Britta-Seb-ontour.de

22.01. - 08.04.2017 Chile

04.04. - 08.04.2017
Laguna Miscanti und Miniques, San Pedro de Atacama, El Tatio und Paso Jama bis Argentinien

 Der Tag beginnt direkt mit einem Highlight, dass in diesem Urlaub nicht mehr getoppt werden kann (zumindest aus Brittas Sicht). So mancher National Geographic Fotograf wartet vermutlich eine halbe Ewigkeit auf so ein Ereignis. Auf dem Weg zur Laguna Miscanti sehen wir aus dem Auto raus ein etwas kraeftigeres Vicuna-Weibchen, das genau in diesem Moment sein Baby bekommt. Sofort Anhalten: „da ist gerade ein Baby rausgefallen“. Keine zwei Minuten spaeter steht Britta mit der Kamera in der Naehe des Geburtsortes und macht Fotos vom Neugeborenen. Mama und Baby sind wohlauf. Sofort beginnt die Mutter, ihre Kleines sauber zu lecken, die ersten Versuche den langen Hals oben zu halten gelingen schon nach zwei Minuten, nur das Aufstehen faellt noch etwas schwer.




Mama und Baby 10 Minuten nach der Geburt

Dann fahren wir zur Laguna Miscanti und Miniques, ein Brutplatz fuer verschiedene Voegel, die man nur aus grosser Entfernung als Punkte sehen kann.

 



 Auf dem weiteren Weg machen wir noch einen kurzen Stopp in Socaire und schauen uns die Kirche, die nach der Renovierung nur noch teilweise aus Kakteenholz besteht.






in Socaire werden die von den Inkas gebauten Terrassen zum Gemueseanbau genutzt

Dann geht’s weiter nach San Pedro de Atacama, Essensvorraete fuellen und schnell zum Sonnenuntergang ins Valle de la luna. Hier kommen wir gerade rechtzeitig an, um vorher noch den Rundweg zu den Salzhoehlen zu laufen und dann die Felsen nach oben zu klettern, um den Sonnenuntergang zu erleben.


Sandstein mit Salzkruste durch Erosion geformt



   







San Pedro de Atacama hat gluecklicherweise trotz des Touristenbooms (1,5 Mio Touristen pro Jahr (die meisten natuerlich im Sommer) bei ca. 5.000 Einwohnern) seinen urspruenglichen Charme behalten. Die unzaehligen Reiseagenturen, Restaurants und Souvenirlaeden haben sich in den alten Haeusern angesiedelt und erhalten so die Struktur des Ortes mit den Lehmmauern, kleinen Gaesschen und staubigen Strassen. Wir nehmen auf dem Plaza de Armas in einem netten Cafe Platz und beobachten das Treiben: ein Koreaner der seinen Reisegenossen professionell die Haare schneidet; der Hund, der den Schatten seiner Halsmarke fangen will; der Wasserlieferant auf dem Fahrrad, der das Cafe beliefert; ein Mann mit einem Bollerwagen und einem riesigen Angebot an Haushaltswaren und Touristen aus allen Laendern der Welt... Da erspaeht Sebastian den Kerl mit dem rot gestreiften T-shirt, der die free-walking-tour veranstaltet. Wir entscheiden uns spontan zu der Stadtfuehrung und das war auch gut so. Wir bekommen so viel Input zu Geschichte, Tradition und Entwicklung der Gemeinde – eine Geschichte die vor ca. 11.000 Jahren ihren Ursprung hat.












Bataska - ein leckerer Eintopf aus der Region

Zum Sonnenuntergang fahren wir zum Aussichtspunkt „Mirador valle de da luna“ und hier will man doch schon wieder Eintritt haben. Nee, diesmal nicht. Wir parken in der Parkbucht an der Strasse und schauen dem Farbenspiel von dort aus kostenlos zu.


Als wir wieder den Uebernachtungsplatz von gestern ansteuern, sehen wir, dass die Kette und Schranke ins Valle de Muerte geoeffnet ist und das Rangerhaeuschen schon unbeleuchtet. Also unternehmen wir noch eine hervorragende Spritztour durch das Tal des Todes. Fast am Ende angekommen, kommt die Rangerin uns mit dem Fahrrad entgegen und weist uns freundlich auf die Oeffnungszeiten hin. Am Eingang haette ein Schild schon Sinn gemacht und warum ist der Eingang auf, wenn schon geschlossen ist? Wir hatten unseren Spass, aber muessen nun umkehren.



  

Nun haben wir zwei geruhsame Naechte am Fusse eines Berges geschlafen, auf dem die alte Festung Pucara de Quitor trohnt. Kurz nach Sonnenaufgang, als San Pedro de Atacama noch schlaeft, besichtigt Britta die Festung, indem sie nicht wie alle anderen die Strasse nimmt, sondern an der Abbruchkante den Berg hochklettert. Kleine Runde Fruehsport :-) Von oben bietet sich ein 360 Grad Blick ueber San Pedro und die dahinter liegenden Oasen und natuerlich auf unseren Schlafplatz. Wieder unten, ist der Fruehstueckstisch schon gedeckt.




Blick aufs Valle de Muerte und unseren Parkplatz


die Festungsanlage Pucara de Quitor



 Dann fahren wir weiter nach Guatin, um dort die Riesenkakteen zu suchen, deren Holz zum Bau von Decken, Tueren, Souvenirs... verwendet wird.  






die Wueste lebt





Anschliessend geht’s in eine der schoensten Thermenanlage der Welt (ohne bisher viele Thermen gesehen zu haben, koennen wir das mit Sicherheit schreiben). In einem Canyon nahe Guatin liegen die Termas Puritama, idyllisch fliesst das angenehm temperierte Wasser zwischen den Riesengraesern in der Sandsteinschlucht. Ein himmlisches Gefuehl hier zu baden.







Ausgeruht fahren wir noch die 62 Kilometer bis El Tatio. Etwa 95 km nordöstlich von San Pedro de Atacama und nahe der Grenze zu Bolivien, liegt das größte Geothermalfeld der Suedhalbkugel, das drittgrößte und hoechstgelegenste weltweit.


unterwegs auf der Hochebene





Wir kommen zum Sonnenuntergang an und parken direkt vorm Eingang – es wird empfohlen sich das Schauspiel zwischen 6 - 8 Uhr morgens anzuschauen, da spaeter die Sonne und der damit aufkommende Wind, den Dampf vertreiben. Die Nacht ueberstehen wir mehr schlecht als recht mit Kopfwehtabletten auf 4373 Metern ueber dem Meeresspiegel. Es ist weniger die Hoehe, sondern vielmehr das Wissen, dass der Wecker um 5.45 Uhr klingeln wird (3 Stunden vor unserer normalen Aufwachzeit). Die Heizung haben wir programmiert und so erwachen wir in einem einigermassen warmen Schlafzimmer. Spaeter sehen wir, das die Alufensterrahmen von innen gefroren sind. Noch vor 6 Uhr treffen schon die ersten Touristen ein. Es ist noch stockdunkel und schweinekalt, geschaetzte -10 Grad. Wir fahren zum Geysirfeld. In der Moergendaemmerung sieht man rund um den Parkplatz Dampf aufsteigen. Britta rennt schon mit einer Taschenlampe rum und macht die ersten Fotos noch im Dunkeln. Ein unheimliches Gefuehl, denn die Erde brodelt und koechelt unter einem. Das etwa 30 km2 große Gebiet umfasst 62 heiße Quellen, 40 Geysire und 5 Schlammvulkane gespeist durch den aktiven Vulkan „El Tatio“. Nicht alle Geysire sind permanent aktiv. Das Wasser erreicht mit Temperaturen von 78-85°C den Siedepunkt dieser Höhen (86,3°C). Kühlt das Wassers beim Austreten ab, kommt es zur Bildung von Terrassen oder Schloten aus Spritzwassergestein, Opal und Kalk. An manchen Stellen brodelt es unentwegt, an anderen ebbt die Aktivitaet kurz ab und faengt nach ein paar Sekunden wieder an. Die Farben und Gesteinsformationen rund um die Austrittsloecher beeindrucken.




















 Leider wird das ganze Schauspiel von den mindestens 1000 Touristen getruebt, die zusammen mit uns da sind. Alleine, so wie wir schon einige Sehenswuerdigkeiten gesehen haben, waere es sicherlich schoener gewesen – aber dazu wird es hier nie kommen. Neben dem Geysirfeld gibt es noch einen Pool, in dem sich heisses und kaltes Wasser zu einer angenehmen Badetemperatur mischen. Dort wo es schoen warm ist sitzt allerdings schon eine franzoesische Schulklasse, die das Feld nicht raeumen will.

 Wir fahren weiter ueber das Andenplateau nach Caspana, einem typischen Andendorf, hauptaechlich bestehend auf Lehmhuetten, die Frauen tragen Trachtenhuette und die Strasse wird gerade erneuert (sie hat es dringend noetig). Es gibt ein kleines Museum, das u.a. deformierte Schaedel zeigt. Die Deformation in unterschiedlichen Formen war ein Schoenheitsideal und zeigte die Herkunft und soziale Stellung der Personen (leider keine Jahresangaben vorhanden).






 Wir fahren weiter nach Lascana, essen auf dem Campingplatz zu Mittag und erfreuen uns an der Strasse, die in und aus dem Dorf raus fuehrt.


Mist - nur noch 60 :-)
Auf der Ueberholverbot wurden wir kurz vorher hingewiesen


In Chiu-Chiu besuchen wir die aelteste Kirche Chiles aus dem Jahr 1540.



 Dann erreichen wir Calama und suchen mal wieder einen Baumarkt auf, in der Hoffnung unser Gasproblem loesen zu koennen. In Argentinien konnten wir unsere deutschen Gasflaschen fuellen lassen, aber in Chile ist dies nicht mehr moeglich. Auch der Kauf einer chilenischen Gasflasche inklusive Druckminderer brachte uns nicht weiter, denn auch beim zwanzigsten Besuch in einem Baumarkt oder Eisenwarenhandel finden wir keinen Fitting, der die Flasche mit unserer Kueche verbinden kann. Da wir seit heute Morgen kein Gas mehr haben (d.h. Herd, Kuehlschrank und Heizung ade) muss dringend eine Loesung her. Wie zu erwarten gibt es auch in Calama kein passendes Zwischenstueck. Es gibt also nur eine Loesung: wir muessen zurueck nach Argentinien.

 Am naechsten Tag verlassen wir Chile ueber den traumhaft schoenen Paso Jama. Zunaechst noch etwas aergerlich ueber den ungeplanten Abstecher nach Nordargentinien, aendert sich die Einstellung schnell, als wir den Pass fahren. Die Landschaft ist spektakulaer. Langsam aber sicher schafft der Bus mit leichtem Sauerstoffmangel im zweiten Gang Meter fuer Meter, bis wir den hoechsten Punkt, 4818 Metern, erreichen. Dann folgt eine lange Hochebene bis zum Grenzuebergang, der in zehn Minuten erledigt ist.











