auf. Wir sind gespannt, welche Landschaft diesmal auf uns warten wird. Zuerst geht’s auf knapp 4000m hoch, dann runter nach Abancay auf 2000m, um dann auch der anderen Seite des Tals wieder auf 4300 m hoch zu keuschen. Der Bus macht seine Arbeit aber gut. Irgendeine Einstellung scheint eh nicht zu stimmen. Bei Sauerstoffmangel ab 3500m rollt er wie eine eins, wir fahren mit 80 Sachen berghoch und koennen langsamere LKWs ueberholen. Unten auf 2000m gefaellt es ihm nicht so sehr, er kommt kaum aus den Poetten, stottert und an ueberholen ist nicht zu denken. Das werden wir in Deutschland mal ueberpruefen lassen.







An dem Tag kommen wir mittags in Andahuaylas an, stellen den Bus auf einem abgeschlossenen Hotelparkplatz ab und suchen das naechste Cafe auf, das auch guten Kuchen im Angebot hat. Als wir abends wieder den Hotelparkplatz betreten steht der gelbe MB-Viano von Dani und Anita neben uns.

Der naechste Tag beginnt etwas beweolkt, aber mit jedem Meter, den wir hoeher kommen, schwinden die Wolken – Geburtstagswetter fuer Britta. Die Strecke ist landschaftlich grandios - ein schoenes Geschenk!









Am Nachmittag erreichen wir Ayacucho. Nach dem Schlemmerprogramm „Eis und Kaffee“ machen wir einen Stadtbummel. Ayacucho war vom 5. - 10. Jahrhundert Hauptstadt des Reiches der Wari, einer Vorgaengerkultur der Inka. Als die Spanier hier einfielen begannen sie mit dem Bau von 33 Kirchen, die aelteste ist die Santo Domingo, die uns zur Besichtigung aufgeschlossen wird. In der peruanischen Geschichte ist Ayacucho ebenfalls von Bedeutung, weil hier am 9. Dezember 1824 die letzten spanischen Truppen von den suedamerikanischen Kolonien geschlagen wurden. Die darauf folgende Kapitulation des spanischen Vizekoenigs fuehrte zur Unabhanegigkeit der meisten suedamerikanischen Staaten. Ayachucho bedeutet „Winkel der Toten“. Den Namen erhielt die Stadt zur Ehrung des Befreiungsheers.




Santo Domingo



Am Abend treffen wir uns mit Dani und Anita wieder und geniessen ein leckeres Menue in einem Restaurant mit Blick auf den Plaza de Armas. Dazu feuern die Einheimischen noch ein Geburtstagsfeuerwerk ab.


Causitas andinas


Chicha Morada mt Triple Sec und Limette

Am naechsten Tag werden wir von der Marschmusik geweckt. Natuerlich schauen wir nach, zu welchem Anlass heute wieder musiziert wird: es ist der Tag der Schulen. Alle Abschlussjahrgaenge des Collegios ab 1983 sowie die Uniabsolventen verschiedener Fachbereiche nehmen an einer Parade teil, musikalisch begleitet und ueber Lautsprecher kommentiert. Am Ende kommt die Gruppe der Muetter, die an dem Programm „Milchglas“ teilgenommen haben – wir finden nicht raus was das war.






Die Spezialitaet des Ortes: Muyuchi - ein Eis aus Quinoa, 7 Koernern und Sesam
Der Topf wird in einem mit Eis gefuellten Behaelter gedreht,
wodurch sich am Rand die Eisschicht bildet - lecker! 



Ayacucho ist bekannt fuer seine Holzgrippen - ein Zeitungskiosk mit Krippenbemalung

Auf dem Weg nach Huanta klettern wir in die Hoehle Piquimachay. In dieser Hoehle wurden lytische Instrumente aus dem andinischen Paleocaen und Knochenreste von laengst ausgestorbenen Tieren gefunden, die ca. 20.000 v.Chr. gelebt haben. Es ist der Ort in Peru, in dem die erste Praesenz von Menschen festgestellt werden konnte. Heute ist die Hoehle wenig spektakulaer.
 


In Huanta kaufen wir zu Spottpreisen fast mehr Obst und Gemuese als wir tragen koennen – es sieht wirklich so verlockend aus. Dann folgen wir der 3S und treten den Weg durch die Schlucht entlang des Rio Mantaro an. WOW – was fuer eine Landschaft und was fuer eine Strasse.







Anfangs zweispurig und frisch geteert endet der Traum schon bald. Es wird einspurig und zum Teil sehr schlecht. In der Regenzeit ist die Strasse regelmaessig durch Bergrutsche und Steinschlaege unpassierbar. Die mittlerweile wieder geraeumten Stellen haben aber die Strasse in Mitleidenschaft gezogen. Zum Teil ist es eng und Britta muss immer mal wieder nach oben schauen, ob wir nirgendwo mit der Kabine haengen bleiben.




Sonne von vorne - man sieht nichts mehr



Zum Glueck haben wir nicht viel Gegenverkehr, aber ein paar LKWs kommen uns schon entgegen und wir bewundern die Fahrer, wie sie die 40-Tonner durch die engen Passagen manoevrieren. Ein Vorteil haben sie natuerlich: sie sind die Groessten auf der Strasse und muessen bei Gegenverkehr nie die hinter ihnen gelegene Ausweichbucht aufsuchen. In den uneinsehbaren Kurven, und davon gibt es viele, stehen Schilder mit der Verpflichtung zu hupen. Als wir die halbe Schlucht durchquert haben wird es dunkel und wir duerfen vor einem Hotel in Acos stehen bleiben, das Bad benutzen und unser Wasser dort auffuellen. In dem Dorf fuehlen wir uns willkommen, die Menschen gruessen freundlich und der Hoteleigentuemer ist sehr nett. Am Ende will er noch nicht mal ein Trinkgeld haben, sondern nur ein Foto von uns und dem Bus.








