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07.02. - 18.02.2017 Chiloe

Mit der bis Maerz ausgebuchten Faehre von Naviera Austral fahren wir morgens nach Chiloe. Die Ueberfahrt dauert vier Stunden und ist sehr ruhig.





Chiloe ist nach Feuerland die zweitgroesste Insel Chiles. Die 150.000 Einwohner leben hauptsaechlich vom Fischfang und vom Tourismus. Beruehmt ist Chiloe vor allen Dingen aufgrund seiner ueber 150 Holzkirchen, die groesstenteils im 17. und 18. Jahrhundert aus Zypressenholz gebaut wurden und seither staendig restauriert werden. Die einzigartigen Gotteshaeuser vereinen die europaeische Architektur mit chilotischen Bauelementen. Im Jahr 2000 erhob die Unesco 16 Holzkirchen zum Weltkulturerbe. Chiloe ist anders als Chile. Unterschiede gibt es vor allen Dingen in der Kueche und der Architektur. Hier werden die Haeuser mit Holzschindeln „tejulas“ verkleidet. Auch in der Mythologie zeigt Chiloe eine eigene Kultur. Auf den Maerkten kann man aus Holz geschnitzte Fantasiefiguren und Hexen kaufen. Die auf den Festen gesungenen Texte handeln vom wunderbaren Chiloe und von der Kultur der Chiloten. Es wurden auch inseleigene Taenze entwickelt. Lange pochten die Chiloten auf Unabhaengigkeit von Chile.

Unsere Faehre legt in Quellon, ganz im Sueden an.



Eigentlich wollten wir von hier aus in den privaten Nationalpark Tantauco, aber die Strasse dorthin soll sehr schlecht sein. Deshalb entscheiden wir uns in Richtung Norden zu fahren. Zuerst geht es zurueck nach Quellon. In einer Seitenstrasse entdecken wir das Auto von Soeren, Jenni und Greta....Eigentlich wollten sie nicht hierher sondern die Carretra Austral weiterfahren - umso groesser die Freude sie wiederzusehen. Ganz spontan haben sie sich umentschieden und direkt an der Anlegestelle in Raul Marin einen last-minute-Platz auf einer Faehre bekommen. Wir verabreden uns zum Grillen am Lago de Natri. In der Stadt finden wir dafuer frischen Lachs.


Sonnenuntergang in Trincao


Kilometer 0 der Panamericana am suedlichen Ende Chiloes

Am Lago de Natri ist es gemuetlich wenn man sich mit dem Dreck arrangiert hat, den die vorherigen Besucher mit Vorliebe am Strand liegen gelassen haben. Der Nachhaltigkeitsgedanke ist in Suedamerika noch nicht soweit fortgeschritten. Warum soll man die Dosen in den kleinen Muelleimer werfen, wenn der Strand dafuer soviel Platz bietet? 




Lachs mit lila Kartoffeln





Am naechsten Tag muss Soeren mal wieder was an seinem Wohnmobil basteln, entweder Reparaturmassnahmen oder Verbesserungen, und Sebastian hilft gerne mit seinem Werkzeug. Am Nachmittag fahren wir weiter nach Chonchi. Eigentlich wollen wir nur Fisch kaufen, aber den gibt es nur morgens. Die Kleinstadt gefaellt uns sehr gut, wir besuchen die Markthalle, hoeren der Band zu, trinken Kaffee und besuchen eine der beruehmten Unesco Holzkirchen.












San Carlos de Borromeo in Chonchi
Der Bau der Kirche wurde bereits in 1754 begonnen, mehrmals unterbrochen und erst 1859 vollendet.






Die naechsten zwei Tage und Naechte verbringen wir am Pazifikstrand und machen nichts ausser lesen, kochen und essen. Nach all den Highlights, die tagtaeglich von Feuerland bis zum Pumalin-Park auf uns gewartet haben, sind wir nun froh mal Urlaub vom Urlaub zu machen.












Nach der kurzen Entspannungsphase geht es zurueck nach Chonchi, wo wir das 31. Fiesta de Griolla besuchen. Die Einwohner haben eine grosse Buehne aufgebaut, auf der Folklorelieder- und taenze aufgefuehrt werden, dazu gibt es an mehr als 20 Essensstaenden (chilotische) Spezialitaeten wie Mote con Huesillo, Milcao, Chochoca und tolle Torten. Auf einem Sonderplatz wird demonstriert wie frueher Apfelsaft zubereitet wurde und ein Mann fertigt die typischen Holzschindeln an mit denen die Haeuser verkleidet sind.