Die Nacht verbringen wir auf dem Parkplatz eines Hotels im nirgendwo auf argentinischer Seite.

28. 03. - 03.04.2017
von Punta Choros ueber Copiapo, Cerro Paranal, Peine bis Salar de Talar 

 

Vor Punta Choros liegt das Naturreservat des Humboldtpinguins. Die durch Ueberfischung, Meeresverschmutzung … gefaehrdete Tierart bruetet auf Inseln entlang der peruanischen und nordchilenischen Kueste. Ihr Zahl wird auf ca 12.000 Paare geschaetzt, zum Glueck leicht steigend. Vom Boot aus koennen wir die Pinguine, die etwas kleiner als die Magellanpinguine sind, beobachten. Das Highlight der Tour sind allerdings die Delfine, die uns streckenweise begleiten.












Seeotter


Humboldtpinguin











Weiter gehts in Richtung Norden:




Zorro Chilla





Copiapo ist die zentrale Stadt im Bergbaugebiet am suedlichen Rand der Atacama. Von hier fuhr im Jahr 1852 die erste Eisenbahn Suedamerikas nach Caldera an die Kueste, die ersten Telefonleitungen und das erste Gaswerk des Landes wurden hier errichtet. Den Reichtum hatte die Stadt dem Goldrausch und dem Silberabbau im 18. Jahrhundert zu verdanken. Heute wird hauptsaechlich Kupfer abgebaut.




ehemaliger Minenarbeiterbus





In Copiapo besuchen wir das Mineralienmuseum. Hier werden mehr als 2000 verschiedene in Nordchile gefundene Fossilien, Vulkangesteine, Meteoriten und Mineralien praesentiert – die Farbenvielfalt ist ueberwaeltigend.







Wir besuchen die Mina San Jose. Hier ereignete sich am 5. August 2010 das Grubenunglueck, bei dem 33 Bergleute in 700m Tiefe durch einen Bergsturz eingeschlossen wurden. Nach 70 Tagen konnten alle lebend gerettet werden. Nach dem Unfall wurde das Bergwerk geschlossen. Heute befindet sich dort eine Gedenkstaette und ein Zeitstrahl auf dem die Rettungsaktion Tag fuer Tag dargestellt ist – sehr eindrucksvoll und ergreifend.








Nach 17 Tagen die erste Nachricht - ein Zettel den ein Verschuetteter an der Bohrkrone befestigt hatte.

Von hier aus geht es fuer uns weiter in Richtung Norden. Vor uns liegt die Unendlichkeit der Wueste, durchzogen von einer gut ausgebauten Panamericana. Wir verbringen eine Nacht im "Steinzoo".




beim Essen unserer Reste erwischt











Nach zwei Tagen erreichen wir den 2600m hohen Cerro Paranal, wo wir eine Reservierung in der europaeischen Suedsternwarte ESO haben. Die Kueste ist nur 12 Kilometer vom Observatorium entfernt. Der kalte Humboldtstrom haelt die Wolkendecke niedrig, so dass der an 350 Tagen wolkenlose Himmel optimale Bedingungen fuer die Astronomie bietet.



 

 
Astronom - auch "nur" ein Buerojob mit anderem Bueromaterial - Teleskop

Hier gibt es die zur Zeit weltweit leistungsstaerksten Teleskope. Sie machen es moeglich, dass man Objekte sieht, die 4 Milliarden mal weiter weg sind, als der weiteste Punkt der vom Auge wahrgenommen werden kann. Die im Teleskop verwendeten Spiegel von 8,2 m Durchmesser werden in einem dreijaehrigen Herstellungsprozess in Deutschland gefertigt. Das anschliessende Schleifen dauert ein Jahr und wird in Frankreich durchgefuehrt. Die Bilder der Teleskope werden von den Astronomen uebereinander gelegt, um so ein genaues Bild des gerade zu erforschenen Teils der Galaxie abzugeben. Daneben gibt es vier kleinere Infrarotteleskope, die die Farben aufnehmen, die das menschliche Auge nicht erkennen kann. Der Bau der Station hat 8 Jahre gedauert. Auf einem gegenueberliegenden Huegel baut ESO gerade ein noch groesseres Teleskop, mit einem 40m grossen Spiegel. Unser Guide empfiehlt uns, in zehn Jahren zur Eroeffnungsfeier zu kommen. Die Fuehrung ist faszinierend, vor allen Dingen wenn man bisher keine Beruehrung mit diesem Gebiet der Wissenschaft hatte.


 

Vom Cerro Paranal machen wir noch einen kleinen Abstecher zur beruehmten „Mano del desierto“.



Danach entscheiden wir uns fuer die Route quer durch das Salzabbaugebiet. Wie weit wir kommen und wie die Strassenverhaeltnisse sind, wissen wir zu dem Zeitpunkt noch nicht. Aber Chile enttaeuscht uns nicht. Die Strasse ist super (nicht asphaltiert sondern gesalzen) und die LKW-Fahrer der uns entgegenkommenden Salztransporte begruessen uns freundlich mit der Hupe und winken. Wir sind auf einer Strecke von 120 Kilometern das einzige Auto, das kein Salz transportiert. Wir uebernachten mitten in der Atacama.








das zackige "Gestein" im Vordergrund ist Salz



Am naechsten Tag zur Mittagszeit erreichen wir Peine, eine kleine Oase, suedlich der Salar. Mal abgesehen vom Strom und den Autos ist die Zeit hier stehen geblieben. Wir besuchen das natuerliche Schwimmbad des Ortes, eine willkommene Abkuehlung bei den Temperaturen und dazu bietet es noch einen herrlichen Blick ueber die Salzwueste. Da wir uns unterwegs zu einer groesseren Runde zu den Lagunen entschieden haben und der Diesel dafuer nicht ausreicht, fragen wir uns im Dorf durch. Wir moechten ungern erst 120 Kilometer nach San Pedro de Atacama fahren, dort tanken, um dann wieder zurueckzukommen. Wir werden fuendig und treffen einen netten Mann, der uns 20 Liter seines Dieselvorrats (in einer Wasserflasche befindlich) in den Tank fuellen laesst.








 

Dann geht’s nach Socaire, wo wir uns eine Nacht auf 3.725 Metern akklimatisieren. Die Luft ist duenn, jeder Schritt etwas anstrengender als sonst und der Kopf brummt.



Wir schauen der Sonne zu, wie sie ueber der Salar de Atacama untergeht.




Schlecht geschlafen, Nasenbluten und nur 8 Grad im „Schlafzimmer“ - egal. Wir wollen heute zu den Lagunen. Die Herrlichkeit der Natur hat sich hier oben nicht lumpen lassen. Nach Perito-Moreno ist der Anblick der Laguna y Salar de Talar der zweite ehrfuerchtige Moment unserer Reise. Wir sind uns nicht sicher, ob es jemals moeglich sein wird die Schoenheit dieser Landschaft in Bildern festzuhalten. Hier ein Versuch – die Worte fehlen uns:




Vicunas vor dem Vulkan Miniques












weisse Flamingos




 23. - 27.03.2017
Valle del Encanto, Rio Hurtado, Vicuna, Valle del Elqui und La Serena

Nach einer Uebernachtung in Los Vilos errreichen wir das Valle del Encanto "Verzaubertes Tal". Im 2.- 7. Jahrhundert nach Christus hat hier unter anderem die Molle-Kultur gelebt und die Felsen mit Petroglyphen in Form von Tieren, Masken, Menschen und geometrischen Zeichen verschoenert.

Wir kommen erst abends im Tal an und die uebrigen zwei Stunden reichen nicht fuer den Besuch. Der nette Ranger laesst uns gegen ein kleines Trinkgeld auf dem Feld neben dem Eingang stehen und am naechsten Tag duerfen wir nochmal (diesmal gratis) in den Park, um den Rest zu besichtigen. Wir klettern unter, ueber, zwischen und um die Felsen rum, um die Zeichnungen zu finden.











Dann nehmen wir die geteerte Strasse nach Ovalle, decken uns auf dem riesigen Markt mit Gemuese ein, fahren durch das Valle Hurtado bis zur gleichnamigen Stadt. Einfach toll, durch die Oase zu „duesen“.







Ab Hurtado nimmt das Duesen deutlich ab, die Strasse ist nur noch geschottert und 100m ohne Kurve ist schon ein langes gerades Stueck. Es handelt sich um ein Teilstueck der Ruta Antakari. Das Gebiet hat den Inkas im 15. Jahrhundert zur Kupfer- und Goldgewinnung gedient. Mit Lama-Karawannen wurden die Metalle auf den Inka-wegen bis nach Cusco transportiert.

Unser Bus schraubt sich Serpentine fuer Serpentine den Pass nach oben. Die Landschaft ist spektakulaer. Im Tal liegen die gruenen Oasen und ringsherum die staubigen, trockenen und kahlen Berge. Noch 41 km bis nach Vicuna, unser Ziel des Tages und das Navi gibt eine Fahrtzeit von 1 Stunde und 40 Minuten an – und die brauchen wir auch. Wir brauchen den Allrad diesmal nicht, aber der Bus muss trotzdem ganz schoen kaempfen – wir goennen ihm ein paar Abkuehlpausen.







Die Strasse endet mit einem sagenhaften Blick auf Vicuna, ebenfalls eine Oase. Die Berge und Kakteen leuchten im Sonnenuntergang.

Aus den folgenden zwei Tagen im Elqui-Tal machen wir ein Schlemmerwochenende...fahren von Piscoprobe zur Weinprobe zur Bierprobe und besuchen viele gute Restaurants. Hier scheint immer die Sonne und die Erde ist so fruchtbar: Avocados, Papayas, Trauben, Mangos, Feigen....


in den Strassen von Vicuna







Wir besuchen die kleine Piscodestillerie – Aba. Hier wird der Pisco in Handarbeit hergestellt und bis auf den Verkauf vor Ort ausschliesslich exportiert. Anders als in industriellen Betrieben wird hier vom Ernten bis zum Aufkleben der Etiketten alles von Hand gemacht. Wir erfreuen uns an der Verkoestigung und fuellen unsere Alkoholvorraete auf.





Zum Abendessen gehen wir in ein neu eroeffnetes Restaurant in Vicuna. In dem Haus, das Ende des 18. Jahrhunderts erbaut wurde befand sich bis in die 90er Jahre eine Schusterei. Der Eigentuemer hat die Raeumlichkeiten, einschliesslich der Maschinen, Schuhe, Schuhkartons ... stehen gelassen und das Restaurant drumherum gebaut. Geworben wird mit liebevoller slow-food-Kueche und das schmeckt man auch. Wir bestellen eine Ceviche - Auswahl: Lachs, Camarones und Champignons, dazu frisch gepresste Saefte.