Die Ausbeute der Erbsenernte


Wir kaempfen uns durch den Strassenmarkt in Izuchaca




Blick auf Huancayo



Nach weiteren 130 km kommen wir zur Mittagszeit in Huancayo an. Das letzte Stueck der Strecke aus dem Canyon raus ist wieder zweispurig und gut ausgebaut. In dem Hotelgarten, wo wir stehen duerfen, legen wir uns erst mal auf die Wiese und widmen uns der wohl verdienten Siesta. Die Stadtbesichtigung am Abend ist schnell erledigt. Einzig sehenswert ist die Kathedrale und die wird samt Vorplatz gerade renoviert. Nach einem schoenen Fruehstueck im Hotelgarten bei Sonnenschein steht mal wieder ein Werkstattbesuch an. Die neu befestigten Schrauben am Kruemmer haben sich mal wieder losgeruettelt und daher brauchen wir eine Werkstatt mit Grube, so dass man alle fehlenden Schrauben ersetzen kann. Der Maestro laesst seine Azubis mit den kleinen Finger daran arbeiten. Dabei faellt auch auf, dass der Luftschlauch vom Turbo gelitten hat. Einen Ersatz gibt es hier leider nicht, daher ziehen die Jungs ein Alurohr zum Schutz drueber. Der Spass dauert fuenf Stunden (Mittagspause eingeschlossen) und wir kommen an dem Tag nicht mehr weit. In Concepcion findet ein Dorffest statt und wir halten kurz. Es werden Taenze von maskierten Einwohnern aufgefuehrt und es gibt einen Wettbewerb im Dressurreiten – wir verstehen davon nichts, aber es sieht gut aus.









 

Dann fahren wir noch ein paar Kilometer zum Kloster Santa Rosa de Ocopa, wo wir sicher auf dem Parkplatz uebernachten.

Ueber die Hochebene geht’s weiter Richtung Norden – der Steinwald ist unser naechstes Ziel. Vor uns liegen 227 Kilometer.








Beim Strassenschild „Plazoleta 500m“ koennte man an eine Haltbucht denken...
in Peru bedeutet es: “Muell in die Hand und raus damit“

Wir aergern uns schon seit Tagen ueber die unzaehligen Bodenwellen, die als Geschwindigkeitsbeschraenker auf die Strassen gebaut sind, manchmal auch dort wo kein Dorf ist. Wir fuehren heute eine Strichliste und zaehlen 89! Schade, dass wir nicht ausrechnen koennen wie hoch der Mehrverbauch durch das staendige Anfahren ist. Kaum ist man im zweiten Gang angekommen, schon hat man wieder so ein Ding vor sich. Leider sind viele nicht farblich markiert oder die Farbe ist abgefahren, so dass wir schon die ein oder andere Vollbremsung hinlegen mussten. Und sie bringen gar nichts, denn der typische Peruaner ueberholt uns, wenn wir an den Dingern bremsen, hoppelt schnell drueber und beschleunigt dann auf Teufel komm raus, um direkt an der naechsten Welle nach spaetestens 500 m wieder bremsen zu duerfen – aber eine konstant langsame Geschwindigkeit in Ortschaften wird nicht erreicht. Ganz besonders freuen wir uns, wenn die Dinger auf steilen Stuecken verbaut sind und uns damit der letzte Schwung „geraubt“ wird.





Im Steinwald Huayllay angekommen uebernachten wir auf dem Grundstueck der Familie, die am Eingang wohnt und gehen dort am naechsten Tag wandern und klettern. Der Wald ist eine felsige Zone, in der die Erosionsprozesse, verursacht durch Wind, Wasser und Gletscher zahlreiche schoene Steinskulpturen geschaffen haben.



 
Ein Kletterparadies




Schmalschnabelsichler

Wir planen eine gemuetliche Weiterfahrt nach Huanuco, aber die beginnt holprig. Wie immer vor dem Start, oeffnet Sebastian die Motorklappe und guckt, ob alles in Ordnung ist. Wie immer findet er was, diesmal eine nicht zu uebersehende Oellache unter dem Auto. Oefter mal was Neues. Er baut den Unterbodenschutz ab und sieht, dass sich die zwei Schrauben vom Oeleinfuellstutzen auch los geruettelt haben. Daher lief das Oel an der Dichtung raus. Voellig genervt tauscht er die Schrauben und Federscheiben, wir fuellen einen Liter Oel nach und dann beginnt das eigentlich Aetzende an der Sache: der Unterbodenschutz muss wieder dran. Er verflucht alle VW-Ingenieure, denn anscheinend hat keiner von denen mal versucht den Schutz selbst anzubringen. Nach zwei Stunden geht es endlich weiter und nach weiteren drei Stunden kommen wir in Huanuco an.   






03. - 04.06.2017
Ollantaytambo und das Fest zu Ehren der Senora de Choquekillka

Am Fluss nahe Ollantaytambo gab es in der pre-hispanischen Zeit einen Ahnen-pfad, der an dem archaeologischen Komplex von Choquekillka („Goldgebaeude“) vorbeifuehrte. Die Einwohner sagten, dass man dort spaet in der Nacht immer jemanden weinen hoere.

 An einem sonnigen Tag, als die Kirchenglocken laeuteten, betete Romao, der Buergermeister des Ortes, wie jeden Sonntag zu Gott. Mit dem Segen Gottes traf er sich dann mit seinen Freunden, trank Chicha (gegorenes Maisgetraenk) und einige Schnaepse. Am Abend nahm er seinen Hut, stieg auf sein Pferd und machte sich auf den Heimweg. Als er Choquekillka erreichte und den Fluss durchqueren wollte, wieherte sein Pferd und baeumte sich auf. Im Fluss drehte sich ein grell leuchtendes Kreuz, welches das Pferd verschreckte und davon abhielt den Fluss zu durchqueren. Da erst sah Romao, dass sich im Fluss wilde Wasserstrudel gebildet hatten, die ihn samt Pferd mit Sicherheit in den Tod gezogen haetten. Nur das leuchtende Kreuz rettete sein Leben. Am naechsten Morgen erzaehlte er einigen Dorfbewohnern was in der Nacht passiert war. Sie fanden das Kreuz, das ihm das Leben gerettet hatte, legten es auf einen entfernten Felsen und beteten. Als die restlichen Einwohner des Dorfes von den Ereignissen hoerten, begannen Sie an verschiedenen Stellen Kapellen zu bauen, in denen sie um weitere Wunder baten. Als die Wunder Wirklichkeit wurden organisierten Sie ein viertaegiges Pfingstfest zu Ehren der Senora de Choquekillka.

Noch heute wird das Fest vier Tage lang gefeiert. Auf dem Marktplatz in Ollantaytambo wird der Boden mit Blumenbildern geschmueckt. Eine Statue der Senora de Choquekillka wird durch den Ort getragen und man dankt ihr fuer die Wunder, die sie im vergangenen Jahr vollbracht hat. So hat sie im letzten Jahr Dona Gribalda geheilt. Sie war seit Jahren krank, man legte sie drei Tage lang an den Fuss des Kreuzes und sie stand gesund wieder auf.

Das Fest verbindet die Brauchtuemer der Inka mit dem heutigen christlichen Glauben. 17 Gruppen mit ueber 400 Taenzern begleiten das Fest und fuehren zu Ehren der Senora de Choquekillka Taenze mit verschiedenen Bedeutungen auf. Hauptsaechlich werden Situationen aus dem taeglichen Leben der Bevoelkerung nachgestellt.

