Britta-Seb-ontour.de

09.04. - 16.04.2017 Argentinien

Von Susques ueber Purmamarca, Salta, Quebrada de Toro, Humahuaca bis zur bolivianischen Grenze

 Von Susques aus fahren wir weiter den Paso Jama bis Purmamarca runter. Die Strecke hat es in sich. Serpentinen, Serpentinen und nochmals Serpentinen, soweit das Auge reicht. Was eine bunte Landschaft und was ein idyllisches Dorf erwartet uns am Ende.










Salzlama auf der Salinas Grandes




Quebrada de Humahuaca - Unesco Weltnaturerbe






Purmamarca







Zu indigenen Klaengen essen wir hier zu Mittag, spazieren auf einen Aussichtsfelsen und am Schlafplatz mitten in den bunten Bergen treffen wir Franjo, Birgit und ihren tollen Hund Jaron wieder, die wir zum ersten Mal in Santiago getroffen hatten. Nach einem vergnueglichen Abend und zwei geleerten Weinflaschen geht’s ins Bett. Es ist nach 9 Tagen die erste Nacht unter 3000m und wir schlafen sehr sehr gut.

Nun ist Montag, die Geschaefte haben wieder geoeffnet und wir muessen in den Gasladen. Wir nehmen die Ruta 9 nach Salta. Anfangs ist es eigentlich eine normale Strasse, aber dann beschraenkt sich die Fahrbahnbreite auf 4 m und die Kurven nehmen kein Ende durch den dschungelartigen Wald. Wenn uns Autos entgegen kommen, muessen wir neben die Fahrbahn in den knappen Rand ausweichen. Britta ist froh, als wir nach ca. 40 Kilometern endlich die letzten Kurven hinter uns bringen.



Im Gasladen in Salta angekommen dauert es 30 Minuten und wir haben den passenden Adapter zum Befuellen unserer deutschen Gasflaschen in Argentinien, Bolivien und Peru. Und das Beste an dem Besuch ist, dass sie uns die Flaschen vor Ort auch fuellen. Da hat sich der „Umweg“ von 560 Kilometern doch gelohnt. Mehr als erleichtert geht’s zur Autowaschanlage. Anlage bedeutet in dem Fall ein Mann, der unser Auto vom Salz der Atacama befreit. Dann fuellen wir den Obst- und Gemuesekorb im Auto wieder auf und steuern den Campingplatz Xamena an.

Am naechsten Morgen nehmen wir an der fuer uns fast schon obligatorischen Stadtfuehrung teil. Sehr kurzweilig erfahren wir alles was man ueber Salta wissen muss. Nach der Fuehrung besuchen wir die erwaehnten Kirchen und schauen uns zwei Museen an. Das erste ist das vor zwei Wochen eroeffnete Museum Guemes – zu Ehren des argentinischen Generals im Unabhaengigkeitskrieg. Nachdem Guemes von einem nationalen Komitee zu einem Nationalheld erklaert wurde, hat man in seinem Geburts- und Wohnhaus dieses sehr anschauliche Museum errichtet.






San Francisco




Kathedrale von Salta aus dem Jahr 1858





Dann gehen wir ins MAAM, das archaeologische Museum der hohen Berge. Im Jahr 1999 fand man knapp unterhalb des Gipfels des fuer die Inka heiligen Berges Llullaillaco (6739 Meter hoch) die tiefgefrorenen Koerper dreier Kinder, einschliesslich gut erhaltener Grabbeigaben. Die ueber 500 Jahre alten Kindermumien gehoeren zu den besterhaltensten natuerlichen Mumien der Welt. Durch die Kaelte, den fehlenden Sauerstoff und Druck und die Vulkanasche sind sie so gut erhalten und liefern Einblicke in das Capacocha-Ritual der Inka. Dieses Opferritual wurde unter anderem bei dem Tod eines Herrschers, bei Naturkatastrophen oder zur Ehrung der Goetter ausgefuehrt. Dazu wurden aus verschiedenen Gebieten des Inka-Reiches die schoensten und vollkommensten Kinder auserwaehlt und vermutlich ein Jahr auf ihren Tod vorbereitet. Bei allen Kindern fand man Spuren von Alkohol und Koka. Wissenschaftlicher vermuten, dass die Kinder damit betaeubt wurden und dann einschliesslich verschiedener Grabbeigaben lebendig beerdigt wurden. Das mag alles sehr grausam klingen, aber man muss dabei bedenken, dass das Leben nach dem Tod fuer die Inka den gleichen Wert hatte wie das Leben auf Erden. Die Kinder kamen nun wieder mit ihren Vorfahren zusammen. Im Museum ausgestellt ist bei unserem Besuch die Mumie eines 5 - 6 Jahre alten Maedchens.