 

Am Abend haben wir eine Reservierung im Observatorium Alfa Aldea – privat gefuehrt mit Hobbyastrologen und Physikern. Wir verbringen die Nacht unter Sternen mit Erklaerungen und Blicken durch das Teleskop. Wir sehen geschlossene und offene Sternencluster, Jupiter mit seinen Streifen und den vier galileischen Monden und Saturn mit seinem Ring – der Einblick laesst uns und den Rest der Welt sehr sehr klein aussehen.


der erste Versuch den Sternenhimmel zu fotografieren

Am naechsten Morgen fahren wir ins Elqui-tal, das fruchtbare Tal, dass sich hauptsaechlich der Pisco-herstellung gewidmet hat. Wir besuchen eine weitere artesanale Destillerie „Fundo los Nichos“ und das einzige Weingut des Tals „Cavas del Valle“, deren praemierte Weine nur vor Ort verkauft werden.




Gabriela Mistral
die erste suedamerikanische Literatur-Nobelpreistraegerin ist im Elqui-Tal geboren und aufgewachsen





Pisco-Destillerie Fundo los Nichos


Ziegenkaese-empanada


Quinoarisotto mit Parmesan



Zum Abschluss besuchen wir noch die kleine Brauerei „Guayacan“ in Diaguitas – fuer Bierfreunde lohnt sich der Besuch.


Anschliessend fahren wir hoch in die Berge, um den Sonnenuntergang und den Sternenhimmel im Dunkeln geniessen zu koennen.

Auf dem weiteren Weg Richtung Kueste besuchen wir La Serena, 1544 gegruendet und damit nach Santiago (1541) die zweitaelteste Stadt Chiles. 







21. - 22.03.2017
Valparaiso – Vina del Mar

Valparaiso und wir – das ist keine Liebe auf den ersten Blick und leider auch keine Liebe auf den zweiten Blick.

Der erste Blick auf die Stadt dauert ca 3 Stunden. Von Valparaiso hoert man leider viel schlechtes...eingeschlagene Autoscheiben (Wohnmobile sind bevorzugte Objekte), Kamera mit Hilfe eines vorgehaltenen Messers entwendet, nachts beim Schlafen wurden Reisende von Autoknackern mit einer Waffe ueberrascht...und schon beim Einfahren in die Stadt sehen wir das erste Auto mit eingeschlagener Heckscheibe...ja das kann heiter werden.

Chaos, verrueckte Autofahrer, die so schnell sind, dass Spurwechsel unmoeglich sind, die Parkplatzsituation ist zum Haare raufen, der in der App empfohlene Stellplatz ist mit bis zu vier Reihen zugeparkt... Wir versuchen es oben, auf einem der 40 Huegel auf denen Valparaiso steht. Das Chaos geht weiter, trotz geteerter Strassen koennen wir nur im Gelaendegang die Berge nach oben kriechen...hier wollen wir bei einem Hotel parken...geht auch nicht. Wir haben die Nase voll, wir hassen die Stadt und fahren nach Vina del Mar....Sicherlich mal ein beschaulicher kleiner Ort, der aber in der Zwischenzeit zu einer Betonsiedlung mutiert ist. Wenigstens die Promenade am Meer entlang waere schoen, wenn da nicht die sechsspurige Strasse entlang ging. Wir schlafen auf einer Tankstelle, bewacht und sicher, aber gefuehlte 300 Dezibel die ganze Nacht hindurch sind der Preis dafuer.


Betonbunker Vina del Mar


Auch an den steilsten Stellen haelt der Bauboom an
Hier freut sich die hintere Reihe sicherlich besonders...der Meerblick ist bald zugebaut

Am naechsten Tag aergert es uns, wir wollen eigentich die Graffitis in Valparaiso sehen und geben der Stadt eine zweite Chance. Frueh morgens, vor dem Berufsverkehr fahren wir wieder rein und starten die Parkplatzsuche bei der empfohlenen Tankstelle...nein, alle Plaetze sind belegt (zudem erhaelt der Tankstellenwaerter einen Schluessel aller Fahrzeuge zum Rangieren, was fuer uns nicht in Frage kommt). Weiter geht’s zum Centro Cultural...Hoehenbegrenzung und wir passen nicht drunter durch. Der Bordstein, der noch in Frage kaeme ist schon zugeparkt. Wir versuchen es auf einem anderen Parkplatz, zuerst laesst man uns rein und dann kommt ein weiterer Waechter und schimpft : Nein, nur fuer Mitarbeiter. Wir fahren wieder raus. Und dann suchen wir den letzten empfohlenen Platz gegenueber einer Polizeiwache auf und lassen den Bus hier stehen. Ganz sicher sind wir nicht, aber wir hoffen, dass es gut geht.

Valparaiso ist seit 2003 Unesco Weltkulturerbe. Die 1542 gegründete Stadt hatte bis zur Eröffnung des Panamakanals den wichtigsten Hafen in Chile - den einstigen Reichtum sieht man heute hauptsaechlich anhand der verfallenen Haeuser, die Stueck fuer Stueck restauriert werden.




Die alten Fassaden sollen erhalten werden. Dahinter wird dann einfach neu gebaut:




typischer Treppenaufgang auf einen der Huegel
der groesste Teil der Treppe fehlt auf dem Foto - Weitwinkel reicht dafuer nicht aus



Auf Kameraraub mit Messer haben wir auch keine Lust, daher schliessen wir uns einer Stadtfuehrung an. Die Fuehrung ist wirklich sehr gut, fuehrt uns in Gassen, die wir mit Kamera nie alleine besucht haetten, wir erhalten viele Infos zur Stadt, zum Verfall und Wiederaufbau der Haeuser, zu den Graffitis... Die Tour endet mit einem hier sehr beliebten Getraenk „Calimocho“ (Rotwein mit Cola) in einem der alten Palaeste, die heute privat genutzt werden. Im Anschluss daran genehmigen wir uns noch einen Kaffee und „krabbeln“ den Berg hoch zu unserem Auto. Glueck gehabt ... die Scheiben sind noch alle ganz. Wir sind froh, wollen das Glueck aber nicht ueberstrapazieren und verlassen die Stadt Richtung Norden.














Valparaiso wurde auf 40 Huegeln gebaut. Im flachen Teil befindet sich das wirtschaftliche Zentrum. 
Die Wohnviertel liegen in und auf den Huegeln.







  





























Ob es am Ende Panikmache ist, alles heisser gekocht wird als gegessen...keine Ahnung. Wir haben einen Einblick bekommen, ein paar schoene Graffitis gesehen...das reicht uns.


 11.03.2017 – 20.03.2017
Santiago de Chile

 Die Strecke von Pichilemu nach Santiago ist gut ausgebaut und besteht zur Haelfte aus Autobahn, so dass wir in Windeseile die Stadt erreichen. Wir haben bereits drei Verabredungen: Hilu und Sigo warten am Flughafen auf uns, Abendessen mit Seraina und Markus und bis Dienstag muessen wir Soeren, Jenni und Greta gefunden haben.


 Wir quatschen zu lange mit Hilu und Sigo und kommen dadurch zu spaet zu unserer Verabredung mit Markus und Seraina. Die beiden hatten 20 Minuten auf uns gewartet und wir kamen 26 Minuten zu spaet. Schade. Wir fahren in die Stadt. Gluecklich ueber einen bewachten Stellplatz ohne Hoehenbegrenzung gehen wir nach Lastarrio, eines der besseren Stadtviertel. Hier gibt es viele schoene Kneipen, Restaurants und gute Strassenmusiker. Wir nehmen an einem Tisch auf der Strasse Platz und widmen uns dem peoplewatching … und man kann es kaum glauben ... Markus und Seraina sind auch unter den vorbeiziehenden. Dann klappt es doch noch mit dem gemeinsamen Abendessen :-)

 





 Am Sonntag fahren wir zum Parque Metropolitano, dem overlander-Stellplatz unterhalb der Seilbahn und wer steht schon da: Der Fiat mit Soeren, Jenni und Greta. Vom Parkplatz aus erkunden wir zu Fuss die Stadt. Sonntags ist hier fast autofrei angesagt: die Strasse am Kanal ist fuer Jogger, Inliner und Radfahrer gesperrt. Die Stadt gefaellt uns sehr gut, alt und modern, wir fuehlen uns wohl.
 




La Catedral Metropolitana
Die erstmals zwischen 1748 und 1800 errichtet Kirche wurde fuenf Mal durch Erdbeben zerstoert und
immer wieder aufgebaut.













Parque Santa Lucia



Am naechsten Morgen ist ein grosses T3-Treffen beim T3 Guru der Stadt. Don Alfredo war 30 Jahre lang der Krankenwagenmechaniker der staedtischen Krankenhaeuser, die alle T3 als Ambulanzen hatten. In seinem Hof stehen sechs Busse, teilweise in gutem Zustand, teilweise nur noch Ersatzteillager. Draussen parken Markus und Seraina, die gerade die Bremsen tauschen lassen. Uns kann er nicht wirklich weiterhelfen, aber es war nett mal mit ihm geredet zu haben. Eigentlich koennten wir nun fahren. Aber dann kommt ein weiterer Kunde und parkt uns mit seinem blauen Bus zu. Seine Radnabe ist lose und als waeren nicht gerade schon genug Fahrzeuge in halbfertigem Zustand vorhanden, wird der Bus aufgebockt. Damit hat sich unser Wegfahren erledigt. Der Sohn von Alfredo, der so uebermuetig den Bus aufgebockt hatte, wird dabei so muede, dass er sich der chilenischen Siesta widmen muss...und die dauert bekanntlich mehrere Stunden. Der Fahrer verdreht die Augen, sagt aber nichts. Uns erklaert er spaeter, dass es wohl noch ein paar gute Schrauber gibt, die aber noch langsamer unterwegs sind. Wir warten, schauen uns die anderen Busse und die atemberaubende Werkstatt an. In dem Chaos finden wir eine Leiter, die Sebastian nutzt, um unser manchmal undichtes Dachfenster zu reparieren.





Als der Sohn sich endlich von seinem anstrengenden Arbeitsvormittag ausgeruht hat, kommt er zu dem blauen Bus, zieht mit einem 46er-Schluessel die Radnabe an und der Kunde faehrt vom Hof: Drei Stunden warten fuer drei Minuten Arbeit. Wir koennen nun auch endlich los und landen genau in der Rushhour. Wunderbar....nach zwei Stunden rumirren auf verstopften Autobahnen sind wir wieder auf unserem Parkplatz angekommen. Wir sind muede vom Warten und von der Hitze und setzen uns mit den anderen Overlandern und einem Glas Wein auf die Wiese. Was ein Tag!