Hier ein paar Eindruecke vom Fest:




















Mehrere Taenze repraesentieren die Frauen des Dorfes, die sich unter anderem mit bunten Federn
schmuecken oder Umhaenge tragen, die das aufgestickte Bild der Senora de Choquekillka zeigen.








 


Ein anderer Tanz zeigt die Freude der Sklaven nach ihrer Befreiung in der kolonialen Epoche.






Die Taenzer im Monsterkostuem sollen das Boese von der Senora abhalten.








Der K’achampa ist ein Tanz der von maennlichen Taenzern aufgefuehrt wird,
die die Fuesse der Senora symbolisieren sollen.


 

 

 

  













25.05. - 02.06.2017
Cusco, Machu Picchu und im heiligen Tal auf den Spuren der Inka

In Cusco machen wir es uns auf dem Parkplatz des Hotel Cabana bequem und erkunden von dort aus die Stadt. Die ersten beiden Tage laufen wir ohne Stadtplan kreuz und quer und lassen die schoenen Gassen auf uns wirken. Dabei erledigen wir noch viele nuetzliche Sachen, Sebastian bekommt neue Brillen, wir finden ein Geschaeft, in dem Brittas Teleobjektiv repariert werden kann, wir geben beim Schneider neue Kissen fuer Gartenmoebel in Auftrag und in einem Trachtenladen deckt Britta sich fuer den naechsten Karneval ein.



Plaza de Armas






Im Textilmuseum

Natuerlich nehmen wir wieder an der free walking tour teil und erkunden mit einem sehr gut gelaunten Stadtfuehrer die Gassen und Maerkte der Stadt. Im Tal von Cusco siedelten die Menschen schon lange bevor die Inka die Stadt als Zentrum ihrer Herrschaft auswaehlten. Cusco erlebte seine Bluetezeit aber erst zwischen 1438 und 1527 unter dem 9. Inka Pachacuti, dem Architekten des Inkareichs und seinem Sohn Tupac Yupanqui, dem 10. Inka. Die beiden machten die Stadt zum „Nabel der Welt“ und errichteten prachtvolle Steinbauwerke. Viele Tempel und Palaeste waren mit Gold verziert. Wenn sich die Sonne dort spiegelte entstand der Glanz der Maerchenstadt. Es war die Metropole eines Reichs, dass sich vom heutigen Kolumbien bis nach Zentralchile erstreckte. Die Strassen aus den vier Reichsteilen liefen auf dem Plaza de Armas zusammen. Als die Spanier 1533 hier einfielen nahmen sie alles Gold und Silber, zerstoerten viele Palaeste und die, die zu stabil gebaut waren nutzten sie als Grundmauern zum Bau von Kirchen. Heute stehen noch 10% des ehemaligen Cusco vor dem Einfall der Spanier. 





Von unserem netten Guide erfahren wir auch einiges was nicht im Reisefuehrer steht und was auf den ersten Blick mehr als unglaubwuerdig erscheint, aber sich bei einer Recherche am Abend als wahr herausstellt. Hier nur ein Beispiel: Auf dem Markt sitzt eine Frau in der Ecke und nimmt Froesche aus. Warum wohl? Ein Art Lebenselexir in Peru ist ein Froschgetraenk. Hierzu werden ein paar Fruechte, Eiweiss und ein Frosch (ohne Innereien) in einen Mixer gegeben. Heraus kommt eine gruene schaumige Bruehe, die dem Glauben nach gegen alle Wehwechen hilft, insbesondere beugt der Drink Falten vor....bisher wurde von Mediziner keine derartige Wirkung bestaetigt.


Collagen-drinks mit Rinderknochen


wirklich leckerer Kaese




gruene Creme aus Schnecken


Die Dame, die die Froesche fuers Puerieren vorbereitet

Abends erreicht uns eine Email von Bernd, den wir im November in San Antonio de Areco kennengelernt haben. Er ist mittlerweile auch in Cusco angekommen und wir verabreden uns mit ihm auf dem Plaza de Armas fuer den naechsten Morgen. Vorher besuchen wir noch das Kaffeemuseum. Peru ist nach Mexiko der zweigroesste Anbieter organischer Kaffeesorten, von denen fast ein Drittel nach Deutschland exportiert werden. Letztes Jahr wurde ein Kaffee aus einem ganz entlegenen Dorf Perus zum besten der Welt gewaehlt. Wie auch der Kopi Luwak aus Indonesien werden die Kaffeebohnen von Tieren gegessen und ausgeschieden. Da die Tiere ein ganz feines Gespuer fuer die besten Bohnen haben, ist der Kaffee besonders delikat.



Mit Bernd besuchen wir nochmal den Markt im Stadtviertel San Pedro. Zuerst geht’s zu den Saftstaenden. Um auf Nummer sicher zu gehen, bestellen wir den guenstigten Mix auf der Karte, denn der enthaelt sicherlich keinen puerierten Frosch. Dann gehen wir direkt zum Mittagessen ueber. An einem kleinen Stand auf der Strasse probieren wir das Nationalgetraenk Chicha Morada, ein Saft aus dunklen Maiskolben, lecker und ohne fragwuerdige Zutaten. Dann geht’s in Inka-Museum, was wir unbedingt vor dem Besuch des heiligen Tals gesehen haben wollen.


Gefaesse fuer verschiedene Zeremonien


Grabbeigabe


Khipu - die Inkaschrift bestand aus bunten Faeden und Knoten und wurde bis heute nicht entziffert

Leider regnet als wir raus kommen und so verbringen wir den Nachmittag mit Schlemmen: Kaffee, Eis, Kuchen, Spiesschen und zum Schluss noch ein Besuch im Pollo a la Brasa mit dem beliebten Nationalgericht Haehnchen mit Pommes.


An zwei Abenden isst Sebastian hier die Rinderherzen seines Vertrauens

Am naechsten Tag brechen wir ins Heilige Tal auf. Als erstes Stoppen wir in Chinchero und besuchen den Markt, zwar sehr touristisch aber dennoch sehenswert. Es gibt erstklassige Webarbeiten....wenn doch das Platzangebot in unserem Bus nicht so beschraenkt waere.





 










Der Kuerbisschnitzer - 3 Monate Arbeit -  1220 EUR 


 Dann besuchen wir die Ruinen von Chinchero. Dominiert wird die Anlage von der kleinen Kirche, in der noch heute die Messe in Quechua gehalten wird. Der 10. Inka Tupac Yupanqui residierte hier und forcierte ab 1480 den Ausbau Chincheros mit Tempeln, Baedern und Terrassen.