Fotografierverbot - deshalb gibt es nur Fotos vom Handy



Nach dem Besuch laufen wir noch etwas durch die Stadt und lassen den Abend bei Wein und einem Steak vom Grill auf dem Campingplatz ausklingen. 

Wir sind unentschlossen wohin wir als naechstes fahren sollen. Lohnt es sich ins suedlich gelegene Cafayate zu fahren? Sollen wir direkt Richtung Norden nach Humahuaca? Am Ende entscheiden wir uns fuer eine Fahrt Richtung Westen durch die Quebrada de Toro, eine malerische Strecke, die hauptsaechlich der Zugstrecke „Tren a las nubes“ (Zug zu den Wolken) folgt. Die Strecke ist landschaftlich grandios, viele bunte Felsen, wir kaufen leckeren Ziegenkaese am Strassenrand und finden am Ende ein gemuetliches Plaetzchen zum Uebernachten.








Hier kaufen wir leckeren Ziegenkaese


Der naechste Tag beginnt mit blauem Himmel, einem leckeren Fruehstueck und einer schonen Fahrt bis San Antonio de los Cobres.











Aber dann entscheiden wir uns fuer die Strasse, die von hier zu den Salinas Grandes fuehrt, laut Recherche eine gut ausgebaute Schotterstrasse. Am Ortsausgang besteht die Piste aus Wellblech, aber das ist fast immer so. Zu dem Zeitpunkt haben wir noch Hoffnung, dass sich die Strassenverhaeltnisse bessern, aber die schwindet irgendwann. Das Wellblech wird eher schlimmer als besser. Es ist vermutlich die schlimmste Strasse, die wir bisher gefahren sind und wir koennen jedem nur davon abraten. Besser nochmal knapp 200 km auf der Teerstrasse zurueck fahren, als diese Strasse zu nehmen. Irgendwann macht Umdrehen auch keinen Sinn mehr und wir fahren langsam weiter. Vom Dach erklingt waehrend der Fahrt ein dumpfes nerviges Schlagen, was von den gefuellten Tankkanistern kommt, die sich in der Halterung bewegen. Auf den letzten 30 Kilometern kommt ein weiteres Schlagen hinzu. Sebastian vermutet Probleme mit der Hinterachse. Noch langsamer fahren wir weiter und kommen voellig genervt nach 3 Stunden und 95 Kilometern uebelster Wellblechpiste auf der Teerstrasse an. Ein Blick hinter den linken Hinterreifen erklaert schnell das Geraeuch...der Stossdaempfer, neu, extrateuer, heavy duty, hat das Zeitliche gesegnet. Die Manschette ist komplett gerissen und der Radkasten mit Oel vom Stossdaempfer voll gespritzt. Wir sind „hellauf begeistert“, denn 1. es geht immer das kaputt, was man nicht dabei hat und 2. in Argentinien gibt es keine Ersatzteile fuer einen T3.



Mit dem kaputten Stossdaempfer fahren wir 120 Kilometer bis nach Jujuy zum Volkswagenhaendler. Fehlanzeige: hier gibt es nur Teile ab Baujahr 2008 (mmmh, 17 Jahre zu alt) und das Modell in Argentinien...er schuettelt nur den Kopf. Es ist Gruendonnerstag und mittlerweile 18.30 Uhr - wo sollen wir jetzt noch Hilfe finden? Wir sehen uns schon ueber die Osterfeiertage an irgendeiner Tankstelle an der Autobahn sitzen. Wir fahren weiter zu Emilio, einem Mechaniker, der im i-overlander empfohlen ist. Dass es hier keine Ersatzeteile fuer unser Auto gibt kann er nur bestaetigen, aber so einen defekten Stossdaempfer koenne man doch ganz leicht reparieren … sein Nachbar sei auf Stossdaempfer spezialisiert (was auch immer das hier bedeutet). Kurzerhand baut er ihn aus und schweisst die Befestigung des defekten Stossdaempfers an einen anderen gebrauchten, der wohl noch funktioniert, und baut ihn wieder ein.

Wir koennen nach zwei Stunden weiterfahren und finden in Yala einen schoenen Stellplatz zum Uebernachten.  