Am naechsten Tag sitzen wir gerade beim Mittagessen als eine Nachricht von Soeren kommt: „Die Polizei war hier, ihr muesst kommen“. Zurueck am Parkplatz berichten alle Reisenden vom Polizeibesuch. Weil keiner von uns eine Genehmigung hatte, um auf diesem Parkplatz zu uebernachten, hatte die Polizei freundlich darum gebeten, das Informationshaus am Eingang des Parks aufzusuchen, um eine Genehmigung zu erhalten. Wir marschieren alle zusammen zum Informationshaus. Dort weiss niemand von einer erforderlichen Genehmigung, aber wir erhalten einige Email-Adressen, die wir um Genehmigung bittend anschreiben. Nach kurzer Zeit erhalten wir die Genehmigung der Parkdirektion. Da in unserer Email kein Zeitraum angeben war, haben wir nun vielleicht ein lebenslanges Nutzungsrecht … so wie Patricio, der studierte Musiker, der neben uns steht und sich fuer ein Leben in seinem 22 m2 grossen Mercedes-Bus entschieden hat. Er wohnt schon seit 13 Jahren auf diesem Parkplatz.

Am Mittwoch besuchen wir das Museum der Erinnerung und der Menschenrechte. Das Muesum wurde 2010 gegruendet und will an die schlimme Zeit waehrend der Militaerdiktatur erinnern. Bisher weiss man offiziell von 40.000 Opfern, die gefoltert und umgebracht wurden. Noch heute ist der Verbleib vieler Einwohner ungeklaert. Das Museum ist interessant und gut gemacht. Jedoch erklaert es nicht die Situation im Land, die zur Machtuebernahme durch das Militaer gefuehrt hatte, so dass es unserer Meinung nach kein vollstaendiges Bild abliefert.

Am Abend besuchen wir das Teatro Municipal. Unter der Leitung von Francisco Rettig hoeren wir das Symphonieorchester Santiago mit Mahlers Kindertotenliedern (sehr gewoehnungsbeduerftig) und Bruckners 4. Sinfonie.





Zurueck an unserem Parkplatz schauen wir bei den Dreharbeiten zu einem neuen Kinofilm zu.


Am Donnerstag schaffen wir es endlich zu der seit vier Tagen geplanten Stadtfuehrung „offbeat“, das heisst wir schauen uns nicht die klassischen Sehenswuerdigkeiten an, sondern schlendern ueber verschiedene Maerkte, erfahren mehr ueber das Sozialsystem, die Gesellschaftschichten in den unterschiedlichen Stadtvierteln und beenden die Tour auf dem zentralen Friedhof, am Grab von Salvador Allende.




Haehnchenverkauf aus Plastiktueten



 






Die Graeber der Armen kann man fuer 1000 USD kaufen und bis in die Ewigkeit als Familiengrab nutzen.




Die Prestigegraeber der Reichen sind nicht selten nur fuer 1 - 2 Personen. 




Das Grab der Familie Allende, in dem auch Salvador Allende bestattet wurde.
 
Spaet am Abend zieht es uns nach Bellavista, dem angesagten Ausgehviertel der Stadt, zu einem Jazzkonzert.


Am Freitag Nachmittag steht die naechste Stadtfuehrung auf dem Programm, typische Highlights der Stadt, Kultur, Kunst und Politik in Verbindung mit der geschichtlichen Entwicklung seit der Militaerdiktatur.

Fuers Wochenende haben wir uns selbst eine lange Liste, der noch zu sehenden Punkte gemacht. Die Stadt ist riesig und sehr sehenswert, aber wir koennen nicht den halben Urlaub hier verbringen. Also Business district und Bellavista street art werden wir heute „erledigen“. Am Abend laufen wir zum Sonnenuntergang auf den Cerro Cristobal, den groessten Stadtpark in Santiago.






Senkrechte Gaerten in Las Condes


Graffiti in Bellavista












Zu Fuss und mit der Seilbahn auf den Cerro Cristobal





Am Sonntag haben wir uns das Mueso a cielo abierto de San Miguel vorgenommen. Auf Anfage der Stadt haben sich die Eigentuemer der Haeuser in der Arbeitersiedlung dazu bereit erklaert, ihre Fassaden den Streetart-Kuenstlern zur Verfuegung zu stellen, um dort Kunstwerke mit Bezug zur Entwicklung der Stadt zu erstellen. Ueber 100 Kuenstler aus Chile und Lateinamerika waren daran beteiligt und konnten ueber 5000m2 Fassaden verschoenern.



















 Am Nachmittag verlassen wir die Arbeitersiedlung und fahren nach Las Condes. Groesser koennte der Unterschied kaum sein. Hier wohnt die Highsociety des Landes und laesst es sich in schicken Glaswohnungen mit Blick ueber die Stadt und ueberdimensionierten Villen gut gehen. Waehrend sich die Menschen in San Miguel auf dem Sonntagsmarkt mit dem eindecken, was man wirklich zum Leben braucht, schlendern die Menschen in Las Condes ueber den Markt, lassen sich neumodische biologische Produkte schmecken und kaufen Handtaschen, Schmuck....nur Unikate versteht sich.



 Am Montag haben wir uns zu einer Fuehrung im Praesidentenpalast „La Moneda“ angemeldet. Der Name stammt von der historischen Funktion des Gebaeudes als Muenzpraegeanstalt Chiles. Wir erfahren wie sich die Nutzung des Komplexes im Laufe der Jahre veraendert hat. Die derzeitige chilenische Praesidentin nutzt La Moneda nur noch als Arbeitsort und nicht mehr wie frueher auch als Wohnort. Die Schaeden am Gebaeude, die bei der Bombardierung am Tag des Militaerputsches 1973 entstanden, wurden so behoben, dass er historische Charakter des Gebaeudes nicht verloren ging.


La Moneda
Das Gebaeude wurde Ende des 18. Jhs von dem ital. Architekten Toesca entworfen.





 Hiermit beenden wir unseren Aufenthalt in Santiago. Man haette noch soviel machen koennen, aber  Valparaiso will auch erkundet werden.

07.03.2017 – 11.03.2017
Zentralchilenische Kuestenroute

 Vom NP Conquillio moechten wir morgens die Thermas Llaima besuchen, wo Sebastian sich gerne von der Vulkanbesteiung erholen moechte. Die Thermen finden wir nicht. Anscheinend waren die Schilder wie so oft nicht auf dem Stand der Zeit. Wir fahren durch Curacautin und kommen zum Camping Yukatan. Hier gibt es ein grosses Schwimmbad, wo Sebastian die Schwerelosigkeit seiner Beine geniessen kann. Am naechsten Tag regnet es und wir nutzen den Tag als reinen Fahrtag. Wir nehmen uns nur eins vor: Fahren bis die Sonne wieder scheint. Nach 335 Kilometern kommen wir an der zentralchilenischen Kueste in Cabquecura an und die Sonne scheint noch. Wir parken bei der Loberia, der Seeloewenkolonie und spazieren am Strand entlang. Der Pazifik ist wild, die Wellen riesig und mittendrin steht ein Felsen, auf dem eine Seeloewenkolonie wohnt. In den letzten paar Monaten haben die Tiere Nachwuchs bekommen und die Insel wimmelt vor hungrigen Seeloewenbabies, die unentweg nach ihrer Mutter schreien. Der Sonnenuntergang ist wunderschoen und das Tiergebruell begleitet uns die ganze Nacht.












 Unweit von hier besuchen wir die Iglesia de piedra, ein riesiger Monolith, der vom Wasser untergraben wurde. Dadurch entstand eine Hoehle mit mehreren Ausgaengen, die mit christlichen Statuen geschmueckt ist. Das mysterioese Licht ist beeindruckend.





 

Weiter geht’s in Richtung Norden. Wir passieren viele Stranddoerfer, sehen die Salzanbaugebiete, essen Ceviche, kaufen Fisch fuers Abendessen, fahren durch die Waelder, die den Waldbraenden zu Opfer gefallen sind und kommen irgendwann in Pichilemu an, dem Surferparadies schlechthin.















Wir fahren zur Punta Lobos, wo wir sie finden: gut gebaute Maenner in engen Neoprenanzuegen, laessige schulterlange Haare und ein cooles Board unter dem Arm. Sie klettern die Klippen runter ins Wasser und paddeln mit den Armen kraulend ins Meer hinaus. Ein muehsames Unterfangen. Die Wellen sind riesig und der kleine Fortschritt wird auch trotz des Durchtauchens unter den Wellen wieder zunichte gemacht. 30 – 40 Minuten paddeln, dann kommt eine brauchbare Welle und sie springen auf und reiten in wenigen Sekunden fast bis zum Strand zurueck. Wir haben keine Ahnung vom Surfen, aber zum ersten mal machen die Jungs das nicht – das erkennen wir sogar.

 











Auf der Aussichtsplattform Punta Lobos stehen mehrere Holzbaenke, die gerade gestrichen werden sollen. Der Anstreicher ist begeistert als er hoert, dass wir aus Deutschland kommen, denn seine Oma kam auch aus Deutschland. Am Ende der Unterhaltung duerfen wir den Farbton der Holzlasur fuer die Baenke aussuchen. Nun haben die Holzbaenke die gleiche Farbe wie unsere Kueche im Wohnmobil :-)


Nach einer Nacht am Strand in Pichilemu fahren wir nach Santiago.


 


02.03.2017 – 06.03.2017

Nationalparks Huerquehue und Conquillio

 

Nach einer Nacht in Villa San Pedro, einem kleinen Dorf unweit der Thermen, fahren wir nach Pucon, dem Touristenmekka schlechthin. Eigentlich ist der Ort schoen, viele individuelle Restaurants und Kneipen, viel Holz und viele Touristenangebote. Von Canyoning bis zur Villarica-besteigung kann man hier alles machen, was die Berge an Sportprogramm hergeben. Wenn wir auf einer „normalen“ Rucksacktour hier angekommen waeren, haetten wir uns pudelwohl gefuehlt und viele der angebotenen Touren gebucht. Aber die Reise mit dem Wohnmobil veraendert. Die hier verbreitete Stimmung passt momentan nicht zu uns. Wir wollen in die schoensten Ecken der Langschaft fahren, wo wenige Touristen sind. Wenn die Strasse nur mit 4x4 zu befahren ist sind wir richtig. Wir wollen unser Lager in der Natur aufschlagen und Vogelgezwitscher hoeren...wir brauchen keine organisierte Tour zu den Thermen. Nach dem Besuch des Supermarktes fluechten wir an den Lago Caburgua, wo wir abseits der Touristenscharen uebernachten.