Weiter geht’s zu den Salzterrassen von Maras. Ueber 3000 Salzpools, die aus einer natuerlichen Quelle gespeist werden sind hier mittlerweile entstanden. Die Urspruenge der Anlage gehen auf die Inka zurueck. Mit einem Salzbauern kommen wir ins Gespraech. Er besitzt 45 Pools, die durch Erbschaft an ihn weitergegeben wurden. Von Mai bis Oktober kann er im Durchschnitt ein Mal im Monat 150kg Salz je Pool ernten. Dazu werden die Pools mit Wasser gefuellt. Pro Tag verdunsten 3 cm Wasser, es wird nachgefuellt, wieder verdunstet das Wasser.... bis am Ende des Monats ein Becken aus Salz uebrig bleibt. Die Bauern sind in einer Genossenschaft organisiert. Er erhaelt pro Kg geerntetes Salz umgerechnet 0,005 EUR … er sagt, dass das Salz in Europa fuer ueber 20 EUR pro Kg verkauft werde. Da die Bauern nicht von den Einnahmen leben koennen haben sie den Tourismus fuer sich entdeckt. Das Eintrittsgeld wird unter ihnen aufgeteilt.








Von dort treten wir den Weg nach Machu Picchu an. Es gibt verschiedene Wege hierher: (a) der Inka-trail (laut Touristeninfo sechs Monate im voraus ausgebucht), (b) der Zug ab Ollantaytambo bis Aguas Calientes, die Ausgangsbasis fuer Machu Picchu, die nur zu Fuss oder per Bahn erreicht werden kann, oder (c) man duest mit dem Auto bis Hidroelectrica und nimmt dann den Zug oder wandert. Wir haben uns fuer die letzte Variante entschieden und fahren zunaechst mit dem Bus ueber den 4316m hohen Pass Abra Malaga bis Santa Teresa. Die letzten 30 km der Strasse haben es mal wieder in sich, gut ist sicherlich anders. Hier sprechen wir einen Einheimischen auf die schlechte Strasse an. Leicht schmunzelnd erklaert er, dass die Bahn das Monopol fuer die Anreise nach Machu Picchu habe und schon dafuer sorge, dass diese Strasse in dem Zustand bleibe. Unseren Bus parken wir auf einem bewachten Parkplatz in Hidroelectrica. Die Preise, die den Touristen fuer die Zugfahrt zum Fuss des Machu Picchu abgeknoepft werden zahlen wir ganz sicher nicht (Bsp.: 30 Minuten Fahrt von Hidroelectrica fuer Einheimische 0,54 EUR und fuer Touristen 28 EUR). Wir wandern also am naechsten Morgen die 12 km nach Aguas Calientes. Nun passiert der Super-Gau: Nach 8 gewanderten Kilometern stellt Britta fest, dass die Batterie der Kamera im Ladegeraet im Bus haengt, dass ist wirklich noch nie passiert...und dann noch bei Machu Picchu – so oft kommt man ja nicht hierher zurueck. Zuerst wollen wir zurueck zum Bus laufen, aber das wuerden wir nicht schaffen, zusaetzliche 16 Kilometer wandern ist zeitlich nicht drin, denn die Tage zuvor gekaufte Eintrittskarte fuer Machu Picchu gilt nur an diesem Nachmittag. Wir gehen also weiter. Unterwegs spricht Britta jeden auf seine Kamera und Ersatzakkus an. Willig waeren drei Ornithologen gewesen, aber deren Kameras haben andere Akkus. Ok, dann machen wir es eben so wie fast alle Touristen: schlechte Fotos mit dem Handy.

 Die Wanderung entlang der Bahngleise ist schoen, viele verschiedene Voegel, hier und da huscht ein Meerschweinchen ueber den Weg und man sieht Machu Picchu hoch ueber uns in den Bergen schweben.


 

 In Aguas Calientes klettern wir, so wie die Inka, die 1750 Stufen nach Machu Picchu hoch (die Inka hatten auch keinen 11 EUR teuren Bus, der sie die 7km nach oben brachte).


Die Strasse fuer den Bus - und irgendwo in dem Gruen sind die Treppen nach oben versteckt

Oben angekommen, sehen wir zum ersten Mal die Menschenmassen. Gefuehlt stehen die Inhaber der 2500 taeglich verkauften Tickets gerade vor uns. Auf unserem bisherigen Weg hatte man davon noch nichts mitbekommen. Mit unserem Nachmittagsticket betreten wir die Ruinen bei strahlendem Sonnenschein, suchen uns erst mal ein gemuetliches Plaetzchen fuer die Mittagspause und lassen die Anlage von unserem Aussichtspunkt auf uns wirken: Wir sind beeindruckt – diese architektonische Glanzleistung auf einem 2500 m hohen Berggipfel, ausgekluegelt bis ins kleinste Detail, die 216 Gebaeude passen sich perfekt in die topographische Gegebenheit des Berges an, die Wasserversorgung der Stadt und der Terrassen mit Kanaelen kommt von einem dahinterliegenden Berg, der Rundumblick ins Tal ... Offiziell wurde die Stadt 1911 wiederentdeckt und 1983 von der Unesco einschliesslich der Berge rundherum zum Natur- und Weltkulturerbe erklaert. Bis heute ist die Bedeutung der Stadt unklar: Sommerresidenz der Inka-Herrscher, Fluchtburg, Stadt der Magier, Inka-Universitaet...oder alles zusammen?
















Tempel des Kondor - hier wurden Opfer fuer Pachamama erbracht

Wir folgen dem klassischen Rundweg und finden immerhin zwei Touristen, die nett aussehen und in deren Kamera Brittas Speicherkarte passt. Sie machen ein paar Fotos fuer uns, damit wir nicht ganz leer ausgehen. Richtig schoen wird die Stimmung als sich der Regen ankuendigt. Die unzaehligen Touristen fluechten zum Bus und wir schauen den dunklen Wolken zu wie sie ueber das Tal ziehen, eine mystische Stimmung.

 

 Den Abend verbringen wir in Aguas Calientes, wo wir ein Hotelzimmer gebucht haben. Die Stimmung gleicht der in einem sehr populaeren Skiort nur mit anderer Musik und weniger Betrunkenen.

Am naechsten Tag wandern wir die 12 km an der Bahngleise entlang nach Santa Teresa zurueck und lassen es uns in dem Thermalbad Colamoya gut gehen. Auf dem Parkplatz duerfen wir uebernachten und fahren am naechsten Tag ueber den Pass zurueck. Den Hinweg hatten wir bei Nebel und Regen hinter uns gebracht und nun sehen wir die Schoenheit der Landschaft, die sich hinter den Nebelschwaden verborgen hatte.