Herstellung von Empanadas


Zur Herstellung von Chochoca wird gestampfter Kartoffelteig an Holzrollen gepappt,


dann ueber Feuer gegrillt,


abgerollt, mit magerem Schweinefleisch gefuellt und


gegessen  - lecker!






Apfelsaftpresse


Herstellung von chilotischen Holzschindeln


Mote con Huesillo und Ceviche

Am fruehen Abend fahren wir mit einem Stop in Vilapulli weiter nach Dalcahue, wo wir am Sonntag den Markt besuchen wollen.


San Antonio de Vilupulli, erbaut Ende des 19. Jahrhunderts und in 2005 restauriert



Ueberrascht werden wir von einem Fest. Eigentlich wollen wir uns vom Festbesuch in Chonchi ausruhen, aber immer mehr Menschen stroemen an unserem Auto vorbei zum Fest. Das Feuerwerk sehen wir aus unserem Dachfenster und um 24h entscheiden wir uns doch noch dazu aufs Fest zu gehen. Gerade als wir auf dem Marktplatz ankommen beginnt die Wahl des Mr. Dalcahue. Auf der Buehne befindet sich eine durchaus ansehnliche knapp bekleidetet Taenzerin, die dem Publikum einheizt. Zur Wahl stehen 5 Maenner, von denen keiner besonders attraktiv ist. Nach unzaehligen Proben von Taenzen ueber Tarzanschreie nachmachen, gewinnt natuerlich der lustigste...auch bei den Chiloten kommt es am Ende auf den Charakter an.

Nach der Wahl, es ist mittlerweile 1h morgens, kommt eine 18-koepfige Showband auf die Buehne, die in den 80er- und 90ern Jahren ganze Fussballstadien fuellte. Sie macht Stimmung: Samba, Rumba, Merengue...einschliesslich einer Taenzerin.








Iglesia de Nuestra Señora de los Dolores de Dalcahue, erbaut Ende des 19. Jahrhunderts

Am naechsten Morgen besuchen wir den beruehmten Sonntagsmarkt in Dalcahue. Hauptsaechlich besteht der Markt aus den ueblichen auf der Insel angeboteten Wollprodukten. Hinter jedem Stand sitzen die Frauen und haekeln und stricken. Daneben gibt es auch frischen Fisch, Muscheln und fuer uns zunaechst undefinierbare Tiere. Einer der netten Maenner, die den ganzen Morgen Muscheln oeffnen gibt uns Kostproben aus seinem Sortiment, Piure, Seeigel, Picoroco, lebende Minikrebse... Naja, man muss nicht alles undefinierbare essen was man angeboten bekommt :-) Mit einem Seehecht-Filet in der Tasche verlassen wir den Markt und fahren zum Knoblauchfest in einem angrenzenden Ort.




Piure - schmecken angeblich gut, aber wir konnten uns nicht ueberwinden 









  

 
Farben- und Formenreichtum der chilotischen Holzschindeln

An sich unterscheidet das Fest sich nicht von den bisher gesehenen. Wir probieren alle moeglichen Spezialitaeten der (chilotischen) Kueche und schauen den Darbietungen auf der Buehen zu. Zuerst spielt eine Folkloreband und heimische Taenze werden dazu aufgefuehrt. Dann demonstrieren zwei Frauen wie auch noch heute von Hand Schafe geschoren werden. Schaetzungsweise 10 Minuten brauchen sie fuer ein Schaf. Und dann kommt das Highlight des Knoblauchfestes - die Praemierung des schwersten Knoblauchs (845 gr) und der schwersten Knoblauchzehe (206 gr). Wir haben noch nie so grossen Knoblauch gesehen.






Die erstplatzierte Maria und ihre 206 gr schwere Knoblauchzehe

Am Abend fahren wir nach Castro, wo wir die Nacht auf dem Aussichtspunkt mit einer schoenen Aussicht ueber die Stadt verbringen, dazu gibt es frischen Seehecht vom Grill. Waeren da nicht die Jugendlichen, die um Mitternacht auftauchen und bis morgens in ohrenbetaeubender Lautstaerke Musik hoeren, haetten wir auch eine geruhsame Nacht gehabt.




Am naechsten Tag schauen wir uns Castro an, vor allen Dingen die Stelzenhaeuser „Palafitos“ und die Unesco-Holzkirche.