Am naechsten Morgen besuchen wir den Nationalpark Huerquehue. Der Park ist mit 12.500 ha Flaeche ein Kleinod unter den chilenischen Nationalparks. Am Eingang erklaert uns der Ranger, dass heute bei strahlendem Sonnenschein und wolkenlosen Himmel der perfekte Tag fuer die Wanderung zum Sendero San Sebastian sei. Von oben habe man eine spektakulaere Aussicht ueber 6 Seen und 9 Vulkane. Wir laufen 8 km und 1200 Hoehenmeter durch einen Araukarienwald mit Bambus im Unterholz auf einem stetig ansteigenden Pfad. Oben angekommen ist die Aussicht wie versprochen spektakulaer.

























Auf dem Gipfel treffen wir Frank und Sharon, die wir schon seit unserem ersten Reisetag kennen. Die beiden Fruehaufsteher waren als erste auf dem Gipfel. Abends treffen wir uns mit ihnen am Lago Caburgua.

 Laut Wetterbericht soll das Wetter noch bis Dienstag schoen bleiben. Daher muessen wir schnellstmoeglich in den Nationalpark Conquillio. Der Park ist sehr beliebt bei den Chilenen und kann im Sommer so voll werden, dass er fuer weitere Besucher geschlossen werden muss. Jetzt, bereits 4 Tage nach der Hauptsaison, wird er nicht mehr von oeffentlichen Verkehrsmitteln angefahren und ist daher fast verlassen. Auf der Fahrt dorthin geht’s nochmal durch Pucon, wo uns Jenni, Soeren und Greta vor den Bus springen, Ueberraschung. Wir verabreden uns im Park und wollen zusammen dort wandern gehen.

 



Am spaeten Abend kommen wir im Park an und sind ueberwaeltig von der rauen Vulkanlandschaft. Die Strasse fuehrt zwischen dem zuletzt im Jahr 2008 aktiven Vulkan Llaima und der schneebedeckten Sierra Nevada in den Park. Den Weg, den die Lava damals gewaehlt hatte kann man gut erkennen. Durch den Ausbruch veraenderte sich die Landschaft im suedoestlichen Teil des Parks gaenzlich. Auf der einen Seite verschwanden Seen unter der Lava und auf der anderen Seite schnitt die Lava Fluesse ab, die sich in Lagunen verwandelten. Die Farben leuchten kontrastreich.


Laguna Verde






Laguna Arcoiris





Den ersten Abend verbringen wir am Strand der Laguna Conquillio, wo wir am naechsten Morgen freundlich von den Rangern auf den Parkverbot hingewiesen werden. Uebernachtungen gibt es nur auf dem Campingplatz. Wir machen noch ein paar Bilder vom aufsteigenden Nebel ueber dem See und fahren durch den nebeligen Araukanienwald zum Beginn der Wanderung „Mirador Sierra Nevada“. Gerade geparkt kommen Soeren, Jenni und Greta auch dort an.












Blick auf den Llaima

In Serpentinen geht’s durch den Suedbuchen- und Bambuswald bergauf auf einen Kamm. Nun ist der Wald von den mit Flechten ueberwachsenen Staemmen der Araukanien gepraegt. Vom ersten Aussichtspunkt hat man einen wunderschoenen Blick auf die Laguna Conquillio und vom letzten lacht uns der Llaima an.













  

Der 3125 m hohe Llaima kann vom Park aus bestiegen werden: 2000 Hoehenmeter auf 8 Kilometern in angegebenen 8 Stunden bis zum Kraterrand und dann wieder zurueck. Wir entscheiden uns dagegen. Dann treffen wir auf Bergsteigergenosse Soeren, der schon ganz gerne hoch will: „Sebastian, das machen wir morgen mal“. Sebastian hat zwar seine Zweifel, ob er das schafft, aber nein sagen geht auch nicht. Den Abend verbringen wir auf dem Parkplatz mit Blick auf den Llaima. Am spaeten Abend fahren wir dann zusammen bis zur Laguna Captren, von wo aus die beiden morgen frueh um 7h starten wollen. Der Weg hat es in sich und das Schild: Ab hier nur noch mit 4x4 befahrbar“ wurde nicht ohne Grund aufgestellt. Schon hinter der naechsten Kurve bleibt Soeren haengen und wir packen die Abschleppseile aus. Der arme Bus hat auch zu kaempfen, aber er schafft es schliesslich das gleichschwere Wohnmobil den Berg hochzuziehen.

 Der Parkplatz an der Laguna Captren ist mehr als idyllisch. Morgens ist die Wiese gefroren und ueber dem See steigt der Nebel auf. Das Thermometer zeigt 1 Grad und die Jungs brechen auf. Jenni, Greta und Britta verbringen den Tag am See.













Gegen 18h, also nach 11 Stunden, erreichen Sebastian und Soeren abgekaempft unsere Autos. Man sieht ihnen die Anstrengung an, aber beide haben ein Laecheln auf ihrem verstaubten Gesicht. 7 Stunden haben sie fuer den Auftsieg gebraucht. Der erste Haelfte des Weges durch ein Lavafeld war einfach zu gehen, nicht zu steil und nach drei Stunden schon erledigt. Ab da warteten 45° Steigung, loses spitzes Vulkangeroell, das ein Vorankommen stellenweise fast unmoeglich machte. Indem sie sich festere Steine zum Auftreten suchten, konnten manche Passagen ueberwunden werden. Ansonsten: zwei Schritte muehsam nach oben und eineinhalb wieder runter gerutscht. So ging es bis zum Gipfel. Dort standen sie bei wolkenlosem Himmel auf Augenhoehe mit den kreisenden Kondoren. Zwischen den Steinen stieg heisser Dampf auf und die Steine konnten nur auf der Oberseite abgepackt werden. Die untere Seite war gluehend heiss.





























 Dann folgte der Abstieg. Das erste Stueck vom Gipfel, das muehselige zwei Stunden Aufstieg gekostet hatte, dauerte nur 15 Minuten. Aehnlich einer Skifahrt, rutschten sie das Geroellfeld auf den Schuhen runter....das war auch mit Stuerzen verbunden: blaues Knie, Schuerfwunden an Handgelenken und Armen, Hose irreparabel kaputt...aber ein unvergesslich schoenes Erlebnis. Am Abend stellten sie anhand der gesehenen Vulkane fest, dass sie mindestens einen 180 Kilometer weiten Rundumblick vom Gipfel des Llaima hatten.

 
27.02.2017 – 01.03.2017
Termas Geometricas, Villarica Nationalpark und Los Pozones

 Ein paar Stunden spaeter als geplant verlassen wir Valdivia. Bei Francisco haben wir uns sehr wohl gefuehlt, interessante Gespraeche ueber Land und Leute gefuehrt und dabei unsere Spanischkentnisse verbessert.

  Wir drehen noch eine kurze Runde durch die Stadt.











Von hier aus wollen wir zu den Termas Geometricas. Die vorbeiziehende Landschaft laesst unsere Herzen hoeher schlagen. Endlos scheinenden Araukanien- und Suedbuchenwaelder und immer wieder sieht man zwischen den Baeumen den ueber allem thronenden Villarica Vulkan.



Ab Conaripe sind es nur noch 17 km bis zu den Termas, wir brauchen dafuer eine Stunde mit Allrad und erreichen die Thermenanlage um 20.15h (geoeffnet ist sie bis 23h - uns wurde ein abendlicher Besuch empfohlen). Der Eintritt ist mit 30 EUR happig. Dafuer muss uns nun schon einiges geboten werden.

  Kaum hinter dem Kassenhaeuschen macht schon der erste Eindruck den hohen Eintritt wieder wett. Orientiert an japanischen Vorbildern schuf der chilenische Architekt German del Sol hier ein Meisterwerk der Thermenwelt. Er wollte, dass die Chilenen ihre schroffe Landschaft nicht nur vom Anschauen kennen lernen, sondern diese wirklich erleben. Als er erfuhr, dass auf einer Farm neben dem Nationalpark Villarica sechzig natuerliche Heisswasserquellen entdeckt worden waren, machte er sich sofort auf den Weg. Seit Jahrtausenden schon heizt der Villarica Vulkan hier das Wasser auf, das ueber Erdspalten und unterirdische Flusslaeufe an die Oberflaeche gespuelt wird. Er pachtete die Farm und begann, die heissen Quellen auf eigene Faust zu erkunden. Er saeuberte die gesamte Flussboeschung von abgestorbenen Bueschen und Baeumen und legte die Pools an. Ueber rot angestrichene Suedbuchen-Stege verbindete er die Pools. Der Steg fuehrt auch zu den Umkleidekabinen, die ebenfalls aus Suedbuchenholz bestehen und sich perfekt in die Natur eingliedern. Die Suedbuche ist ein zaeher immergruener Baum, der in den umliegenden Waeldern waechst.

 





Uns fehlen die Worte: Riesenfarne und Nalca-Pflanzen wachsen entlang des Stegs, der im Zickzack- Muster eine tiefe, atemberaubende, gruen bewachsene Schlucht durchzieht. Unter den Stegen verlaufen Wasserrinnen aus Holz. Ueber sie wird das Wasser, das mit einer Temperatur von 65 bis 85 Grad Celsius aus dem Boden austritt, in die 17 heissen Natursteinbecken der Therme geleitet.

 

Wir gehen in eins der ersten Becken, aber Britta will mehr sehen. Was kommt hinter der naechsten Ecke, wie sieht der naechste Pool aus...? Erkundungstour ueber den roten Steg mit der Kamera bewaffnet. Schritt fuer Schritt geht es tiefer in die Schlucht, vorbei an dampfenden Becken, eins schoener als das andere. Mittendrin stuerzt ein Wasserfall aus dem Dschungel, unter dem sich ganz mutige Gaeste eine Abkuehlung goennen koennen (Ausser Sebastian steht in unseren 2,5 Stunden Aufenthalt keiner unter dem Wasserfall). Mittlerweile ist es dunkel und der rote Holzsteg ist mit LEDs romantisch beleuchtet (vermutlich das einzige nicht natuerliche Material, dass hier verarbeitet wurde). Der austretende heisse Dampf zusammen mit dem kalten Wasser, das von den Riesenfarnen in die Becken tropfen ist einzigartig. Britta und Sebastian im Wunderland – oder aus welchem Maerchen entstammt dieses Szenario?

 »Die Heisswasserbecken erlauben es, die gute Seite der voller Ueberraschungen steckenden Natur zu geniessen, aber auch schon bekannte Dinge mit neuen Augen zu sehen«, meint del Sol. »Ich habe hier nichts hinzugefuegt. Die Termas Geometricas sind ein Ensemble von Einzelelementen, die sich wohl schon seit tausend Jahren in dieser Gegend befanden. Nur hat sie bisher noch niemand zusammengefuegt.«


 Am naechsten Morgen wollen wir den Villarica Nationalpark durchfahren – manche unserer Karten kennen die Strasse nicht, andere zeigen nur eine gestrichelte Linie. Wir fragen im Dorf einen Einwohner, ob es die Strasse gibt. Gegenfrage:

- „Es 4x4?“
-“Si“
-“Ruta es superbueno“

Und dabei lesen wir in seinem Gesicht: Mit dem Auto werdet ihr auf der Strasse viel Spass haben.