Auf der Strecke ruetteln sich nach und nach 7 der 8 Schrauben des Kruemmers ab




zum Glueck haben wir einen niedrig untersetzten Gelaendegang


hier geht es hoch ...


...und hier wieder runter

 In Ollanta machen wir den naechsten Stopp, um den Ort und die Ruinen Ollantaytambo zu besichtigen. Zur Zeit der Inka war Ollanta ein wichtiger Ort, denn hier vereinte sich ein militaerisches, landwirtschaftliches und religioeses Zentrum. Er ist der angeblich aelteste staendig bewohnte Ort Suedamerikas. Die 21 Haeuserblocks gehen auf die Inkazeit zurueck. Jeder Strassenblock ist ein mit Mauern umgebenes Wohnareal und zwischen den Mauern laufen heute noch die von den Inka gebauten Wasserkanaele.



Die Festung Ollantaytambo trohnt auf einem Felsen ueber dem Ort. Strategisch guenstig gelegen eignete sich der Ort als Punkt fuer die Beobachtung des Zugangs zum heiligen Tal. Der Inka Pachacuti erbaute deshalb ab 1460 diese Festung, die aber noch nicht fertiggestellt war, als die Spanier 1536 eintrafen. Der Ort hatte auch eine religioese Bedeutung, denn hier wurden die Herzen der toten Inka-Herrscher bestattet, die Mumien wurden hingegen im Sonnentempel in Cusco aufbewahrt.













 

Beeindruckend sind die Steine, die zum Bau den Sonnentempels benutzt wurden. Sie stammen aus einem 2 km entfernten Berg, sind bis 4m hoch, 2,15m breit und wiegen bis zu 40 Tonnen. Man konnte sich bis vor kurzem nicht vorstellen, wie die Inka die Steine hierher transportieren konnten. Vor ein paar Jahren kamen daher ein paar Bewohner des Dorfes zusammen. Sie gingen zu dem Berg, schlugen einen ueber 20 Tonnen schweren Stein aus der Wand und brachten ihn ueber Holzschienen mit der Hilfe von Seilen nach Ollanta. Gegenueber der Festung befinden sich Lagerhaeuser der Inka. Durch den stetig im Tal wehenden Wind eignete sich die Lage perfekt zur Vorratshaltung.


 Nach einer ausgiebigen Kaffeepause fahren wir nach Moray, uebernachten auf dem Parkplatz und bestaunen am naechsten Morgen das agrarwissenschaftliche Versuchslabor der Inka. Die Anlage besteht aus mehreren Terrassen mit einem Hoehenunterschied von bis zu 70 Metern. Durch die Terrassierung und die konzentrische Form ergibt sich fuer jede Stufe ein anderes Mikroklima, von der obersten bis zur untersten Stufe sind 10 – 15 Grad Temperaturunterschied. Zudem benutzten die Inka zum Bau der unterschiedlichen Stufen andere Steine, abhaenging von ihrer Faehigkeit Waerme zu speichern. Die Anlage ist mit Wasserkanaelen und Drainagen durchzogen, ueber die die benoetigte Wassermenge geregelt werden konnte. Ueber 60 verschiedene Samen und Pflanzen brachten sie aus ihren Eroberungszuegen aus verschiedenen klimatischen Zonen Suedamerikas mit. Hier wollten sie testen welche Pflanze unter welchen Bedingungen am besten wuchs.




Als naechstes stolpern wir auf dem Weg nach Pisac ueber das neu errichtete Museum Inkariy, dass die verschiedenen Kulturen Perus in der historischen Reihenfolge von den Caral bis zu den Inka anschaulich erklaert:



Die aeltesten Siedlungsspuren in Peru sind die ca 5000 Jahre alten Grabbeigaben der Caral.

 

Die Chavin kannten ein religioeses System und glaubten an Magie. Vermutlich durch die Einnahme von halluziniernden Stoffen entstanden in ihren Koepfe neue Figuren, die sie als Goetter verehrten und in Steinen darstellten. Sie studierten bereits die Sterne. Bei der Toepferkunst handelt es sich um Grabbeigaben. 

 


   

 Ca. 800 v. Chr - 200 n.Chr zogen die Paracas von den Anden an die Kueste und brachten ihre Web- und Toepferkunst mit. Sie webten Tuecher, in denen sie die Verstorbenen zusammen mit Grabbeigaben wie Gold, Essen, Getraenke, Werkzeuge einwickelten und in Foetusposition in einen Korb setzten. So konnten sie die Reise in die Nachwelt antreten.



 

Die Paracas waren die erste Kultur, die bereits Operationen am Schaedel durchfuehrten, zum Beispiel nach Verletzungen im Kampf.


 100 bis 800 nach Chr. lebten die Mochicha an den Kuesten Perus. Sie kannten bereits eine politische Ordnung und eine hierarchische Gesellschaftsstruktur.

  

 Die Nazca, vermutlich die Nachfahren der Paracas, lebten 200 - 600 n. Chr. an der Kueste.

 Durch die Migration der Nazca und der Tiwanaku in die Anden entstand die Kultur der Wari. Ihre Geschichte endet 1000 n. Chr. als sie ihre Stadt, aus bisherig ungeklaerter Ursache, verliessen. Sie hatten eine politische Ordnung, betrieben Handel und ihre Religion verbreitete sich in den Anden. Ihr Militaer sorgte dafuer, dass eingenommene Gebiete in ihrem Besitz blieben. Vermutlich waren die Wari in kleinen Gemeinden organisiert, die sich politisch und sozial einander verpflichtet hatten. Gesetze regelten das Zusammenleben.

Aus den Anfaengen der Wari mit Einfluss der Mochicho entstand 900 - 1100 n. Chr. die Kultur der Lambayeque. Sie entwickelten einen eigenen Toepferstil und eigene Masken, mit denen ihrer Verstorbenen beerdigt wurden. Aus den Lambayeque entwickelten sich die Chimu 1100 - 1400 n. Chr. Zu der Zeit waren es sicherlich die besten Goldschmiedekulturen der Anden.


Totenmasken fand man in Sican, noerdlich von Lima.



Die Ursprünge der Inka liegen im Titicacasee. Der Sonnengott Inti schickte seine beiden Kinder Manco Capac und Mama Ocllo auf die Erde. Von der Isla del sol traten sie ihren Weg an und gruendeten Cusco. Die Bevoelkerung verehrte die beiden und machte Manco Capac zu ihrem ersten Inka. Bis zum Einfall der Spanier 1532 hatte das Inkareich 13 Herrscher, von denen nur die letzten fuenf geschichtlich belegt sind.