San Francisco de Castro erbaut im Jahr 1912 und in 2008 restauriert

















Den Abend verbringen wir zuerst bei einem Klavierkonzert in der Holzkirche und dann auf dem Plaza de armas wo das Leben tobt - getreu dem Motto:  je spaeter der Abend desto juenger die Gaeste :-)







 

Am naechsten Tag, dem Valentinstag, fahren wir mit der Faehre nach Quinchao, einer Nachbarinsel: gruene Huegel links und rechts der Strasse die einer Berg-und Talbahn aehnelt, viele architektonisch wunderschoene Haeuser und immer mal wieder ein Blick auf die schneebedeckte Andenkette...Quinchao gefaellt uns. Den Abend verbringen wir am Strand im Sueden der Insel, vor uns das Meer und dahinter der schneebedeckte 2404 Meter hoheVulkan Michinmahuida, der Vulkan, an dessen Fuss wir noch vor ein paar Tagen nach 10 km wandern standen. Am gegenueberliegenden Ufer steigt der Nebel vom Meer auf. Und als endlich der Fischer in seinem kleinen Holzboot frisch gefangenen Lachs anliefert schlagen wir zu. Zum Abendessen treffen wie verabredet Soeren, Jenni mit Greta und ueberraschenderweise Bruno mit Nese ein. Ein schoener Abend mit leckerem Essen am Feuer.





San Judas Tadeo in Curaco de Velez - keine Unescokirche, aber trotzdem schoen




Empanada de manzana und Rocilla (chilenische Maeuschen)


Blick auf Anchao

 

 













Als wir am naechsten Morgen aufwachen ist das Meer in Nebel gehuellt, die Nachbarinseln oder die Anden kann man noch nicht mal erahnen. Im Laufe des Vormittags auf dem Weg nach Quinchao ziehen die Nebelschwaden von Osten nach Westen. Im oestlichen Teil der Insel sind die Haeuser im Nebel versteckt und im westlichen Teil ist blauer Himmel und wir koennen bis nach Chiloe schauen.


Die Holzkirche Nuestra Senora de Gracia in Villa Quinchao wurde 1880 erbaut und 2007-2008 restauriert.







In Anchao kommen wir gerade rechtzeitig zu einer Fallschirmspringervorstellung des Militaers an. Insgesamt springen sieben Maenner aus dem Flugzeug und fuehren Fallschirmmanoever vor.








Danach besuchen wir die Holzkirche des Ortes. Es ist die aelteste aller Holzkirchen und sehr aufwendig gearbeitet. In keiner der anderen Kirchen haben wir aehnliche Holzverzierungen gesehen. Erbaut wurde die sie 1740 und im Laufe der letzten Jahr stetig restauriert. Dabei wurden mit Sorgfalt die maroden Teile der Verzierungen ersetzt, um das urspruengliche Design der Kirche zu erhalten.


Die Kirche Santa Maria de Loreto in Achao wurde1740 erbaut und im Laufe der Jahre restauriert.







Am naechsten Tag fahren wir zur Fiesta de la Biodiversidad in Castro. Es ist das vierte Fest, das wir auf Chiloe besuchen. Alle hatten unterschiedliche Namen, aber bis auf die Knoblauchpraemierung gab es keine Unterschiede.


Raeucherhaeuschen




Liebe auf den ersten Blick


Cazuela de Cordero con Luche (Lammeintopf mit Algen)

Nach dem Mittagessen fahren wir ueber Ancud im Norden nach Punihuil, wo wir eigentlich am naechsten Tag eine Klippenwanderung machen wollen, um die Humboldtpinguine zu beobachten. Der heftige Regen macht uns allerdings einen Strich durch die Rechnung und durch unser Fernglas erkennen wir, dass es sich „nur“ um Magellanpinguine handelt. Bis zum Nachmittag sitzen wir im Bus. Als es endlich aufhoert zu regnen machen wir eine kleinen Spaziergang am Strand. Kurz danach regnet es wieder und wir fahren nach Ancud, setzen uns in ein Cafe und bestellen ein Getraenk nach dem anderen. Den Abend verbringen wir auf einem Stellplatz am Strand – und es regnet immer noch.



Nach 10 schoenen und erholsamen Tagen auf Chiloe verlassen wir die Insel am naechsten Morgen mit der Faehre in Richtung Norden. Puerto Montt ist unser naechstes Ziel.


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