Wir haben die „Einladung“ verstanden und machen uns auf den Weg.

Am Eingang des Parks erklaeren wir unser Vorhaben und die Rangerin raet uns eindringlich davon ab, weil die Strasse superschlecht sei. Wir einigen uns mit ihr darauf, dass wir es versuchen und umkehren wenn wir kein Weiterkommen mehr sehen. Wir durchqueren den am schwersten zugaenglichen Teil des Parks – wunderschoene Araukanien und die Strasse...die macht wirklich Spass. Der Bus muss arbeiten, aber an seine Leistungsgrenze kommt er noch lange nicht. Nach 40 Kilometer durch den Wald auf einer engen teils abschuessigen oder weggebrochenen Strasse, ueber Bruecken, vielen engen Kurven und vielen getreiften Aesten kommen wir am Ausgang an. Wir haben beide ein Schmunzeln auf dem Gesicht – ja es hat uns Spass gemacht, „Superbueno“ - ist aber nichts fuer schwache Nerven. 

    







  
maennliche und weibliche Araukanie









Wir erreichen die Asphaltstrasse und fahren nach Curerrahue, ein Mapuchedorf, wo man die Kueche der Ureinwohner probieren kann. Das Restaurant ist leider geschlossen, das Mapuche-Museum ebenfalls und am naechsten Tag ist auch noch alles dicht. Schade. Als wir weiterfahren wollen, kreuzen die Pummels unseren Weg und wir verabreden uns mit ihnen an dem regnerischen Tag zu einem Thermenbesuch in Los Pozones. Die Thermenanlage besteht aus 7 natuerlichen Pools, die sich ebenfalls schoen in die Natur einfuegen. Das Wasser des ersten Pools ist angenehm war, die anderen sind uns zu kalt. Es gefaellt uns und es ist sicherlich eine schoene Aktivitaet an einem verregneten Tag, aber die Anlage kann den Wettbewerb mit den Termas Geometricas nicht gewinnen.




24.02. - 27.02.2017
Valdivia

 

Auf der Weiterfahrt beschliessen wir spontan eine Nacht in Valdivia zu verbringen. Aus der geplanten einen Nacht werden am Ende drei Naechte, weil es uns hier so gut gefaellt.

Wir machen es uns auf dem Anwesen von Francisco, dem Naturfotograf und seiner Frau Rosamaria, der Hundefrisoerin gemuetlich. Die beiden wohnen etwas ausserhalb der Stadt ganz idyllisch im Wald mit ihren zwei Toechten und zwei sehr kuscheligen Hunden.

Zufaelligerweise ist am naechsten Tag die Noche valdiviana – das Highlight des Jahres und gleichzeitig das Sommerabschlussfest der Stadt. Am Flussufer hat sich ein riesiger Markt ausgebreitet, auf dem an jedem zweiten Stand Schaumspruehdosen und Konfetti vekauft werden. Was haben sie damit vor? Dazwischen zeigen Artisten was sie koennen, auf dem Fluss faehrt eine Bigband, um Stimmung zu machen, es wird viel gegrillt und die viele Menschen freuen sich auf die Praesentation der Schiffe. 40 Teilnehmer fahren mit ihren fantasievoll gebastelten und beleuchteten Schiffen den Fluss hoch und runter und eine Jury vergibt Punkte. Es erinnert ein wenig an Fastnacht zuhause, nur ohne Bonbons. Gekroent wird der Abend mit einem Feuerwerk. Anschliessend laufen wir durch die Stadt, die sich in der Zwischenzeit in einen riesige Schaumparty verwandelt hat. Keiner wird geschont, alle spruehen was das Zeug haelt und werfen mit Konfetti um sich. Das Zeug ist nass und klebt, aus Angst um die Kamera fluechten wir in den naechsten Bus nach Hause. 




















Das Schiff der Brauerei Kunstmann, mit einer bayrischen Blaskappelle und die Tanzgruppe legt den Zillertaler Hochzeitsmarsch aufs Parkett





Am Sonntag um 11h sehen wir eine partielle Sonnenfinsternis.



Anschliessend besuchen wir den Fischmarkt, ebenfalls eine Attraktion, da Seeloewen und Voegel dort mit den Fischabfaellen von den Verkaeufern gefuettert werden.







Am Nachmittag schauen wir uns das historische Museum und das Naturkundemuseum an. Wir erfahren viel ueber die deutschen Auswanderer, die die Region ab 1846 besiedelten. Dies verhalf der Stadt zu Bevölkerungswachstum und Wirtschaftsaufschwung. Es entstanden die erste Brauerei Chiles, das erste Stahlwerk, Waggonbauindustrie, Holzverarbeitungs- und Lederwarenbetriebe sowie Werften. 













Am 22. Mai 1960 wurde die Stadt vom bisher stärksten gemessenen Erdbeben der Welt und von einem Tsunami getroffen. Das Beben hatte eine Stärke von 9,5. 40 % der Gebäude der Stadt wurden zerstört und die Erde sackte stellenweise um bis zu zwei Meter ab. Wo frueher Weiden fuer Kuehe waren befindet sich heute ein riesiges Sumpfgebiet und ein Paradies fuer Voegel. 

 18.02. - 24.02.2017
von Puerto Montt auf den Vulkan Puyehue

Wir haben Chiloe verlassen aber der Regen heftet sich an unsere Fuesse. Bei dem schlechten Wetter verbringen wir das Wochenende in Puerto Varas, da wir in einer empfohlenen Werkstatt in Puerto Montt am Montag einen Termin in der Werkstatt haben. Eigentlich soll Puerto Varas sehr schoen sein, mit einem fabelhaften Blick auf den See, dem Vulkan Osorno...aber das bleibt uns alles „erspart“. Wir sehen Nebel ueber dem See und sitzen bei Regen im Cafe mit gesalzenen Preisen oder im Bus. Der Wetterbericht haelt auch fuer die naechsten Tage nichts Gutes bereit. Der Nationalpark ist zur Zeit gesperrt – die Wege sind nicht passierbar.

Am Montag fahren wir zurueck nach Puerto Montt. Der Bus bekommt neue Bremsen und wir lassen die Spur einstellen. Nach einer Probefahrt findet Sebastian die Bremsen zu weich und die Jungs duerfen nochmal ran. Am Ende waren wir sechs Stunden in der Werkstatt, im Buero sitzend auf einer schwarzen Ledercouch mit Internet und durch die Glasscheibe haben wir die Monteure beobachtet, die hoechstens zwei Stunden geschraubt haben. Den Rest der Zeit verbrachten sie mit What's App und Pause. Aber die Arbeit ist ordentlich gemacht worden und das war uns wichtig.

Wir fahren weiter Richtung Nordosten in den Nationalpark Puyehue, der an der argentinischen Grenze liegt. Spontan entscheiden wir uns dazu endlich mal unser nigelnagelneues Zelt bei einer Vulkanbesteigung auszuprobieren. Nach einer herrlich geruhsamen Nacht im Park bei der Rangerstation, wo wir netterweise kostenlos stehen durften, fahren wir nach El Caulle. Hier beginnt der anstrengende Aufstieg auf den Vulkan Puyehue. In vier Stunden erklimmen wir die steilen Serpentinen durch den feucht-warmen Suedbuchenwald. Nach1050 Hoehenmeter erreichen wir das Refugio, wo wir uebernachten wollen. Spaeter gesellen sich noch zwei Chilenen und vier Franzosen hinzu.













Am naechsten Morgen geht es weitere 900 Hoehenmeter auf den Vulkan. Am Anfang laeuft es ganz locker, aber das letzte Drittel hat es in sich: Geroell und Asche und 40% Hangneigung, d.h. zweite Schritte nach oben und einen wieder runter. Dazu pralle Sonne und kein Schatten. Aber wir schaffen es auf den 2236 m hohen Gipfel des Kraters und der Blick ueber den Kraternrand mit 2,5 km Durchmesser und die dahinter liegenden Andenkette entschaedigt fuer die schon fast vergessenen Strapazen.

















Der Vulkankomplex Puyehue-Cordón Caulle besteht aus den Einzelvulkanen Puyehue, Cordón Caulle sowie der Carrán-Los Venados-Gruppe mit ca. 70 Kratern. Der Puyehue selbst gilt noch als aktiver Vulkan, aber es wurde noch nie ein Ausbruch verzeichnet. Der jüngste Ausbruch des Vulkans im Bereich des Cordón Caulle begann am 4. Juni 2011. Es wurde eine bis zu zehn Kilometer hohe Aschesäule beobachtet. Am 5. Juni erschütterten heftige Eruptionen die umliegenden Gebiete und ein kilometerlanger Graben tat sich in der Erdkruste auf. Weiterhin waren große Lava-Auswürfe deutlich sichtbar und die Aschewolke wuchs stetig an. Es kam zu weltweiten Flugausfaellen, Ernteausfaellen in Chile und Argentinien....
 

Wir verbringen den halben Nachmittag auf dem Kraterrand sitzend. Es ist sooo schoen! 











Am Nachmittag steigen wir ins Refugio ab, geniessen den Abend am Lagerfeuer mit einem schoenen Sonnenuntergang, bevor wir am naechsten Morgen ins Tal zurueck gehen.




07.02. - 18.02.2017
Chiloe (Siehe gesonderter Abschnitt)


04.02. - 06.02.2017
Pumalin Nationalpark

 

Nach einer Uebernachtung in Puerto Cardenas fahren wir nach Chaiten und geben unsere Waesche in der Waescherei ab. Die Frau erklaert uns, dass sie am Sonntag Nacht in Urlaub fahre und wir die Waesche am Sonntag Mittag abholen muessen. Ok, verstanden. Zeit genug fuer den Pumalin Nationalpark. Der Park wurde von Doug Tompkins, dem Mitinhaber der Firmen Esprit und Northface gegruendet und ist mit 2889 km² einer der groessten privaten Naturschutzgebiete der Welt. Tompkins starb im Dezember 2015 an Unterkuehlung nach einem Kanuunfall bei den Marmorgrotten. Wir fahren in den suedlichen Teil, wo man auf dem vermutlich schoensten Campingplatz Chiles uebernachten kann. Am Eingang des Parks leiten leuchtende aber gemaehte Gruenflaechen immer weiter in den Wald. Unterwegs machen wir noch eine kleinere ausgeschilderte Wanderung bevor wir nach einer nevernaufreibenden Strecke von 10 Kilometern durch Wald den Campingplatz erreichen. Die Strasse schlaengelt sich Kurve fuer Kurve nach oben, dann wieder eine Senke mit sehr steilen kurzen Anstiegen. Die Strasse ist nicht ohne Grund nur fuer 4x4 Fahrzeuge zugelassen. Manchmal ist die Strasse nicht viel breiter als unser Auto. Unsere Fahrzeughoehe von 3 Metern und die teilweise tunnelartig wachsenden Baeume kollidieren fast. Entgegenkommende Fahrzeuge sieht man durch die engen Kurven erst im letzten Moment. Da wir immer der groesser sind muessen wir zum Glueck nie rueckwaerts eine Ausweichbucht aufsuchen.