In Pisac nisten wir uns bei Arcadio im „Haus des Lebens“ ein. Er wohnt ein paar Kilometer ausserhalb der Stadt und beschaeftigt sich mit den urspruenglichen Ideen und Lebensgewohnheiten der Andenbevoelkerung. Es gibt keinen Strom, daher auch kein Licht (obwohl alle umliegenden Haeuser Strom haben), seine Haueschen bestehen aus verschiedenen traditionellen Lehmbauweisen (er stellt die Lehmsteine auch selbst her), als Lichtquellen sammelt er weggeworfene Plastikflaschen aus der Natur und verbaut sie als Fenster, im Garten wird alles angebaut was er und seine Familie zum Leben brauchen und aus seinem Kraeutergarten stellt er aetherische Oele und Medizin her. Auch fuer Peru ist das ein sehr traditioneller Lebensweg, aber uns gefaellt sein Ansatz: „Die Erde gibt uns nur was wir ihr geben“. Wie wahr!

 Am naechsten Tag wandern wir von unserem Stellplatz zu den Ruinen von Pisac, die 300m ueber der Stadt von den Inka errichtet wurden. Dabei nutzten sie die baulichen Vorleistungen der Wari. Vermutlich war Pisac nach Cusco eine der wichtigsten Staedte der Inka. Die Anlage erstreckte sich ueber mehrere Quadratkilometer, umfasste Palaeste Tempel, Wohnhaeuser, Mausoleen und Terrassen. Geschuetzt war sie durch eine Befestigungsmauer und Tore.










20.05. - 24.05.2017
Von Puno bis Cusco

Nach der Aktion an der Grenze fahren wir nur noch ein paar Kilometer und suchen uns einen ruhigen Stellplatz am Titicacasee. Am naechsten Morgen kommen wir nicht weit. Im Armaturenbrett geht die rote Lampe der Wassertemperatur an, wir halten sofort, steigen aus und sehen das Kuehlwasser schon ueberall rausspritzen – mal wieder der Wasserfuehler. Echt nervig....(von der Post in Bolivien, die das Ersatzteil aus Deutschland erhalten sollte, hatten wir nach mittlerweile 20 Tagen nichts gehoert). Jetzt stehen wir schon wieder hier. Beim Ausbau stellen wir fest, dass der Riss, den wir immer abgedichtet hatten nicht mehr da ist. Der Fuehler ist stattdessen komplett durchgebrochen. Die zwei Teile kleben wir mit einer Paste zusammen, die so hart wie Metall aushaertet. Nach einer Stunde bauen wir das Ding mit Gewindedichtband wieder ein und fahren vorsichtig los. In Puno kontrollieren wir die Wassermenge. Der Bus hat nichts verloren. Wir sind erleichtert, aber nochmal kann man das nicht kleben; wir brauchen dringend einen neuen Fuehler. In Argentinien gibt es ihn nicht, in Chile gibt es ihn, aber die wollen nicht verschicken, in Bolivien gibt es ihn nicht und die Post mit dem Ersatzteil aus Deutschland kam nach fast drei Wochen nicht an. Wir starten einen Aufruf im Internet und fragen, ob jemand nach Cusco reist. Es kommen Angebote fuer Santiago und Buenos Aires, fuer die wir uns herzlich bedanken, aber wenn man die Zuverlaessigkeit der Post beruecksichtigt, dann koennen wir auch einen neuen Versendungsversuch aus Deutschland starten.

 

In Puno versuchen wir auch ein neues Handy fuer Britta zu kaufen. Das entpuppt sich als aeusserst schwierig. Die Aktion dauert drei Stunden und erst im siebten Geschaeft haben wir Erfolg: „Koennen wir hier ein Handy ohne Vertrag kaufen?“ - „JA“ und wir bekommen eine Wartenummer. Nach zehn Minuten duerfen wir zum Schalter und fragen nochmal nach. Der Mann sagt immer noch „JA“ und wir sind guter Hoffnung. Das was wir gerne haetten, hat er nicht. Natuerlich schlaegt er uns das neuste Samsung vor, knapp 1000 EUR der Scherzkeks. Wir fragen nochmal nach dem, was wir gerne haetten. Nein, gibt es nicht. Wir fragen nochmal nach, diesmal schon scherzhaft. Und jetzt gibt es es doch, sogar in zwei Farben....In dem Moment muss ich an einen Reisebericht denken, der Peru als Irrenhaus beschrieben hat. Im Allgemeinen ist das sicherlich deutlich uebertrieben, aber beim Handykauf als Auslaender stimmt es auf jeden Fall. Wir kaufen das Schwellenlandmodell und bekommen die peruanische Nummer mit Gratisguthaben dazu.

Den Abend verbringen wir in einen sehr schicken Restaurant bei sehr gutem Essen, was wir uns nach dem Tag wirklich verdient haben.

Am naechsten Tag fahren wir ohne Wasserverlust auf den Pass Abra La Raya auf 4338 m. Hier goennen wir dem Bus eine Pause und wir schauen uns die Souvenirs an. Den Alpaka-pulli hatte die nette Frau Sebastian schneller angezogen als er gucken konnte und wir koennen den und ein paar andere Sachen nicht mehr ausschlagen.





Als wir Sicuani erreichen regnet es; der erste Regen seit dem 8. Maerz. Den Besuch des Inka-Tempels Raqchi verschieben wir daher auf den naechsten Morgen. Den Nachmittag verbringen wir im Internet und erfahren, dass es in Cusco viele Teile fuer T3s gibt oder sie gegebenenfalls in Lima bestellt werden koennen. Seraina und Markus, befreundete Schweizer haben dort auch eine neue Kupplung fuer ihren T3 bekommen. Wir sind guter Dinge.


typisches Strassenbild in Peru



Raqchi ist eine Siedlung der prae-inkaischen Kultur, die in einem rechten Winkel angelegt wurde und die Reste eines großen Tempel, die Haeuser der Adelsklasse und 160 Silos umfasst. Mittlerweile werden die Ruinen der Tiwanaku Kultur zugeordnet. Die Tiwanaku waren zwischen 400 und 1200 n. Chr. in der gesamten Region vertreten und schufen in ihrer Zeit auch die Ruinen von Raqchi. Der Tempel wurde spaeter dem achten Inka der Wiracocha gewidmet, dem Schoepfergott der Inka. Aufgrund der zentralen Lage des Ortes im Inkareich wurden aus allen Himmelsrichtungen Vorraete zur Lagerung hierher gebracht. Die Silos wurden mit Mais, Andengetreide, getrocknetem Fisch … gefuellt. Kuehl und dunkel waren sie ideal für eine lange Lagerung ohne Einbußen befuerchten zu muessen. Leider wurde der Tempel durch die Spanier zerstoert.