Am Karfreitag fahren wir nach Maimara und sehen dort noch den letzten Teil der Osterprozession. Die Marienfigur wird gerade in die Kirche getragen. Auf dem Platz vor der Kirche laufen die Leute wild rum und es werden Haehnchenspiesse und Rosenkraenze verkauft. Nachdem der Pastor die letzten Worte gesprochen hat, beginnt die Musik, wenn man es ueberhaupt so nennen kann. Vor der Kirche stehen im Abstand von jeweils drei Metern fuenf Musikgruppen – richtig gelesen: fuenf!!! und sie musizieren nach den folgenden Regeln:

-  alle Gruppen spielen gleichzeitig und auf keinen Fall nacheinander

- jede Gruppe versucht ein anderes Lied zu spielen
- jeder spielt so laut er kann
- der Mann an der dicken Trommel haut drauf, was das Fell haelt
- der Rhythmus aendert sich nicht
- beim Spielen kann man aufhoeren und anfangen wann man will und wenn man waehrend des Stueckes Fanta trinken oder Trauben essen moechte – nur los

 Bei nur einer Gruppe koennen wir eine Melodie erkennen und im Vergleich zu den anderen spielen die gar nicht so schlecht. Der Rest ist die argentinische Version der Zwoelftonmusik.






2 der 5 Gruppen, die gleichzeitig musizieren

   


Schild in der Kirche: Gott moechte heute mit Dir sprechen, aber nicht durch sein Handy

Im Ort besuchen wir noch den sehenswerten Friedhof und fahren dann weiter nach Tilcara.









Hier wandern wir vier Kilometer bergauf zum Kehlkopf des Teufels, einer Schlucht mit einem kleinen Staudamm, der die indigenen Gemeinschaften mit Wasser versorgt. 



Zurueck im Stadtzentrum, werden gerade die aus Naturmaterialien hergestellten Bilder zur Abendprozession aufgestellt.





Auf dem Platz ist ein Markt mit Souvenirs aufgebaut. Wir ueberlegen noch kurz, ob wir uns die Prozession anschauen sollen, aber als wir dann die schlechteste Musikgruppe des Nachbardorfes einmarschieren sehen, beschliessen wir zu fahren. Das koennen wir unseren Ohren nicht nochmal antun. In einem kleinen Dorf in Richtung Humahuaca finden wir einen gemuetlichen Uebernachtungsplatz.



Am naechsten Morgen sollte die Pechstraehne nicht abreissen. Wir wollen zum Mirador Hornocal, von wo aus man die 14-farbigen Berge bewundern kann. Sieben Kilometer vor dem Ziel, wird der Motor heiß. Vorsichtshalber halten wir an und sehen eine riesige Pfuetze unterm Auto. Als der Motor abgekuehlt ist schaut Sebastian sich den Fuehler des Wasserausgleichsbehaelters an... der Verschluss ist gerissen und bei der normalen Wassertemperatur spritzt dort alles raus. Das wird eine laengere Pause. Hier gelten wieder die oben genannten Regeln: Das defekte Teil hat man nie dabei und man bekommt es nicht in Argentinien. Wir ueberlegen wie wir das reparieren koennen....Zunaechst schmieren wir einen Kleber von aussen dran, der Kleber mit dem wir auch die Solaranlage befestigt haben. Wir warten, bauen es ein, Motor startet, schon wieder kaputt.

Dann finden wir in den Kisten ein anderes Dichtmittel, dass bis 150 Grad temperaturbestaendig sein soll. Sebastian spritzt den Fuehler damit aus und nun warten wir. Ein paar nette Autofahrer halten auf dem Weg zum Mirador an und bieten Hilfe an...aber dabei kann keiner helfen. Wir lassen die Dichtmasse bis zum naechsten Tag aushaerten und hoffen.

Das Hoffen hat sich gelohnt, der Bus springt an, es laeuft kein Wasser raus und wir fahren am endlich zum Mirador Hornocal – die technisch bedingte 24-stuendige Anreise hat sich gelohnt. Ein grandioser Blick auf die bunten Berge.


Hornocal - auf 4350 Metern ueber dem Meeresspiegel





Nach Aussage eines netten, franzoesischen und vielgereisten Paares, das wir in Vicuna getroffen haben, haben wir mit diesem Teil Argentiniens den schoensten Flecken der Erde gesehen. Ob das stimmt? Wir muessen weitere Untersuchungen anstellen und verlassen die Quebrada de Humahuaca in Richtung Bolivien. Wenn es keine weiteren technischen Probleme geben wir, kommt unser naechster Bericht von dort.

 
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