Der Campingplatz besteht aus kleinere geschotterten Buchten mit angrenzenden Gartenlauben. Eine riesige gemaehte Wiese und ein atemberaubender Blick auf den Gletscher Michinmahuida. In einer Bucht treffen wir Hilu, Sigo, Bruno und Nese wieder. Wir verbringen einen schoenen Abend auf der Wiese mit unzaehligen Versuchen die Kolibris mit der Kamera einzufangen.



 

Am naechsten Morgen brechen Bruno, Nese und wir frueh auf, um die 10 Kilometer zum Gletscher zu wandern. Die Strecke ist ueberwiegend flach, aber dennoch sehr abwechslungsreich, weisser Sand, wuestenartig, dann eine kleine Berg- und Talbahn durch den Regenwald, schwarzer Sand, Flussueberquerungen und dann noch ein Geroellfeld kurz vor dem Gletscher. Wir kommen bis ans Eis ... tolle Formationen. Wir trinken Matetee mit uraltem Gletschereis gekuehlt. Gerne wuerden wir laenger bleben, aber die Waescherei ruft. In Windeseile rennen wir die 10 Kilometer zurueck, der Magen haengt fast auf den Boden und zum Kochen haben wir keine Zeit. Am Campingplatz angekommen steht Hilu in der Gartenlaube und hat fuer alle Wanderer Erbseneintopf mit deutschen Fleischwuerstchen gemacht. Vielen Dank – da sagen wir nicht nein – und er schmeckt wie zuhause.
















mit Nese, Bruno und Kate aus Hongkong

Gut gestaerkt fahren wir die ereignisreiche Strecke zurueck durch den Wald. Diesmal hatte ein Nicht-Allradfahrzeug sich an der Strecke versucht....manchmal haben die Schilder schon ihren Sinn...er blieb in einer der Anstiege haengen. Ein Abschleppen war aufgrund der Kurven und des abschuessigen Gelaendes nicht moeglich. Daher drueckten die anderen Fahrer das Auto den Berg runter in die Senke an die Seite. Hier blieb er erst mal stehen und wir fuhren schnell vorbei. Ob er immer noch da steht?

Kurz vor 17h kamen wir bei der Waescherei an. Nach unserem Verstaendnis Nachmittag aber nach chilenischem Verstaendnis ist das anscheinende schon Nacht. Das Haus ist verlassen und die Nachbarin erklaert uns, dass die Frau in Urlaub gefahren sei. Wunderbar. Wir nehmen uebermorgen die Faehre nach Chiloe und kommen nicht hierher zurueck. Von vorbeikommenden Chilenen lassen wir die Frau anrufen, die lustig munter erklaert, dass sie in einer Woche wieder da sei. Warum hat sie die Waesche nicht beim Nachbarn abgegeben und einen Zettel fuer uns ans Tor gehangen? Warum faehrt sie frueher als vereinbart, wenn sie doch weiss, dass wir die Sachen brauchen? Vermutlich macht es keinen Sinn darueber nachzudenken. Der Chilene ruft nochmal an und erklaert ihr, dass wir nicht mehr hierher kommen werden. Ende vom Lied: Sie kehrt nochmal um und steht abends um 21h wieder vor der Tuer. Wir bekommen unsere Sachen und nun kann sie erneut in ihren Urlaub starten.

Den Abend verbringen wir am Strand Santa Barbara. Morgens springen die Seeloewen vor uns im Wasser. Herrlich!






Von hier fahren wir in den naechsten Abschnitt vom Pumalin-Park und wandern den Rundweg Los Alerces.

"Wer den chilenischen Wald nicht kennt, kennt diesen Planeten nicht." schrieb Pablo Neruda. Gemeint hat er damit den kalten Nebelregenwald im Süden Chiles. Einst vor Millionen Jahren im Tertiär entstanden, überdauerte er in dem mediterranen Klima selbst die Eiszeiten und gilt heute als der artenreichste Wald der Welt und der einzige verbliebene kalte Regenwald der südlichen Hemisphäre.

Alercen sind Zypressen, die bis zu 50 Meter hoch sind und bis zu 5 Meter Durchmesser haben. Sie sind verwandt mit dem kalifornischen Redwood und eine der aeltesten und langlebigsten Baeume der Welt; der aelteste Baum wird auf 3600 Jahre geschaetzt. Alercen 
wachsen nur auf diesem Breitengrad in einem Umkreis von 250 Kilometern. Frueher wurden sie zum Bootsbau verwendet, heute stehen sie unter Naturschutz. In Chile sieht man die Baeume aus naechster Naehe nur auf diesem Weg. Wir sitzen sprachlos im Angesicht dieser Riesen.















Von hier geht’s zum Vulkan Chaiten. Beim letzten Ausbruch 2008 spuckte der Chaiten eine 20 Kilometer hohe Aschesaeule aus. Der Ausbruch zog sich ueber einen Monat hin und eine Explosion folgte auf die andere. Die 4000 Einwohner im gleichnamigen Ort wurden evakuiert, es kam zu Ueberschwemmungen, Strassenschaeden und viele der Haeuser wurden unbewohnbar. Nach dem Ausbruch bauten die Einwohner die Haueser neu auf. Den Kraterrand erreicht man nach einem anstrengenden 2,5 km langen Aufstieg mit 700 Hoehenmetern mit einem zum Ende hin sehr rutschigem Gemisch aus Geroell und Asche. Von der Schoenheit des Vulkans laesst sich waehrend des Aufstiegs nichts erahnen, erst beim letzten Schritt auf die Kuppe sieht man den Krater mit seinen drei Kilometern Durchmesser unter sich. Der Vulkan qualmt unentwegt, auch aus den Seitenwaenden raucht es. Auf dem Weg, den sich die Lava beim letzten Ausbruch 2008 gesucht hat entstanden zwei Seen, einer mit warmem Wasser und einer mit kaltem. Die von der Macht des Vulkans geformte Landschaft ist beeindruckend. Wir brechen einen der glitzernden Lavasteine auf … es riecht nach geraeucherten Wuerstchen :-) Vom letzten Aubruch zeugen die mit Asche bedeckten Berghaenge und die abgestorbenen Baeume. Kleinere Pflanzen und Blumen haben sich schon laengst wieder erholt. Sollte er irgendwann nochmal ausbrechen ist die Natur ihm wieder gnadenlos ausgeliefert. 
























Den Abend verbirngen wir wieder am Strand Santa Barbara bevor es am naechsten Morgen mit der Faehre nach Chiloe geht.





 
26.01. - 03.02.2017

Rio Tranquilo, Coyhaique, Termas de Ventisquero, Park Queulat und Raul Marin Balmaceda
 

In den letzten Tagen war die Fahrt eindeutig das Ziel. Die Landschaft ist atemberaubend schoen.
Wir kommen an einer Flussmuendung vorbei, in der ein grauer und ein hellblauer Fluss zusammenfliessen.





Die Landschaft rund um Coyhaique erinnert uns an’s Allgaeu. Wir wandern ein paar Kilometer im Park Monumental Natural dos Lagunas. Wir besuchen in Coyhaique die Expo Patagonia und kaufen Ziegenkaese und Ohrringe aus Pferdehaar.

















Dann geht’s nach Puerto Aysen. Die Strecke wurde einmal zur schoensten Strasse Chiles gewaehlt. Naja, die Strecke ist nicht schlecht, aber wir haben schon schoenere Abschnitte gesehen.







Die Carretera Austral fuehrt durch einen Regenwald, angeblich sechs mal dichter bewachsen als der Amazonas. In manchen Abschnitten ist die Strasse schlecht, matschig und die Fahrt hat etwas pionierhaftes an sich. Dann erreicht man Abschnitte, die gerade fuer den Tourismus der Zukunft zweispurig ausgebaut werden und ab und zu kommen ein paar asphaltierte Stellen (Urlaub fuer unseren Bus). Am besten gefallen uns die urspruenglicheren Abschnitte, dann wenn der Bus sich im Gelaendegang mit eingeschaltetem Allrad Serpentine fuer Serpentine nach oben „quaelt“. So unwirklich und so schoen. 










An einem sehr regnerischen Tag fahren wir bis zu den Termas de Ventisquero, wo wir in 40 Grad heissem Wasser sitzen und den kalten Regen auf uns prasseln lassen. Der Blick ist auf den Fjord gerichtet, wo sich ein Delfin direkt vor unserem Pool vergnuegt.






Am naechsten Tag haben wir den gewuenschten blauen Himmel und fahren zurueck zum Queulat Nationalpark. 170 Kilometer der Carrerta Austral fuehren durch diesen Park, einer der regenreichsten Gebiete Chiles, dementsprechend wild ist die Vegetation. Es ist schwierig die wenigen Wanderwege vor dem Zuwachsen zu bewahren. Wir wandern den matschigen Weg durch den Regenwald zum Mirador Ventisquero Colgante (Hängegletscher), ein Weg der sich alleine wegen der Geraeuschkulisse der Voegel lohnt.





















Ab La Junta nehmen wir die Strasse Richtung Westen nach Raul Marin Balmaceda. Nur wenige Touristen verschlaegt es hieher, dabei laedt die neu geschotterte Strasse zu einem Besuch ein. Der Strassenrand ist gesaeumt mit Nalca-Pflanzen, der parallel laufende Fluss Palena ist kraeftig tuerkis bis petrol-farben und nach 65 Kilometern erreichen wir die Faehre, die uns kostenlos auf die Halbinsel bringt. Raul Marin Balmaceda wurde 1889 gegruendet und ist heute immer noch naturbelassen. Hier leben ca 350 Menschen, den Nachbarn sieht man nicht, denn die Haeuser haben sich regelrecht in die Natur integriert. Es gibt nur Sandstrassen, die viele Einwohner barfuss nutzen. Wir suchen einen schoenen Stellplatz in den Duenen und warten erfolglos auf die Delfine im Sonnenuntergang. Vielleicht klappt es an einem anderen Tag. 