Haeuser der Adelsklasse


Silos - einige wurde rekonstruiert


Ort der Reinigung vor dem Besuch des Tempels



Nach der Besichtigung fahren wir nach Q'eswachaca, der letzten Haengebruecke der Inka. Die Strasse bis zur Bruecke ist geterrt, aber wir fahren noch ein paar Kilometer weiter und stellen uns zwischen zwei Doerfer auf einen Huegel, wo wir bis zum Sonnenschein warten wollen. Die Leute sind neugierig. Ob hier jemals Touristen waren? Die Buergermeister beider Doerfer kommen uns besuchen. Wir werden mit Handschlag begruesst und bekommen versichert, dass hier gut auf uns aufgepasst wird. Wir sollen entspannen, gut fruehstuecken und morgen in Ruhe die Bruecke besuchen. Am naechsten Morgen kommt eine Frau zu uns, die gerade bei 0 Grad mit ihren Sandalen durch die nassen Felder ins naechste Dorf laeuft. Sie will nur wissen, woher wir kommen und wo wir hinfahren. Insgesamt fuehlen wir uns sehr willkommen und haben nette Begegnungen mit den Menschen.








Morgens 6.30h im Andenhochland

Bei der Bruecke werden wir ebenfalls freundlich empfangen, von dem Mann, der mit der Restaurierung der Bruecke beschaftigt ist. Die Haengebruecke ist 40 m lang und haengt knapp 30 m ueber dem Rio Apurimac. Frueher war sie die einzige Verbindung zu den Doerfern auf der anderen Seite des Flusses, heute gibt es eine Stahlbruecke, ueber die auch LKWs fahren koennen. Dennoch wird die Bruecke von Fussgaenger benutzt, und davon gibt es hier viele. Wir sehen kein Auto in dieser Region, nur ein paar LKWs und viele Mopeds. Die Bruecke wird traditionell von den vier umliegenden Gemeinschaften an jedem zweiten Sonntag im Juni neu gebaut. Die Seile, die der Mann an der Bruecke anfertigt werden ca 100 m lang. Davon bauen sie 40 Stueck, die dann ineinander gedreht das Geruest der Bruecke bilden. Der Boden wird dann mit kleinen Aesten ausgelegt, die auch mit Seilen befestigt werden. Die neue Bruecke wird an den Felsen verankert und die alte Bruecke wird abgeschnitten. Abgesehen vom Drehen der Taue, dauert die Gemeinschaftsarbeit drei Tage. Zum Abschluss der Arbeiten findet ein grosses Fest mit Taenzen statt.







  



Hier noch ein paar Eindruecke von der Fahrt zurueck zur Hauptstrasse:












typisches Wohnhaus auf dem Land





Wir fahren anschliessend nach Andahuaylillas, um die Kirche San Pedro zu besichtigen. Der Moment, in dem man die Kirche betritt und von den Malerarbeiten und Altaeren „erschlagen“ wird ist ueberwaeltigend, der Mund steht auf, die Augen gross und wissen gar nicht wo sie als erstes hinschauen sollen. WOW!!! Jeder Zentimeter ist hier mit Gemälden, Wandbildern und Verzierungen bedeckt, was der Kirche auch den Spitznamen „Sixtinische Kapelle der Anden“ einbrachte. Die heutige Kirche wurde zwischen 1688 und 1699 errichtet. Die Originalfresken stammen aus dem Anfange des 17. Jahrhunderts. Der Verputz besteht aus einer Mischung aus Zuckerrohr, Stroh und Lehm, und sieht aus wie Holzbalken.


von aussen recht unscheinbar




die reich verzierte Decke im Mudéjar-Stil



   Mit dem Kombiticket duerfen wir auch noch die Kirchen in Huaro und Canincunca besuchen. In Huaro bewundern wir im Eingangsbereich die Zeichnungen vom des Fegefeuers. 

Gegen 17h kommen wir in Cusco an und fahren ohne Zwischenstopp direkt zum empfohlenen VW-Mechaniker Santos, der neun Jahre mit Deutschen an VWs gearbeitet hat. Er ruft sofort beim Ersatteilhaendler an und findet heraus, dass es den benoetigten Fuehler hier gibt.

Am naechsten Morgen um 8.30h stehen wir wieder bei ihm im Hof und lassen auch noch die Stossdaempfer austauschen. Der, der bereits in Argentinien repariert wurde wird ausgebaut und die Technik mit den angeschweissten Halterungen muede belaechelt. Er ist natuerlich kaputt. Wir sollen ihn als Fitnessstudioersatz benutzen :-). Die Original-gummiaugen passen und kurze Zeit spaeter haben wir die neuen japanischen Gasstossdaempfer des Landcruiser-erstausstatters im Bus. Uebergluecklich fahren wir vom Hof – vielen vielen Dank!


mit Freddy, ein Kunde und begeisterter Kaeferfahrer und Santos, der Mechaniker unseres Vertrauens

 Am Abend laufen wir durch Cusco – eine tolle Stadt!!! Wir sind mittlerweile begeistert von Peru! Mehr dazu im naechsten Bericht.


19.05.2017
Einreise nach Peru oder wie wir die Lust auf Peru verlieren

 Ueber die Grenzbeamten in Kasani, dem peruanischen Grenzort, haben wir schon viel gelesen, nur schlechtes. Hier werde Schmiergeld verlangt und die Unfreundlichkeit der Grenzbeamten sei kaum zu ueberbieten. Grund der Schmiergeldzahlungen ist die peruanische Versicherung fuer das Auto, die man zur Einreise braucht, aber nicht hier abschliessen kann. Leider beinhaltet die von uns abgeschlossene Versicherung nicht Peru, aber uns wurde gesagt, dass man die problemlos an den Grenzen kaufen kann – ja kann man, aber nicht an den bolivianisch/peruanischen Grenzen. Mit einem entsprechenden Taschengeld lassen die Beamten einen passieren. Dann kann man 173 Kilometer nach Puno fahren, um dort die Versicherung abzuschliessen. Vermutlich kommt man nur bis zur naechsten Polizeikontrolle, kann keine Versicherung vorlegen und zahlt dann nochmal Schmiergeld. Aber wir haben ja Sandra, die uns erwartet :-)

An der Grenze werden wir von einer sehr netten Dame empfangen, die fliessend englisch spricht und uns beim Ausfuellen des Einreisezettels behilflich ist. Wir sind mehr als ueberrascht, das hatten wir nach all den Kommentaren nicht erwartet.  