Am naechsten Morgen leihen wir ein Doppelkajak aus und erkunden die Landschaft vom Wasser aus. Erstaunlich wie anders die Perspektive ist. Der Fjord ist einem Spiegel aehnlich und vor dem Kajak tauchen ueberraschend Seeloewen und Magellan-Pinguine auf. Vermutlich fruehstuecken sie hier die Fische, die gerade von der Flut in die Bucht getrieben werden. Kormorane begleiten uns bei der Tour, wir sehen Kingfisher und Reiher. 













Der Regenwald macht seinem Namen wirklich alle Ehre. Den Nachmittag, Abend und die Nacht verbringen wir abwechselnd im Restaurant oder im Bus, denn es regnet, regnet und regnet. Zum Glueck soviel, dass am naechsten Morgen kein Regen mehr da ist, der uns bei der Wanderung durch den Regenwald stoeren koennte. Und die Wanderung lohnt sich. Wir koennen drei Spechte beobachten, wie sie sich auf der Suche nach Nahrung die Koepfe „einschlagen“ - eine anstrengende Art der Futtersuche. Verlaesst man den Regenwald steht man in den weissen Duenen, die zum schwarzen Sandstrand fuehren. Dort sehen wir wieder Delfine.










Den Geier stoeren wir beim Verspeisen des toten Seeloewen




Kingfisher kurz vor dem Angriff

Den Inselaufenthalt beenden wir mit einem leckeren Fischgericht im einzigen Restaurant des Dorfes und dann geht’s wieder zurueck, die Carretera Austral ruft. 



 22.01. - 25.01.2017
Chile Chico, Rodeo, das Mondtal, die Marmorgrotten und Valle Exploradores
 
Nur vier Tage – und ein Highlight jagt das naechste.

Wir sind wieder in Chile. Die Grenzkontrolle war nett. Neben der Suche nach Obst und Gemuese gab es auch noch eine Spanischlektion durch den Grenzbeamten: Thank you, but it`s „un momento“ not „uno momento“. Wir erreichen Chile Chico und decken uns mit Obst und Gemuese ein und dann finden wir einen schoenen Stellplatz am Ufer des Sees Lago Carrera. Hier hast Sebastian Zeit die Reifen zu tauschen, denn der Reifen vorne links ist innen stark abgefahren. Entweder ist die Spur verstellt oder durch das Gegenlenken bei starkem Seitenwind wird der Reifen zu stark abgenutzt.

 

Morgens wachen wir auf und auf dem Platz wird gerade eine Kanuveranstaltung aufgebaut. Als die Techniker die Musikanlage vor unserem Kuechenfenster aufstellen wird es Zeit zu fahren. Die Strecke ist malerisch, karge Felslandschaft und im Hintergrund die schneebedeckten Gipfel der Anden. Nach 25 Kilometern sollten wir eigentlich am ersten Ziel sein, aber da ist nichts. Dann stellen wir fest, das wir die falsche Strasse genommen haben und dabei gibt es nur zwei, wobei die richtige nicht auf unserer Karte verzeichnet ist. Also nochmal die malerische Strecke bis Chile Chico zurueck und nachfragen. Im Ort sehen wir den Eingang zum Rodeo-platz, wo heute eine Veranstaltung stattfindet. Also nichts wie rein. Rodeo ist nach Fussball der Nationalsport Nr.2. Hinter dem chilenischen Rodeo verbirgt sich nicht das uebliche Zureiten eines Tieres oder das Einfangen mit Lassos. In einer halbmondfoermigen Arena treiben jeweils zwei Huasos (chilenischer Cowboy) zu Pferd einen Jungbullen an eine markierte und gepolsterte Bande. Dort muss das Tier ohne Lasso oder Peitsche zum Stehen gebracht werden. In der Mitte der Buehne sitzt der Richter, der bei Fehlern Minuspunkte vergibt und bei viel Geschick Pluspunkte. Insgesamt treten 15 Teams an. Nach vier Runden in der Arena ist ein Reiter-Team fertig, erhaelt eine Gesamtpunktzahl und dem Bullen wird der Ausgang geoeffnet. Anders als beim Stierkampf, der hier 1822 verboten wurde, geht das Rodeo unblutig ueber die Buehne, allerdings scheinen die Jungbullen nicht besonders gluecklich ueber die Hetzjagd zu sein. Wie von Todesangst getrieben versuchen sie den Ausgang der Arena zu finden.





Die Reiter ueben vor dem Rodeo nochmal das seitliche Galoppieren


Die Kleidung des Huasos besteht aus einem Hemd,
dem kurzen andalusischen Jaeckchen,
einem gemusterten Poncho und einem breitkrempigen Hut.



 

Die Stiefel stecken in Steigbuegeln, die einem hollaendischen Holzschuh aehneln. Die Ledergamaschen mit den extragrossen Sporen gibt es nur in Chile. Angeblich beruehren die Huasos das Pferd nur ganz leicht damit. Hoffentlich!










Dann finden wir die richtige Strasse, die uns zu der Cueva de las manos (Hoehle der Haende) bringen soll. Nach 25 Kilometern erreichen wir das entsprechende Schild. Der Rundwanderweg von knapp 8 Kilometern geht durch einen Canyon vorbei an der Piedra Clavada zur Cueva de las manos und endet im Mondtal. Die Wanderung ist einzigartig schoen und wir sind froh, dass wir nochmal zurueck gefahren sind.




Piedra clavada – 40 Meter hoch und vom Wind erodiert




Die Malereien stammen von den Tehuelche und sind ca 8000 Jahre alt.













Nach einer sehr geruhsamen Nacht auf dem Parkplatz bei den Hoehlen fahren wir zurueck nach Chile Chico. Hier treffen wir mal wieder einige Reisebekanntschaften, quatschen und Sebastian hilft Markus noch bei der Fehlersuche des nicht funktionierende Abblendlichts. Kaum haben wir Chile Chico verlassen ziehen sich dunkle Wolken ueber uns zusammen und von der Schoenheit der Strecke ist nichts mehr zu sehen. Die schneebedeckten Andengipfel verschwinden in den Wolken und die Schotter- Erdstrasse wird rutschig. Wir machen Mittagspause und fahren bei leichtem Regen weiter zu einem in unserer App eingetragenen Stellplatz, der windgeschuetzt ist. Der Platz ist idyllisch. Kurz nach uns kommen Edward aus Australien und Lauren aus Kanada, die mit einem mangelhaften Citroen unterwegs sind. Abends hatte es aufgehoert zu regnen und wir sitzen bei sternenklarem Himmel zusammen und kochen am Feuer.





Am naechsten Morgen koennte der Himmel nicht schoener sein. Wir fahren nochmal 10 km zurueck, denn es waere so schade, wenn man diese wahnsinnige Strecke nicht bei gutem Wetter gesehen haette – Britta ist so begeistert, sie koennte noch ein paar Mal hin und her fahren.

















  Aber weiter geht’s am Lago Gral Carrera vorbei in Richtung Suedwesten bis Bahia Mansa. Hier ist der Ausgangspunkt fuer die Fahrt zu den Marmorgrotten. Auf Empfehlung anderer Reisender muss man die Tour morgens bei Sonnenlicht machen. Da es nun schon spaeter Nachmittag ist wollten wir schnell fragen, wann das erste Boot faehrt und dann auf einen Stellplatz nach Rio Tranquilo weiterfahren. Der Zustand der Strasse zur Ablegestelle hielt uns davon ab. Die zwei Kilometer sind sehr steil, huegelig, wir setzen mit der Anhaengerkupplung auf und beten, dass uns niemand entgegen kommt. Noch zweifelt Britta, ob wir hier trotz Allrad wieder raus kommen. Also fragen wir was wir fragen wollten und bleiben dort am See stehen – der Stellplatz ist auch sehr schoen. Das Wasser laedt zum Schwimmen ein und Sebastian nutzt die Gelegenheit – es ist kalt, sehr kalt...aber wie kalt weiss er nicht. Am naechsten Tag erfaehrt er die Wassertemperatur: 7°C

 

 




Am Strassenrand kaufen wir bei einer Frau leckere Kirschen – gut
Spaeter in Bahia Mansa stehen Kirschbaeume und wir pfluecken einige – besser
Und dann kommt eine nette Chilenin zu uns und schenkt uns noch ein Kilogramm – am besten

Morgens nehmen wir das erste Boot zu den Marmorgrotten. Wir sind begeistert. Die Felsen die entweder vom Ufer in den See ragen oder mitten im Wasser liegen sind aus Marmor in unterschiedlichen Farben, blau, gelblich, weiss, braun... der Wasserpegel steigt im Winter um zwei Meter an, so dass die Felsen von unten pro Jahr um einen Zentimeter mehr ausgewaschen werden.



















Nach der Bootstour schafft unser Bus problemlos die Ausfahrt bis zur Hauptstrasse.

Wir entscheiden uns spontan dazu, ins Valle Exploradores zu fahren. Kaum verlassen wir Rio Tranquilo auf der neuen Schotterstrasse in Richtung Westen befinden wir uns in einem sehr regenreichen Abschnitt, was man deutlich an der Vegetation sehen kann: hohe Berge, undurchdringlicher Dschungel, man kaeme keine zweit Meter in den Wald hinein, ueber uns mal wieder die schneebedeckten Gipfel. Leider regnet es auch als wir unterwegs sind und so sehen wir nur einige der leuchtend blauen Gletscherzungen, die in den Felsen haengen. Das muss man unbedingt bei gutem Wetter sehen. Wir fahren 77 km bis ans Ende der Strasse. Hier ist Schluss – Sackgasse – aber es wird gerade eine Bruecke auf die andere Seite des Flusses gebaut. Anscheinend befindet sich die Region im Umbruch und man bereitet sich auf den zukuenftigen Tourismus vor.





Wir uebernachten in der Wildnis am Fluss und fahren am naechsten Morgen zum Mirador Glaciar Exploradores. Nach 500m steilen Anstiegs liegt der Gletscher vor uns. Eindrucksvoll!









Britta rutscht den Wald auf dem Canopy-Weg, mit Seilrutschen und Klettergurt, runter. Was ein Spass! 9 lange Seile sind quer durch die hohen Baeume gespannt und dazu kommt noch das Abseilen von einem 8 Meter und 15 Meter hohen Baum. Sebastian ist dafuer nicht zu begeistern.







Die Fahrt zurueck ist einfach nur super. Wie schon an vielen anderen Tagen ist hier der Weg das Ziel. Die Strecke ist ein einziges Highlight. Der Himmel ist ueberwiegend blau und links und rechts der Strasse auf den hohen Bergen haengen die Gletscherzungen zwischen den Felsen knapp oeberhalb der Baumgrenze. Sie verwandeln sich in Gebirgsbaeche, die tosend in die Tiefe stuerzen. Im undurchdringlichen immergruenen Wald sehen wir Kolibris, die sich an den einzigen bluehenden Pflanzen, Fuchsienbaeume, naehren.































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