Dann gehen wir zur Zollbehoerde, um den Bus einzufuehren und dann geht es los. Zuerst fragt uns der Chef in einem aeussert unfreundlichen Ton wie wir durch die Blockade gekommen seien, er regt sich schon fast darueber auf, denn wir bedeuten Arbeit fuer ihn. Zur gleichen Zeit hatten drei Argentinier die Einreise nach Bolivien angetreten, sind bis zur Blockade gekommen, kamen nicht durch und entschieden sich kurzerhand wieder dazu in Peru einzureisen. (Wir erfahren spaeter, dass die Blockade den ganzen Tag bestand und kein Auto den Grenzuebergang nutzte – nur die Argentinier bei der Wiedereinreise und wir).

Natuerlich fehlt uns die Versicherung. Die simple Karte, ohne Laenderangaben, reicht nicht. Der Zollbeamte sagt, dass wir mit dem oeffentlichen Bus nach Puno (zwei Stunden Fahrt) muessten, um die Versicherung abzuschliessen und dann unser Auto hier abholen koennten.

Prima, wir nehmen ein Taxi ins 2,5 Kilometer entfernte Yunguyo zu dem Geschaeft von Sandra und kontaktieren sie wie vereinbart. Sie antwortet prompt: „Ich bin gerade in Urlaub gefahren und komme erst am Sonntag wieder.“ Wie bitte? Am Sonntag? Soll unser Bus nun zwei Tage zwischen den Grenzen stehen und wir warten auf eine Frau, die so unzuverlaessig ist und am Sonntag vielleicht auch nicht kommt?

Wir sind geladen und wollen nach Puno fahren, auf keinen Fall fahren wir zurueck zur Grenze und ziehen die Schmiergeldnummer durch.

Der Bus nach Puno kostet angeblich 80 Soles pro Person, also 2x hin und 2x zurueck...wir nehmen das Taxi, dass nur 180 fuer Hin- und Rueckfahrt haben will.

Unterwegs fragen wir den Fahrer, ob wir die Versicherung auch in einem Ort vor Puno abschliessen koennten. Wir haben Glueck, der sehr nette Fahrer, der unsere Stimmung echt wieder steigert probiert es Llave, nur 78 Kilometer von der Grenze entfernt. Er weiss nicht ob es ein Versicherungsbuereo gibt, aber er fragt sich durch. Nach einer halben Stunde rumkurven landen wir bei zwei sehr netten Damen, von denen eine gut englisch spricht und sich sehr freut, mit uns zu ueben. Wir machen noch ein paar Witze, bekommen Bonbons geschenkt und schliessen die Versicherung ab. Auf der anderen Strassenseite bekommen wir die fuer Peru obligatorischen Leuchtstreifen fuers Auto, dann noch ein Geldautomat und unser netter Fahrer bringt uns zurueck zur Grenze.

In der Zwischenzeit sind vier Stunden vergangen. Es ist 16 Uhr und die Grenze hat bis 19h geoeffnet. Wir betreten wieder die Zollbehoerde und da bruellt uns der Chef auch schon an: „Wo kommt ihr her? Ich habe auf Euch gewartet, vier Stunden! Jetzt gibt es gar nichts mehr, kommt morgen wieder!“ Boah, ohnehin schon gut gelaunt, pflanzt Sebastian sich vor seinen Schreibtisch und bruellt auf deutsch zurueck: „Nix manana, wegen der Versicherung sind wir schon so lange unterwegs, und was geht das Dich eigentlich an, das war doch unser Stress...“ Britta erklaert ihm, dass wir keine Versicherung in Yunguyo bekamen und deshalb nach Llave gefahren seien. Er bruellt zurueck, dass wir mal mehr mit sprechen sollten. Wir haetten nicht dahin fahren sollen, sondern einfach zurueck kommen und er haette uns durchgelassen. Britta platzt der Kragen. Sein Mitarbeiter habe schliesslich gesagt, dass wir nach Puno fahren muessten und dann erst unseren Bus abholen koennten. Wir seien froh, dass wir die Versicherung schon 100 Kilometer vorher auftreiben konnten... Und dann verstehen wir woher der Wind weht … wir haben ihn um sein Schmiergeld gebracht. An dem Tag passiert niemand ausser den Argentiniern und uns die Grenze, keiner der abgezockt werden konnte. Und wir geben das Schmiergeld lieber dem netten Taxifahrer und regeln alles so wie es sein soll.

Er ist ausser sich, schmeisst uns aus seinem Buero und bruellt nur „mañana, mañana“.

Sein Angestellter kommt rein, wird auch zur Sau gemacht, weil er uns den Quatsch mit Puno erzaehlt hat. Wir bleiben einfach sitzen, er setzt sich auch an seinen Schreibtisch und blaettert sinnlos in einer Liste rum. Wir versuchen dem Angestellten unsere Dokumente zu geben und bitten ihn alles auszufuellen. Er faehrt nun – es ist 16.30 Uhr - den Computer hoch. Der Chef sagt, dass wir 30 Minuten warten muessten. Reine Schikane, oder braucht das peruanische Zollprogramm soooo lange zum Hochfahren? Natuerlich nicht, nach fuenf Minuten warten (Sebastian regelte in der Zwischenzeit die Fruchtkontrolle problemlos) beginnt der Angestellte damit, unsere Daten in den Computer einzugeben. Genau in dem Moment faellt dem Chef ein, dass er schon immer mal die Huelle seiner Buecher kleben wollte, unterbricht den Angestellten und schickt in Klebeband holen. Der folgt den Worten des Chefs, bringt im Klebeband und setzt dann seine Arbeit fort. Nach zwei Minuten ist alles erledigt, wir haben das Einreisepapier und koennen endlich nach Peru. Der Angestellte verabschiedet uns sehr nett und wir bedanken uns herzlich bei ihm – der Chef guckt waehrenddessen verlegen auf sein mittlerweile geklebtes Buch.

Lustigerweise hing im Buero des Chefs ein Spruch an der Wand: Es ist einfach nett zu sein aber es ist schwierig gerecht zu sein. Mmmh, vielleicht sollte er mal darueber nachdenken und mit dem ersten Teil des Spruchs beginnen.

Lust auf Peru haben wir momentan keine mehr. Kurzzeitig hatten wir schon ueberlegt Peru auszulassen und stattdessen nach Brasilien zu fahren.


Diese Webseite wurde kostenlos mit Homepage-Baukasten.de erstellt. Willst du auch eine eigene Webseite?
Gratis anmelden